LED-Helm & Co.: Kann Rotlicht gegen Haarausfall helfen? Eine Expertin klärt auf

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Wenn man Haare verliert, ist das für viele Menschen kein gutes Gefühl. Aber was kann helfen? Wirkt Rotlicht gegen Haarausfall? Eine Dermatologin hat hilfreiche Infos.

Haarausfall kann unterschiedliche Gründe haben − daher kann auch mögliche Hilfe unterschiedlich ausfallen. Wie effektiv ist aber eine Behandlung mit Rotlicht gegen Haarausfall? Dr. med. Alice Martin erklärt dem stern, was man dabei beachten sollte.

Sie sagt: "Haarausfall kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Manche sind nicht therapierbar, manche brauchen eine medizinische Therapie. Bei anderen kommt es darauf an, ob ein Ereignis der Auslöser war, wie zum Beispiel eine Entbindung, die Menopause, Medikamenteneinnahme oder anderes. Bei diesen Ursachen können die Haare nach einer gewissen Zeit von selbst wieder wachsen."

Alice MartinAlice Martin ist Dermatologin und Influencerin. Zuletzt erschienen ist ihr Buch "Alles klar beim Haar? Die wichtigsten Fakten zu Wachstum. Gesundheit und Pflege", das Martin gemeinsam mit der Ärztin Lucia Schmidt geschrieben hat. Zudem hat sie die digitale Hautarztpraxis Dermanostic gegründet, auf der Patientinnen und Patienten schnell Hilfe bei ihrem Anliegen bekommen können
© Patrycia Lukas

Bei einigen Gründen von Haarausfall könne die Rotlichttherapie helfen, erklärt die Expertin. Dazu gebe es auch Studien. Eine dieser Studien aus dem Jahr 2021 besagt, dass Androgenetische Alopezie (AGA) zu dünner werdendem Kopfhaar führe und weltweit etwa 60 bis 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung betreffe. Bei dieser Art von Haarausfall könne Rotlicht, genauer rotes Licht mit 650 nm (Nanometer), das Haarwachstum stimulieren.

Martin fügt aber an: "Diese Art der Therapie kann positive Einflüsse haben. Allerdings gibt es dazu noch keine großen randomisierten Studien. Meist ist es auch subjektives Empfinden." Es gebe zwar einen nachgewiesenen Effekt, ob er allerdings deutlich sichtbar ist und bei welchen Arten von Haarausfall Rotlicht wirkt, ist nicht eindeutig geklärt.  

Rotlicht gegen Haarausfall: Wie funktioniert das?

Zur Erklärung: Sowohl die Rotlichttherapie bei Spezialistinnen und Spezialisten als auch Geräte für den Heimgebrauch sollen die Haarfollikel stimulieren, die Blutzirkulation in der Kopfhaut erhöhen und den Zellstoffwechsel anregen können. Dabei setzen die Geräte in der Regel auf rotes Licht von 650 nm oder auf eine niedrige Lasertherapie (LLLT). Dass LED-Geräte für ein verbessertes Hautbild sorgen und Entzündungen reduzieren können, ist bereits bewiesen, mehr dazu lesen Sie hier

Geräte mit Rotlicht zum Haarwachstum: Erfahrungen

Auch bei Haarausfall kann Rotlicht unterstützend wirken und auf der Kopfhaut den Zellstoffwechsel anregen, was für das Haarwachstum fördernd sein kann. Erfahrungen mit solchen Geräten finden sich online nur begrenzt, da sie noch nicht allzu lange für den Heimgebrauch erhältlich sind. 

Ein beliebtes Gerät ist der Haarwachstumshelm von Currentbody. Eine Nutzerin schreibt über ihre Erfahrung mit dem Gerät, dass sie "eine deutliche Verringerung des Haarausfalls und eine deutliche Zunahme des Haarwuchses festgestellt" habe. Sie erklärt, dass sie zusätzlich ihren Eisen- und Vitamin D-Gehalt gesteigert und das Gerät täglich genutzt habe. Das habe zu einer erhöhten Nachwachsgeschwindigkeit ihrer Haare geführt, schreibt sie. Auch viele andere berichten von positiven Erfahrungen. Negativ: Das Gerät sei etwas sperrig und verheddere sich manchmal in den Haaren.

