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Ho, Ho, Horrorshow? Das zwiespältige Phänomen Weihnachtsfeier



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Alle Jahre wieder naht sie: Die betriebliche Weihnachtsfeier. Für viele ein Pflichttermin, der eher an einen Spießrutenlauf als an besinnliche Vorweihnachtszeit erinnert. „Alle hassen sie, trotzdem geht jeder hin“ – ein paradoxer Satz, der den Kern der Weihnachtsfeier-Tradition in Unternehmen perfekt beschreibt. 

Warum also halten Unternehmen gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise daran fest? Und was macht diese Veranstaltungen gleichzeitig so furchtbar und so unersetzlich? Eine Spurensuche – mit einem Augenzwinkern und einer Prise Nachdenklichkeit.

Weihnachtsfeiern: Ein Dilemma zwischen Pflicht und Kür

Ich erinnere mich gut an meine Zeit im Konzern. Dort waren Weihnachtsfeiern weniger eine einzelne Veranstaltung, sondern eher ein Marathon. Team, Abteilung, Standort, Zentrale: Der gesamte Dezember war eine einzige große Feier. In dieser Zeit sagte ein Kollege aus einer anderen Firma einmal zu mir: „Du kannst doch nicht so früh von der Weihnachtsfeier heimgehen. Wenn dein Arbeitgeber dir so eine tolle Feier schenkt, solltest du das genießen.“

Ein Satz, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist – nicht zuletzt, weil er so viel über die Erwartungen und sozialen Codes solcher Feiern aussagt. Doch Hand aufs Herz: Wie viele genießen diese Abende wirklich? Zwischen halbherzigem Smalltalk, zu viel Glühwein und peinlichen Karaoke-Einlagen pendelt die Weihnachtsfeier oft zwischen Fremdscham und unfreiwilliger Komik.

Dennoch: Kaum jemand bleibt zu Hause. Der soziale Druck, „dazuzugehören“, scheint größer zu sein als der Wunsch, den Abend gemütlich auf der Couch zu verbringen.

Wirtschaftskrise und Weihnachtsfeier – passt das zusammen?

Trotz Inflation, gestiegener Energiekosten und Sparmaßnahmen halten viele Unternehmen an der Tradition fest. Laut aktuellen Zahlen geben Unternehmen im Schnitt 110 bis 150 Euro pro Mitarbeiter für Weihnachtsfeiern aus. Große Konzerne leisten sich oft spektakuläre Events, während kleinere Firmen bodenständigere Feiern organisieren.

Ein gemeinsames Essen, ein Glas Sekt und eine kurze Rede des Chefs – fertig ist die Feier. Aber warum ist es vielen Chefs so wichtig, diese Tradition beizubehalten?

Eine mögliche Erklärung: Weihnachtsfeiern sind mehr als nur ein Pflichttermin. Wenn ein Unternehmen nicht weiß, wie es Wertschätzung ausdrücken soll, dann bietet vielleicht die Weihnachtsfeier eine Gelegenheit, dies zu tun.

Gerade in Zeiten, in denen Boni oder Gehaltserhöhungen oft ausbleiben, soll die Feier ein Zeichen des „Danke“ sein – auch wenn das Budget knapp ist. Denn sind wir uns mal ehrlich – auch wenn keiner heiß ist auf die Feier. Der Aufschrei wäre groß, wenn in Krisenzeiten auch noch die verhasste Weihnachtsfeier gestrichen würde.

Die dunkle Seite der Weihnachtsfeiern

An dieser Stelle eine kleiner Exkurs… So schön und festlich Weihnachtsfeiern sein können, sie haben auch eine Schattenseite. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe werden bei betrieblichen Feiern jährlich Tonnen an Müll produziert.

Einwegbecher, Plastikbesteck, aufwendige Dekorationen und übrig gebliebene Speisen summieren sich zu einem massiven ökologischen Fußabdruck. Hinzu kommt, dass laut Schätzungen etwa 20 bis 30 Prozent des Essens nach solchen Feiern im Müll landen. Das widerspricht nicht nur dem Nachhaltigkeitsgedanken, sondern auch dem Geist der Weihnacht.

