3 months ago

Klagen von Front-Kommandeuren: Ukraine rekrutiert 30.000 Männer monatlich - mit großem Problem



Kiew gelingt es laut einem Bericht durch die neue Mobilisierung, viele Männer für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion einzuziehen. Vor Ort klagen Kommandeure jedoch über schlecht ausgebildetes Personal - dem es auch an Motivation fehlt. Mit Folgen für den Kampf.

Die Ukraine soll mit ihrer Mobilisierungskampagne seit dem Sommer zahlenmäßig großen Erfolg gehabt haben. Die "Financial Times" spricht unter Berufung auf hohe ukrainische Beamte von 30.000 Soldaten pro Monat, die seit Mai, als ein neues Wehrpflichtgesetz in Kraft trat, eingezogen werden konnten. Das ist genau die Zahl, die auch das von der Einwohnerzahl her mehr als viermal so große Russland laut Experten monatlich mobilisiert.

Es soll auf ukrainischer Seite jedoch derzeit Sorgen um eine teilweise mangelnde Ausbildung und Motivation von neuen Rekruten geben. Dem Bericht zufolge führt dies dazu, dass sie bei Beschuss schnell Stellungen aufgeben oder im Kampf getötet oder verwundet werden.

Vier Kommandanten, ein stellvertretender Kommandant und fast ein Dutzend Soldaten aus vier Brigaden erzählten, dass grundlegende Kampffähigkeiten fehlen würden. Die Kommandanten schätzten, dass 50 bis 70 Prozent der neuen Infanterietruppen innerhalb weniger Tage nach Beginn ihrer ersten Rotation getötet oder verwundet werden.

"Einige Jungs erstarren vor Angst"

"Wenn die Neuen an die Position kommen, laufen viele beim ersten Granateneinschlag weg", sagte ein stellvertretender Kommandant der 72. mechanisierten Brigade der "Financial Times". Die Brigade ist seit langer Zeit in der aktuell besonders heftig umkämpften Stadt Wuhledar im Einsatz, die auch als "Festung des ukrainischen Widerstands" bezeichnet wird.

Ein Kommandant aus dem ebenfalls heftig umkämpften Kurachowe sagte: "Einige Jungs erstarren vor Angst und trauen sich nicht, auf den Feind zu schießen, und dann sind sie diejenigen, die in Leichensäcken oder schwer verletzt zurückkehren." Sowohl bei Wuhledar als auch Kurachowe konnten die russischen Streitkräfte in den letzten Wochen Erfolge erzielen.

Seit Mai müssen sich ukrainische Männer zwischen 25 und 60 Jahren registrieren lassen und werden dann teilweise einzogen, was nicht selten unter Zwang geschieht. Manche fürchten sich, auf der Straße von Rekrutierungsteams angesprochen zu werden. Andere fliehen auch aus dem Land oder werden bei dem Versuch festgenommen. Die Ausreise ist wehrpflichtigen ukrainischen Männern in der Regel verboten.

Viele weitere Männer wiederum sind bereit dazu, die Ukraine gegen die russischen Invasoren zu verteidigen. Sogar in Polen haben sich laut Angaben aus Warschau Tausende Ukrainer freiwillig für den Aufbau einer Brigade gemeldet, die vom polnischen Militär ausgebildet wird.

Auch Ausrüstung fehlt

Nicht nur mangelnde Motivation und Ausbildung bei Teilen der neuen Rekruten sind Hürden für die Ukraine. Mit neuen Soldaten sollen nicht nur bestehende Einheiten aufgefüllt, sondern auch neue Brigaden mit mehreren Tausend Soldaten geschaffen werden. Doch dafür fehlt es nach Angaben aus Kiew an Ausrüstung, die zum großen Teil aus dem Westen bereitgestellt werden muss.

Laut Militärexperte Oberst Reisner will die Ukraine mit den zehn neuen Brigaden 160 bis 169 im Jahr 2025 "wieder offensivfähig werden". Präsident Selenskyj sagte jedoch, es gebe es bislang nur schweres Kriegsgerät wie Panzer und Schützenpanzer aus dem Westen, um vier neue Brigaden ausreichend zu versorgen.

Adblock test (Why?)

Gesamten Artikel lesen

© Varient 2025. All rights are reserved