Zum Gerät: Der Haarwuchshelm von Currentbody wird von einem Spektrum rotes Licht (620-660 nm) betrieben. Diese Wellenlängen sollen die Haarfollikel aktivieren, Entzündungen reduzieren, die Dihydrotestosteron (DHT)-Spiegel (ein Hormon, das für Haarausfall und Dünnerwerden der Haare verantwortlich ist) senken und die Blutzirkulation der Kopfhaut verbessern können. Es gleicht Geräten beim Hautarzt oder der Hautärztin.

Daneben gibt es noch weitere Produkte, die mit rotem Licht arbeiten und ähnliche Effekte haben sollen. Dazu zählen Käppis mit eingebauten LEDs oder auch Kopfmassagegeräte, etwa von Foreo oder FAQ Swiss, die ebenfalls mit der Rotlichttherapie arbeiten und zusätzlich die Kopfhaut massieren und gezielt auch an kleinen Stellen eingesetzt werden können. Sie sind meist etwas handlicher, müssen aber manuell über den Kopf bewegt werden. Zudem gibt es Geräte, die mit elektrischer Stimulation funktionieren, wie von Niostem. Auch diese müssen regelmäßig genutzt werden.

Dr. med. Alice Martin sagt zu den Geräten für den Heimgebrauch: "Als Ersttherapie würde ich sie nicht empfehlen und bin etwas zurückhaltend, was den Effekt solcher Geräte angeht. Zumal man sie regelmäßig anwenden muss." Die Dermatologin erklärt weiter: "Wenn bisher nichts geholfen hat und man die finanziellen Mittel hat, kann man solche Geräte sicher einmal ausprobieren."

Wichtig: Solche Geräte müssen regelmäßig genutzt werden, damit sie Ergebnisse liefern können. Mindestens dreimal pro Woche, besser fünfmal und im allerbesten Fall täglich sollten sie zur Anwendung kommen. Dabei wird eine Behandlungszeit von etwa zehn bis 15 Minuten empfohlen. Schaden können solche Geräte in der Regel nicht, sie sollten aber nicht länger genutzt werden als empfohlen und man sollte nie direkt ins rote Licht schauen. Bei Juckreiz, Rötungen oder anderen Auffälligkeiten sollte stets ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Dieser Gang ist sowieso bei den ersten Anzeichen von Haarausfall sinnvoll, erklärt die Dermatologin. 

Was kann noch bei Haarausfall helfen?

Da Rotlicht-Geräte gegen Haarausfall in der Anschaffung teuer sein können und regelmäßig genutzt werden müssen, ist es wichtig, zu wissen, ob sie wirken können. Dr. med. Alice Martin rät zu folgendem Vorgehen bei Haarausfall: "Wir versuchen in einem ersten Schritt immer ganzheitlich abzuklären, was die Ursachen für den Haarausfall sein kann. Bei einem diffusen Haarausfall etwa, also wenn überall Haare ausfallen, fragen wir nach Auslösern wie etwa Stress oder anderen." Auch die Ernährung spiele eine Rolle, etwa Diäten, ebenso Medikamenteneinnahme, Erkrankungen oder anderes. Genetische Ursachen sind ebenfalls möglich. Nach der Anamnese gehe es an den nächsten Schritt.

"Wir schauen uns dann den Kopf genauer an, mit unterschiedlichen Methoden." Erst dann könne man genauer feststellen, welche Art von Haarausfall vorliegt und ob man mit Medikamenten entgegenwirken muss oder ob sich eine Ernährungsumstellung oder auch der Einsatz von LED- und/oder Massageprodukten eignen kann. Ob Mittel wie Shampoos oder andere gegen Haarausfall helfen können, hat Dr. med. Alice Martin dem stern ebenfalls erklärt.

Dazu sagt sie: "Wundermittel gibt es nicht. Das ist auch nicht möglich. Wenn Haare weg sind, müssen sie erstmal wieder nachwachsen." Dazu brauche es neben ärztlichem Rat die richtige Herangehensweise und Geduld.