Nordkorea wird der wichtigste Verbündete Russlands. Neben Millionen von Granaten und Soldaten wird nun militärisches Großgerät geliefert, um Russlands Verluste auszugleichen.
Nordkorea wurde im Krieg gegen die Ukraine zu einem engen Verbündeten von Russland. Kein anderes Land liefert offen Waffen und Munition nach Russland. Das ist vor allem die kriegsentscheidende Artilleriemunition. Inzwischen sollen über acht Millionen Granaten geliefert worden sein.
Weniger beachtet wurde, dass die Russen auch ballistische Raketen Typ KN-23/24 einsetzen. Sie entsprechen in etwa der russischen Iskander. Der Gefechtskopf der KN-23 wiegt 500 Kilogramm, allerdings soll die Reichweite größer als die der Iskander sein. Die KN-24 ist wiederum kleiner und hat nur eine Reichweite von etwa 400 Kilometren.
Ballistische Raketen aus Nordkorea
Bislang wurden 2024 etwa 60 Raketen nordkoreanischen Ursprungs eingesetzt. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst arbeiten die Rüstungsfabriken im Norden auf Hochtouren. Die Elektronik der Waffen stammt weitgehend aus dem Westen. Das Problem ist nur, dass die Nordkoreaner, wie auch die Russen Allerweltskomponenten benutzen – die berühmten Waschmaschinenchips – die in großer Zahl frei verfügbar sind. Sie werden von einem Netz aus kleinen Zwischenhändlern erworben und transportiert. Wird eines der Büros enttarnt und mit Sanktionen belegt, wird es geschlossen und mit Sanktionen belegt. Teils sollen Komponenten auch schlichtweg illegal kopiert und dann nachgebaut werden.
Viele westliche Experten hoffen, dass Putin ab Ende 2025 oder im Jahr 2026 Großsysteme wie Kampfpanzer, Schützenpanzer und gepanzerte Transporter ausgehen werde. Komplett neuaufgebaute Systeme machen nur einen Teil der russischen Produktion aus, der Großteil besteht aus modernisierten und fit gemachten Lagerbeständen. Und die scheinen zur Neige zu gehen. Zumindest lichten sich die von Satelliten einsehbaren Lager. Niemand weiß allerdings, welche Bestände sich inzwischen in Hallen befinden. Es ist auch optimistisch, jeden Abschuss als unwiederbringlichen Verlust zu werten. Einen Teil der getroffenen Fahrzeuge werden die Russen wieder instand setzen können.
Alt aber zahlreich
Von den Problemen der Schätzung abgesehen, würde eine Lieferung von solchen Systemen aus Nordkorea Russland sehr helfen. Die Bestände in Nordkorea sind überwiegend veraltet. Man nimmt an, dass das Heer über 3500 Kampfpanzer unterhält und vermutlich weitere eingelagert hat. Und auch solche Waffen tauchen in der Ukraine auf. An der Front wurden Panzerjäger vom Typ Bulsae-4 beobachtet. Hier handelt es sich um einen gepanzerten Transporter – die nordkoreanische Version des russischen BTR-80 - auf den ein Werfer für sechs Anti-Panzer-Lenkwaffen montiert sind.
In den letzten Tagen wurde der Transport von schweren Artilleriesystemen beobachtet. Es soll sich um 50 170-Millimeter-Haubitzen Koksan auf Selbstfahrlafetten und 20 mobile Raketenwerfer im Klaiber von 240-Millimetern handeln.
Wirksame schwere Artillerie
Das Artilleriesystem Koksan wurde erstmals vom Iran während des Iran-Irak-Kriegs (1980-1988) eingesetzt. Das Geschütz ist auf einem Kettenfahrgestell montiert und ist offen. Anders als bei der Panzerhaubitze 2000, ist die Bedienung nicht geschützt. Der Höhenrichtbereich liegt bei 75 Grad, demnach ist eine Haubitze. Die maximale Reichweite beträgt 40 Kilometer, bei Geschossen mit Raketenantrieb sollen es 60 Kilometer sein. Die Munition wird von einem zweiten Fahrzeug mitgeführt.
Nordkorea verfügt über drei Typen von schweren Mehrfachraketenwerfer im Klaiber 240 Millimeter (M1985 , M1989, M1991). Die Raketen sind ungelenkt, daher nur für Flächenbombardements geeignet. Sie werden meist eingesetzt, um Bewegungen des Gegners am Boden zu behindern oder um ihn in seinen Stellungen festzuhalten, während sich eigene Truppen bewegen. Die Reichweite liegt bei 40 bis 60 Kilometern. Eine Salve kann bis zu 22 Raketen in 45 Sekunden abfeuern.
Munition erhält Russland bereits in großen Mengen. Anderes schweres Militärgerät. Es trifft in merklicher, aber nicht entscheidender Stückzahl in Russland ein. Das kann sich aber steigern. In Russland selbst wird es wegen der überhitzten Konjunktur immer schwerer Facharbeiter zu rekrutieren. Den Mangel versuchen die Rüstungsbetriebe zu beheben, indem sie international Arbeiter anwerben – vor allen in den Nachfolgestaaten der UdSSR. Bekannt wurde das Werkstudentenmodell in Drohnenproduktion. Afrikaner konnten an einer technischen Hochschule studieren und montierten quasi "Halbtags" die Fluggeräte. Bei einer Produktion direkt in Nordkorea umgeht Moskau den Engpass im eigenen Land. Es ist wahrscheinlich, dass diese Lieferungen sich 2025 deutlich steigern werden.