Aber es geht auch anders: Einige Unternehmen setzen mittlerweile auf „grüne Weihnachtsfeiern“. Nachhaltiges Catering, wiederverwendbare Dekorationen und Spendenaktionen statt teurer Geschenke – so wird die Feier nicht nur umweltfreundlicher, sondern bekommt auch einen echten Mehrwert. Warum nicht gemeinsam mit dem Team an einem sozialen Projekt arbeiten? Ob Plätzchenbacken für ein Kinderheim oder eine gemeinsame Spende für wohltätige Zwecke.

Wenn Selbstständige in die Röhre schauen

Auch wenn du es kaum glauben magst, Es gibt auch Menschen, die Weihnachtsfeiern vermissen. Seit ich selbstständig bin, fehlt mir mein Weihnachtsfeier-Marathon. Und wie! Keine Einladungen mehr zu übervollen Buffets, keine Chefs, die in kitschigen Weihnachtsmann-Kostümen peinliche Reden halten, keine Kollegen, die am Ende des Abends ein bisschen zu ehrlich werden.

Ja, ich gebe es zu: Manchmal vermisse ich das. Warum? Vielleicht, weil diese Veranstaltungen trotz aller Absurditäten ein Gefühl von Gemeinschaft vermittelt haben. Ein kurzer Moment, in dem man sich weniger als Zahnrädchen im Getriebe und mehr als Teil eines Teams fühlte.

Natürlich organisieren wir Selbstständige auch hin und wieder kleine Feiern, vielleicht ein Dinner oder einen Umtrunk mit Kollegen aus dem Netzwerk. Aber es ist eben nicht dasselbe wie im Team zu feiern. Besonders rührend finde ich es, wenn ich von meinen Kunden zu deren Weihnachtsfeiern eingeladen werde.

Das ist so lieb – aber, um ehrlich zu sein, auch das ist etwas anderes. Es fehlt der besondere Zusammenhalt, den man nur unter Kollegen spürt, die gemeinsam den Jahresendspurt meistern.

Die versteckte Botschaft der Weihnachtsfeier

Ein herrliches Beispiel zeigt die Ambivalenz dieser Festivität: Eine Freundin erzählte mir von ihrer Weihnachtsfeier. Ein Drama.

  • Das Restaurant: einer Weihnachtsfeier nicht würdig
  • Die Uhrzeit: 15 Uhr? Was ist das denn bitte für eine Uhrzeit für eine Feier?
  • Der Wochentag: Freitag, wie bitte?
  • Und der Dauerbrenner: Ist das dann zumindest Arbeitszeit?

Sie war überzeugt, dass sie spätestens um 19 Uhr wieder zu Hause sein würde, denn, Zitat: „Ist doch alles Mist!“ Umso größer die Überraschung, bis weit nach Mitternacht ging es. Sie berichtete strahlend und packte zig Geschichten über den wundervollen Abend aus.

Genau das ist es: Die unerwarteten Momente, in denen aus Pflicht plötzlich Vergnügen wird und man mit den Menschen, die einen durch den Alltag begleiten, wirklich feiert.

Doch die Weihnachtsfeier ist nicht nur ein Ort für Glühwein und Geselligkeit. Sie ist auch eine Bühne für subtile Botschaften. Wer geht, wer bleibt bis zum Schluss? Wer sitzt am Tisch des Chefs und wer wird ignoriert? Solche Abende sind oft ein Minenfeld sozialer Dynamiken, in denen sich Hierarchien und Spannungen zeigen. Gleichzeitig bieten sie die Chance, Brücken zu bauen – wenn man sie richtig nutzt.

Fazit: Ho, Ho, Horrorshow

Unternehmen können es nicht richtig machen. Organisieren sie eine pompöse Feier, wird das Geldverschwendung genannt. Halten sie es schlicht, heißt es, sie seien geizig. Doch vielleicht liegt genau hier die Reflexion: Weihnachtsfeiern sind ein Spiegel der Unternehmenskultur.

Sie zeigen, wie ernst ein Unternehmen den Zusammenhalt nimmt – oder eben nicht. Und für uns alle bleibt die Frage: Wie können wir solche Anlässe nutzen, um echte Verbindungen zu schaffen, statt nur einen weiteren Pflichttermin abzuhaken?

Am Ende bleibt mir die Erkenntnis, dass ich – trotz aller Kritik – etwas vermisse: den gemeinsamen Glühwein, den schrägen Tanzstil meiner Kollegen und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Vielleicht liegt darin die wahre Magie der Weihnachtsfeier – wenn man bereit ist, sie zu sehen.

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