Gestiegene Energiepreise und die maue Weltkonjunktur machen der Chemie- und Pharmaindustrie zu schaffen. Eine Erholung bleibt aus, aber ein Ziel soll dennoch erreicht werden.
In der angeschlagenen deutschen Chemiebranche ist die erhoffte Geschäftsbelebung im Sommer ausgeblieben. Die Erholung habe im zweiten Quartal an Schwung verloren, berichtete der Branchenverband VCI in Frankfurt. Die heimische Industrie habe in den vergangenen drei Monaten die Produktion gedrosselt und sich mit Chemikalienbestellungen zurückgehalten. Auch habe die Weltwirtschaft nicht wie erhofft Fahrt aufgenommen, die Nachfrage aus dem Ausland sei gesunken. Viele Chemieanlagen seien wegen Auftragsmangels weiter nicht rentabel ausgelastet.
"Die Stimmung in unserer Branche hat sich wieder spürbar abgekühlt", sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. "Eine nachhaltige Belebung der Nachfrage zeichnet sich daher nicht ab." Noch im ersten Halbjahr hatte sich der Verband verhalten optimistisch gezeigt und von Signalen leichter Entspannung gesprochen.
Produktionswachstum erwartet
An seinen Prognosen für das Gesamtjahr hielt der Verband dennoch fest. Demnach soll der Umsatz um 1,5 Prozent und die Produktion um 3,5 Prozent steigen.
Im zweiten Quartal konnte die Chemie- und Pharmabranche die Produktion leicht um 0,8 Prozent gemessen am Vorquartal steigern. Damit lag sie um 3,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte binnen Jahresfrist um 0,6 Prozent. Die Beschäftigung blieb dank Zuwächsen in der Pharmabranche mit knapp 480 000 Menschen auf hohem Niveau.
Die strukturellen Probleme am Standort Deutschland seien nach wie vor ungelöst, kritisierte der VCI. Vier von zehn Industrieunternehmen würden erwägen, die Produktion weiter zu drosseln oder gar ins Ausland abzuwandern, warnte der Verband.