Die Ukraine setzt erstmals britische Marschflugkörper gegen Ziele in Russland ein. Dabei gelingt ein Schlag gegen den Stützpunkt, von dem aus die russisch-nordkoreanische Gegenoffensive bei Kursk geleitet wird, berichtet das ISW.
Die Ukraine hat nach einem Bericht des in Washington ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) offenkundig in der Nacht zum Mittwoch das russische Hauptquartier für die Kursk-Gegenoffensive mit britischen Marschflugkörpern angegriffen. Nach ISW-Erkenntnissen sei das russisch-nordkoreanische Hauptquartier in der Stadt Marjino "erfolgreich" mit Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow und auch mit Kampfdrohnen attackiert worden.
Das Institut beruft sich in seiner Analyse auf Aufnahmen nach dem mutmaßlichen Angriff. Russlands Armee hat bei Kursk knapp 50.000 Soldaten, unter ihnen etwa 10.000 Nordkoreaner, zu einer Gegenoffensive zusammengezogen, mit der sie die von ukrainischen Truppen seit Sommer besetzten Gebiete zurückerobern will.
Nach der Entscheidung Washingtons, der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu erlauben, war auch über den Einsatz ähnlicher Waffensysteme aus Großbritannien spekuliert worden. Die bereits im Sommer 2023 gelieferten Marschflugkörper aus britisch-französischer Produktion haben eine Reichweite von bis zu 250 Kilometern, durften aber bisher nicht gegen Ziele in Russland eingesetzt werden. Sie können für Präzisionsangriffe auf Ziele wie Bunker und kritische Infrastrukturen eingesetzt werden und sind baugleich mit den französischen Scalp-Raketen.
Sowohl das Büro von Premierminister Keir Starmer als auch das britische Verteidigungsministerium lehnten auf Anfrage von AFP eine Stellungnahme ab. Als Verteidigungsminister John Healey am Mittwoch im Parlament auf die Berichte angesprochen wurde, sagte er, er sei "nicht in der Lage, weitere operative Details zu nennen".
"Nutzen alle Mittel zur Verteidigung"
Auch der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow wollte den möglichen Einsatz des Waffensystems Storm Shadow weder bestätigen noch dementieren. "Wir nutzen alle Mittel zur Verteidigung unseres Landes, daher werden wir keine Details verraten", sagte er dem US-Sender CNN. "Aber wir geben zu verstehen, dass wir fähig und auch in der Lage zu Gegenschlägen sind."
Vor dem nun gemeldeten Angriff in Marjino hatte die Ukraine ein russisches Waffenlager in der Region Brjansk mit weitreichenden amerikanischen ATACMS-Raketen beschossen. Der Generalstab in Kiew bestätigte einen Angriff auf ein russisches Munitionsdepot bei der Stadt Karatschew.