„Late Night with the Devil“-Kritik: Unkonventioneller Horror zwischen Realität und Fiktion

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„Late Night with the Devil“ ist nicht nur ein Horrorfilm der besonderen Art, sondern gleichzeitig eine Kritik an die Massenmedien der 70er-Jahre.

„Late Night with the Devil“ feierte 2023 beim SXSW Festival in den USA Premiere und sogar Horrormeister Stephen King persönlich lobte das Werk. Der Gruselstreifen wirkt mit seinem Found-Footage-Ansatz wie eine reale Geschichte über eine aus dem Ruder gelaufene 70er-Jahre Late-Night-TV-Show, in dem der „The Suicide Squad“-Star David Dastmalchian in der Hauptrolle eines TV-Moderators zu sehen ist.

„Late Night with the Devil“ könnt ihr derzeit bei Amazon kaufen oder leihen. Ab dem 5. Mai 2025 hingegen erhaltet ihr das Werk von Colin und Cameron Cairnes im Prime-Abo.

Warum ihr euch den Horrortrip nicht entgehen lassen solltet, zeigen wir euch jetzt in unserer spoilerfreien Kritik.

Einen ersten Einblick in den skurrilen Film erhaltet ihr hier:

 „Late Night with the Devil“: Horror mal anders

Wer in diesen Film geht und viele Jumpscares, gruselige Monster oder aufwendige dämonische Austreibungsversuche erwartet, wird an dieser Stelle enttäuscht. Dennoch punktet der Horrorstreifen in vielerlei Hinsicht.

„Late Night with the Devil“ spielt mit den Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Durch die natürliche Interaktion des Moderators Jack Delroy (David Dastmalchian) mit dem Fernsehpublikum bekommt man auch als Zuschauer*in den Eindruck, Teil des Spektakels zu sein. Geschickt wird die vierte Wand durchbrochen, was für eine Art immersives Kinoerlebnis sorgt. Ich wurde tief in die Handlung hineingezogen und hatte das Gefühl, die paranormalen Geschehnisse in der TV-Show „live“ und hautnah miterleben zu können.

Die Aufmachung des Films ist ebenso ungewöhnlich – und funktioniert aber trotzdem oder vielleicht genau deshalb sehr gut. Das 4:3-Bildformat und die angepasste 70er-Jahre-Bildqualität verleihen dem Geschehen im Fernsehstudio Authentizität. Das ist es auch, was den Film meiner Meinung nach am stärksten ausmacht und der gruseligste Aspekt ist.

Der Mangel an ultimativen Schockmomenten wird durch die permanente Anspannung wettgemacht, die man während des Filmes fühlt. Ich fragte mich häufiger: Ist das alles wirklich nur Fiktion oder passierte das wirklich? Auch hier verleiht das Verschwimmen der Grenzen zwischen Fakt und Fiktion dem Werk die nötige Prise Horror.

Eine packende Reflexion über die Fernsehwelt 

Der Film gibt einen faszinierenden und zugleich ungeschminkten Einblick hinter die Kulissen der TV-Welt der 70er-Jahre. Eindrucksvoll wird die Skrupellosigkeit von TV-Shows enthüllt, die keine Grenzen kennt, um die Sensationslust des Publikums zu stillen. Verkörpert wird das Ganze durch den Produzenten der Late-Night-Show.

Der Wechsel zu schwarz-weiß Szenen suggeriert dem Publikum gekonnt ungewöhnlich, dass wir uns nun hinter dem Vorhang befinden. Nicht nur die Figur des Produzenten nimmt uns mit in diese unnachgiebige Welt. Vielmehr ist es das Fernsehpublikum selbst, das nach genau solchen Spektakeln dürstet und dessen Sensationslust mit solchen Shows gestillt wird.

„Late Night with the Devil“: Ein TV-Moderator, der überzeugt

David Dastmalchian beeindruckt mit seiner Rolle als TV-Moderator und verleiht dem Film eine Tiefe, die ich noch nicht oft in Horrorfilmen gesehen habe. Delroy ist das wichtigste Bindeglied, das die gesamte Show zusammenhält. Der Moderator steht vor der Entscheidung, seine Werte und Prinzipien für die Einschaltquoten über Bord zu werfen und die Gäste der Show an das Publikum zu „verfüttern“.

Dastmalchian schafft es, diese Zerrissenheit und den inneren Kampf authentisch darzustellen, wodurch seine Figur auf ganzer Linie überzeugt.

Mein Fazit: Wer einen eher unkonventionellen und gleichzeitig seichteren Horrorfilm sehen möchte, dem es aber nicht an Spannung mangelt, ist mit „Late Night with the Devil“ bestens bedient.