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Individuelles Parfum - Duften wie kein anderer



Stand: 26.12.2024 15:31 Uhr

Für Parfum wird mehr Geld ausgegeben denn je. Die Branche ist im Umbruch: Kleine Marken und individuelle Düfte verbreiten sich rasant, auch dank Künstlicher Intelligenz.

Philipp Glitz

"Künstliche Intelligenz bringt frischen Wind in die Parfumbranche", sagt Luisa Goebel von der Kölner Firma "The Scentist". Hier nutzen sie KI, um Kundenvorlieben noch präziser zu analysieren und so Duftkreationen zu entwickeln. Nach einem interaktiven Persönlichkeitstest interpretiert die Technologie die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer, so das Versprechen der Kölner Firma. 

Zum Beispiel muss man das Ziel seiner Traumreise angeben: Sonnenstrand, moderne Metropole, Wüsten-Safari. Oder ob ein gemütlicher Abend Zuhause mehr überzeugt als ein Opernbesuch. "Wir verbinden Handwerkskunst mit modernster Wissenschaft, um individuelle Düfte zu schaffen, die nicht nur olfaktorisch, sondern auch emotional überzeugen", sagt Goebel.

Ein Duft als Visitenkarte

Individualität sei derzeit ein großes Thema. "Ein Duft ist eines der intimsten und kraftvollsten Mittel, um die eigene Persönlichkeit zu zeigen. Ein individuell kreierter Duft ist wie eine persönliche Visitenkarte", sagt Luisa Goebel. Dem stimmt auch Elmar Keldenich zu. Er ist der Geschäftsführer vom Bundesverband Parfümerien. "Spannend ist der Trend zu sehr individuellen Nischendüften", sagt Keldenich über die Branche.

"Düfte werden dabei zu einer sehr individuellen, olfaktorischen Kleidung und einem Unterscheidungsmerkmal." Diese Nischendüfte, die auch teurer sind als etablierte Markendüfte, weil sie in geringerer Stückzahl hergestellt werden, werden mehr und mehr nachgefragt.

Segment wächst besonders stark

Es sei noch ein kleiner Marktanteil, aber das Segment, das am meisten wächst. Laut Marc vom Ende, dem Leiter der Symrise Parfümerieschule, spiele KI gerade bei solchen Kreationen eine große Rolle. Algorithmen erkennen Muster von Duftstoffen leichter und schlagen Parfümeuren so neue Stoffe und Duftkreationen vor, die sie so noch nicht kannten.

Das erweitere die Palette, mit der die Fachleute dann arbeiten können. Nach aktuellen Zahlen wurden im Jahr 2023 rund zwei Milliarden Euro für Parfums und Düfte ausgegeben, das entspricht einen Zuwachs von fast sechs Prozent. Und das trotz Krisen und Inflation: Elmar Keldenich hat dafür eine einfache Erklärung: "Geht es Menschen wirtschaftlich nicht so gut, will man nach außen auf jeden Fall gut aussehen beziehungsweise duften, und wenn das Auto oder das Haus nicht mehr drin ist, dann boomt der Luxus um Kleines."

Genau dieser Luxus interessiere mittlerweile eine neue Käuferschicht, berichtet der Verband: jünger, männlich und weniger wohlhabend. "Social-Media spielt inzwischen eine große Rolle. Viele Kunden werden inzwischen über die Sozialen Medien auf die Angebote der Branche und das Thema Duft generell aufmerksam", sagt Keldenich. "Für uns ist das eine tolle Sache, da wir so auch neue duftaffine Kundengruppen erreichen."

Mehr junge Kunden

Und es gibt laut Keldenich noch einen anderen, positiven Nebeneffekt: "Wer Duft liebt und das ausleben kann, hat auch Lust in der Parfümerie zu arbeiten." Mittlerweile würden auch wieder mehr junge Leute ihre Ausbildung in dem Bereich Parfümerie wählen.

Dem stimmt auch das junge Team der Kölner Firma "The Scentist" zu. "Ein guter Duft erzählt eine Geschichte - und diese Geschichte sollte persönlich sein", sagt Luisa Goebel. "Es geht nicht nur darum, wie die Kopf-, Herz- und Basisnoten harmonieren, sondern auch, welche Emotionen der Duft beim Träger und eventuell bei seinem Umfeld auslöst."

Während früher große Marken und große Namen im Vordergrund standen, suchen laut Verband heute die Menschen nach persönlicheren und nachhaltigeren Optionen. Und das auch derzeit in den Einkaufsstraßen der Republik. "Wir machen rund ein Fünftel des Umsatzes in der Weihnachtszeit", sagt Elmar Keldenich. Düfte sind Klassiker unter dem Weihnachtsbaum und als Geschenke weiterhin sehr beliebt.

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