Die Entlassung von Verteidigungsminister Joav Galant durch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat landesweite Proteste ausgelöst. In Tel Aviv blockieren schon in der Nacht Tausende die Straßen. Und auch in Jerusalem und Haifa wächst der Unmut gegen Netanjahu weiter.
In Israel haben landesweit tausende Menschen gegen die Entlassung von Verteidigungsminister Joav Galant durch Regierungschef Benjamin Netanjahu protestiert. In Tel Aviv blockierten Demonstranten schon in der Nacht stundenlang die wichtigste Stadtautobahn, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Auch in Jerusalem und Haifa protestierten Israelis gegen Netanjahus Entscheidung, den beliebten Verteidigungsminister mitten im andauernden Mehrfrontenkrieg gegen ihr Land durch den bisherigen militärisch weniger erfahrenen Außenminister Israel Katz zu ersetzen.
In Tel Aviv skandierten die Demonstranten gegen Netanjahu und seine Regierung gerichtete Slogans und schwenkten Israel-Flaggen. Viele trugen Schilder mit Aufschriften wie "Wir verdienen bessere Führer" und "Wir lassen niemanden zurück".
Galant befürwortet Abkommen mit Hamas
Das Verhältnis zwischen Galant und Netanjahu gilt seit einiger Zeit als zerrüttet. Als Grund für Galants Entlassung gab Netanjahu an, dass sein Vertrauen in den bisherigen Verteidigungsminister geschwunden sei.
Galant galt als vehementer Befürworter eines Abkommens mit der Hamas, um die im Gazastreifen noch immer festgehaltenen Geiseln freizubekommen. Der frühere General, Marinekommandeur und langjährige Militärberater des früheren Regierungschefs Ariel Scharon hat die Kriegsführung gegen die Hamas entscheidend mitgeprägt. Er geriet aber zuletzt wegen Unstimmigkeiten über das weitere Vorgehen immer wieder mit Netanjahu aneinander. Aus Galants Sicht hätte sich Israel schon weitaus früher stärker auf die nördliche Grenze zum Libanon konzentrieren sollen.
Ein weiterer Streitpunkt betraf die Einberufung wehrfähiger ultraorthodoxer Männer zum Armeedienst. Noch am Tag vor seiner Entlassung hatte Galant die Empfehlung der israelischen Armee genehmigt, zusätzliche 7000 Einberufungsbefehle für ultraorthodoxe Juden auszustellen.
Armee braucht neue Soldaten
Nach mehr als einem Jahr des Mehrfrontenkrieges ist die israelische Armee dringend auf neue Soldaten angewiesen, auch um die seit einem Jahr im Einsatz befindlichen hunderttausenden Reservisten zu entlasten. Doch die ultraorthodoxen Parteien drohten Netanjahu mit Koalitionsbruch, sollte ein geplantes Gesetz zur Freistellung Ultraorthodoxer vom Wehrdienst im israelischen Parlament scheitern.
Nach seiner Entlassung wiederholte Galant seine Kritik an der Regierung mit scharfen Worten: "Wir dürfen nicht zulassen, dass ein korruptes und fehlerhaftes Gesetz in der Knesset verabschiedet wird, das Zehntausende von Bürgern von der Last befreit", sagte er. Zudem forderte er die Regierung auf, die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln lebendig nach Hause zu bringen. Dies sei Israels "moralische und ethische Verpflichtung". Andernfalls gebe es "keine Versöhnung" in der Gesellschaft. "Die Sicherheit des Staates Israels war stets die Mission meines Lebens und wird dies auch immer bleiben", erklärte Galant.