Seit einem Jahr können Unternehmen in der Lausitz direkte Förderung aus dem "Just Transition Fund" der EU beantragen. Das soll helfen, negative Folgen des Kohleausstiegs abzufedern. Wie gut klappt das?
Enrico Frühling, Geschäftsführer von Stylework, ist glücklich mit dem neuen CO2-Laser in seinem Cottbusser Handwerksbetrieb. Mit der Maschine kann seine Firma nun dreidimensionale Gravuren in verschiedene Oberflächen lasern. Eine Zukunftsinvestition in das Unternehmen, das im visuellen Marketing tätig ist und Sonderanfertigungen für den Messe- und Kullissenbau produziert. "Wir können jetzt noch hochwertiger produzieren und unser Portfolio erweitern", sagt Frühling. "Letztendlich konnten wir dadurch sogar einen neuen Arbeitsplatz schaffen."
Möglich geworden ist die Investition durch den "Just Transition Fund" (JTF) der Europäischen Kommission: Von den 270.000 Euro, die die Maschine und der Umbau der Räumlichkeiten gekostet hat, stammen knapp 200.000 Euro aus Mitteln der EU. "Wenn es die Förderung nicht geben würde, hätten wir die Maschine nicht anschaffen können", sagt Frühling.
Förderung für kleinere und mittlere Unternehmen
Seit einem Jahr können Unternehmen aus der Lausitz Geld aus dem "Just Transition Fund" bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg beantragen. Ziel des Fonds ist es, den negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Kohleausstiegs entgegenzuwirken. Die EU stellt den deutschen Braunkohlerevieren in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt dafür insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro bis 2027 zur Verfügung.
Im Vergleich zu anderen Förderprogrammen richtet sich der Fonds in der Lausitz zu einem großen Teil an kleinere und mittlere Unternehmen. Er füllt so eine Lücke in der Strukturförderung nach dem Braunkohleausstieg, die häufig auf Großprojekte ausgelegt ist. Das Strukturstärkungsgesetz des Bundes beispielsweise fördert in der Lausitz Großprojekte wie das neue Cottbuser Bahnwerk oder den "Lausitz Science Park".
Unternehmen können ihre Projekte über den JTF auf zwei Arten unterstützen lassen: Einerseits ist eine Förderung von Projekten von bis zu 70 Prozent möglich - dann bekommt das Unternehmen maximal 300.000 Euro. Andererseits können größere Projekte mit bis zu 45 Prozent gefördert werden. Die Maximalsumme liegt hier bei 15 Millionen Euro.
Lob von der Handwerkskammer
Die Bilanz nach einem Jahr zeigt: das Förderprogramm aus dem JTF ist bei vielen Unternehmen begehrt. Knapp 500 Anträge sind bei der Brandenburger Investitionsbank seit vergangenem August eingegangen. Das entspricht einem beantragten Zuschussvolumen von etwa 167 Millionen Euro. Mehr als 65 Millionen Euro davon wurden bereits bewilligt - das sind 186 bewilligte Anträge.
Die Handwerkskammer Cottbus bewertet den Anlauf des Programms als Erfolg. "Das ist wirklich sehr beachtlich und eine sehr gute Bilanz nach einem Jahr", sagt Manja Bonin, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Cottbus. "Wir sind sehr positiv überrascht und freuen uns wirklich, dass die Unternehmen die Mittel sehr gut annehmen"
Insbesondere die breite Streuung der Förderung sei erfreulich. "Viele Branchen profitieren davon, die vorher keine Förderung bekommen haben", erklärt Manja Bonin. "Wir haben Maurer und Betonbauer, die hier Förderung beantragen. Es gibt aber auch Elektrounternehmen, Metallbauer und Tischler."
Viele Branchen profitieren
Die Zahlen der Investitionsbank des Landes Brandenburg bestätigen die diverse Branchenverteilung der Anträge: Etwa 24 Prozent stammten aus dem verarbeitenden Gewerbe, 22 Prozent aus dem Baugewerbe, acht Prozent aus dem Handel, dicht gefolgt vom Gastgewerbe (sieben Prozent) und dem Dienstleistungssektor (sechs Prozent).
Die Fördergelder würden von den Unternehmen ganz unterschiedlich eingesetzt. "Es gibt kleinere Digitalisierungsvorhaben in Elektrounternehmen oder Metallbau-Unternehmen", sagt Manja Bonin von der Handwerkskammer Cottbus. "Wir sehen aber auch Unternehmen, die ihre Geschäftsfelder erweitern wollen und Innovation vorantreiben wollen." Sie würden in ihren Fuhrpark, in ihren Maschinenpark oder ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren.
Schnell und unbürokratisch
Lob gibt es von der Handwerkskammer auch dafür, dass die Anträge relativ unbürokratisch gestellt werden können. "Man braucht nicht viel Zeit. Es ist alles niedrigschwellig. Man kann es digital beantragen. Es wird schnell bewilligt. Die Mittel werden schnell ausgezahlt. In der Regel haben wir sehr viele zufriedene Unternehmer", sagt Manja Bonin. "Ich würde mir viele Förderprogramme des Landes nach dem Muster des JTF wünschen."
Auch Unternehmer Enrico Frühling aus Cottbus ist zufrieden. Die Beantragung sei sehr einfach gewesen und problemlos vonstatten gegangen. Andere Förderungen oder Kredite zu beantragen sei deutlich komplizierter. "Man muss sich mit wenigen Behörden auseinandersetzen. Wenn man einmal mit seiner Hausbank und seinem Steuerberater spricht, genügt das", sagt er. "Wer als Unternehmer in der Region weiterkommen will, muss die Förderung eigentlich nutzen. Man kann nur gewinnen."