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Job-Trend: "Ein Null-Bock-Tag bedeutet eben nicht Faulenzen"



Die beste Erfindung seit dem Homeoffice? An Null-Bock-Tagen muss man nicht arbeiten – selbst dann nicht, wenn man kerngesund ist. Was verrückt klingt, macht Kondomhersteller Einhorn seit Jahren.

Wann hatten Sie Ihren letzten Null-Bock-Tag, Herr Wörner?
Der ist bei mir schon eine Weile her. Irgendwann im letzten Jahr war das. Ich habe aber schon den einen oder anderen spontanen Urlaubstag genommen. Die Grenze ist da ja fließend bei uns. Wenn du morgens schreibst "Ich kann heute nicht arbeiten", dann ist das ein Null-Bock-Tag. Wenn du dir zwei Tage vorher Urlaub einträgst, dann ist das ein Urlaubstag. Und die sind unbegrenzt bei uns.

Null Bock Tage Einhorn Markus Wörner

Wie funktioniert die Regelung?
Das ist ein ganz simples Konzept. Eigentlich die einzige Vorgabe: Man soll es morgens transparent ansagen. Da reicht eine Nachricht in unseren Kommunikationskanälen. "Hey Leute, ich bin heute nicht in der Energie." Vielleicht gibt es einen Grund, vielleicht gibt es keinen, und das ist in Ordnung. Wir haben generell ein sehr freies System.

Welche Gründe werden angegeben?
Am Anfang in der Start-up-Phase war auch mal ein Kater ein legitimer Grund, um einen Null-Bock-Tag zu nehmen. Heute ist das nicht mehr so. Wir sind alle ein bisschen älter. Jetzt passiert es oft, dass Leute schreiben: "Meine kleine Tochter hatte eine schwierige Nacht. Ich habe wenig Schlaf bekommen." Dann nehmen sie sich einen Tag, und das ist auch völlig fein. So soll das auch sein.

Wie viele Null-Bock-Tage werden denn so ungefähr genommen?
Das hält sich tatsächlich im Rahmen. Aufs Jahr gerechnet sind das vielleicht ein bis fünf Tage pro Person.

Mussten Sie schon mal ein Mitarbeitergespräch führen, weil jemand zu viele Null-Bock-Tage genommen hat?
Explizit ein solches Gespräch hatte ich tatsächlich noch nicht. Viele solcher Tage sind aber ein Hinweis, dass es der Person vielleicht nicht so gut geht. Das ist auch einfach mal so im Leben. Null-Bock-Tage können die Chance bieten, in eine offene Kommunikation zu gehen. Dich mit der Person hinzusetzen. Das funktioniert dann auch nicht top-down wie "Der kriegt jetzt eine Strafe" oder "Da gibt es eine Abmahnung". Du setzt dich wirklich auf Augenhöhe hin, wie du es auch mit einem Freund machen würdest, und versuchst mal zu klären, was gerade los ist.

Die deutsche Wirtschaft wird aktuell als schwach wahrgenommen. Der typische Unternehmer würde sagen: Jetzt können wir doch nicht diese Null-Bock-Tage einführen. Was erwidern Sie ihm?
Ich denke, dass da ein Missverständnis besteht. Ein Null-Bock-Tag bedeutet eben nicht Faulenzen oder Geld abkassieren. Sie sind eher unternehmerischer Selbstzweck. Wir wollen auch Arbeit nicht negativ darstellen oder minimieren. Im Gegenteil: Wir sehen Arbeit als wertvollen Teil des Lebens, der aber auch Menschlichkeit erfordert. Es ist normal, dass man nicht immer in derselben Energie ist. Indem wir Pausen erlauben und auf uns selbst achten, steigern wir unsere Leistungsfähigkeit.

Was genau meinen Sie?
Ganz platt gesagt: Eine Person, die einen Tag zu Hause bleibt und dann wieder zu 100 Prozent arbeitet, ist wertvoller als jemand, der ständig nur 50 Prozent gibt. Wir fördern, dass die Menschen ihre Grenzen wahrnehmen, was letztendlich zu besserer Leistung führt. Einhorn gibt es seit neun Jahren, und wir arbeiten erfolgreich mit diesem freien Ansatz. Wir sind ein profitables Unternehmen und zeigen, dass dieses Konzept nachhaltig funktioniert, wenn es konsequent umgesetzt wird.

Lässt sich das Konzept auf andere Branchen übertragen?
Ich glaube, die zugrunde liegende Idee lässt sich auf alle Unternehmen übertragen. Es geht um eine freiheitliche, selbstbestimmte Arbeitsweise, die jeder Person in einem Unternehmen zustehen sollte. Ob am Ende Null-Bock-Tage entstehen oder nicht, ist für mich nicht entscheidend. Diese Tage sind lediglich eine Ausprägung der freiheitlichen Arbeitsweise, die wichtig ist und auch in verschiedenen Bereichen funktioniert.

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