Israel will Kontrolle über Gaza: Netanjahu: Noch 20 Geiseln sind "sicher" am Leben

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Die Terrororganisation Hamas hält laut Israel noch immer 20 Geiseln im Gazastreifen fest. Israels Regierungschef Netanjahu will sie befreien und bietet dafür auch eine befristete Waffenruhe an. Den Landstreifen will er nach der Offensive künftig besetzt halten.

Israel ist nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einer befristeten Waffenruhe im Gazastreifen bereit, um die Rückkehr der dort noch festgehaltenen israelischen Geiseln zu ermöglichen. "Wenn es eine Möglichkeit für eine befristete Waffenruhe zur Befreiung von Geiseln gibt: Wir sind bereit", sagte Netanjahu am Abend bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Von den noch immer von der Hamas in dem Palästinensergebiet festgehaltenen Geiseln seien 20 "sicher am Leben".

Gleichzeitig hielt Netanjahu an dem kürzlich verkündeten Ziel fest, die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen. Am Ende des jüngst ausgeweiteten Militäreinsatzes in dem Palästinensergebiet werde "der gesamte Gazastreifen unter Kontrolle der israelischen Armee sein". Dabei müsse eine "humanitäre Krise" vermieden werden, damit Israel seine "volle Handlungsfreiheit" behalte, fügte der Regierungschef hinzu.

Die israelische Armee hatte ihre massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen, am Wochenende wurde die Offensive ausgeweitet. Bis vor wenigen Tagen blockierte Israel zudem die Einfuhr jeglicher Hilfsgüter in das Gebiet.

Papst sorgt sich über Lage der Menschen

Doch auch zwei Tage danach ist nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) noch keinerlei Hilfe im Gazastreifen verteilt worden. "Bislang konnten keine Hilfsgüter den Ladebereich von Kerem Schalom verlassen", sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric mit Verweis auf den Grenzübergang. Israel habe nur Zugang zu Teilen des Gazastreifens gewährt, "die wir als unsicher einschätzten". Dort sei wegen der seit Langem bestehenden Versorgungsengpässe mit Plünderungen zu rechnen. Zuvor hatte auch Antoine Renard vom Welternährungsprogramm (WFP) erklärt, keine der Güter hätten die Bevölkerung erreicht.

Israel hatte am Montag angekündigt, die elfwöchige Blockade des Gebietes mit einst 2,3 Millionen Menschen werde aufgehoben. Die Abriegelung war mit dem Vorwurf begründet worden, die radikal-islamische Hamas fange die Güter ab. Dem Militär zufolge fuhren am Montag fünf Lastwagen in den Gazastreifen und am Dienstag 93. Insider sagten, am heutigen Mittwoch hätten mindestens 15 Lkw die Grenze bei Kerem Schalom überquert. Sie seien unterwegs zu den WFP-Lagerhäusern. Was dann mit den Gütern passieren sollte, ist unklar. Die UN hat erklärt, nötig seien mindestens 500 Lastwagenladungen an Hilfe und Güter pro Tag. Sie hat eindringlich vor einer Hungersnot gewarnt und weist seit längerem auf eine bestehende Mangelernährung hin, die dauerhafte körperliche Einschränkungen nach sich ziehen könnten.

Die Lage der Menschen im Gazastreifen hat zu scharfer Kritik aus dem In- und Ausland geführt, auch von Verbündeten. Papst Leo XIV. rief die israelische Regierung auf, Hilfen in das vom Krieg zerstörte Gebiet zu lassen. Auch in Israel selbst ist die Blockade und die neu aufgenommene Offensive gegen die radikal-islamische Hamas umstritten. Allerdings versuchte eine Gruppe von israelischen Demonstranten in Kerem Schalom, die Lkw-Durchfahrt zu verhindern. Sie forderten eine Aussetzung der Hilfslieferungen, solange die Hamas nicht alle ihre Geiseln freigelassen habe.

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