
Sabotage, Mordkomplett, Beschädigung der Infrastruktur: Hybride Angriffe auf die Mitgliedsstaaten der NATO haben zugenommen. Ein Vertreter des Sicherheitsbündnisses warnt vor diesen unkonventionellen Attacken - die künftig eine "beträchtliche Zahl von Opfern" fordern könnten.
Ein NATO-Funktionär hat vor einem unkonventionellen Angriff auf das Bündnis mit vielen Opfern oder bedeutendem wirtschaftlichen Schaden gewarnt. Angriffe in Form von Sabotage, Mordkomplotten oder Beschädigung von Infrastruktur hätten zugenommen, sagte James Appathurai, der bei der NATO unter anderem für Strategien zur Abwehr hybrider Angriffe zuständig ist und auch den Generalsekretär berät, dem Sender "Sky News" in einem Interview.
Der Sender veröffentlichte Ausschnitte des Interviews in einem Beitrag, in dem es um Russlands hybride Kriegsführung geht. Darin verwies Appathurai auf den Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien 2018. Mit der Charge der chemischen Waffe Nowitschok könnten möglicherweise Tausende Menschen getötet werden, heißt es in dem Bericht weiter. "Es besteht die reale Aussicht, dass einer dieser Angriffe eine beträchtliche Zahl von Opfern oder erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen wird." Darauf müsse die NATO vorbereitet sein, um zu wissen, was dann zu tun sei. Moskau weist die britischen Vorwürfe zurück, für den Giftanschlag verantwortlich zu sein.
Es habe bereits bis zu Hundert solcher Angriffe gegeben, viele scheiterten aber auch, sagte Apparthurai. "Wir erleben jetzt, was vor fünf Jahren völlig inakzeptabel gewesen wäre, aber wir haben uns immer stärker daran gewöhnt." Das sei sehr gefährlich. Hybriden Angriffen ist eigen, dass die Verantwortlichen nur schwer ausgemacht und zur Rechenschaft gezogen werden können. Appathurai forderte, die NATO-Verbündeten müssten untereinander und mit Moskau klarer definieren, welches Ausmaß an Feindseligkeiten eine Reaktion der Verbündeten auslösen könnte.
In der Ostsee kam es zuletzt öfter zu Schäden an Infrastruktur unter Wasser. Vor Finnland wurde vor wenigen Tagen ein Unterwasserstromkabel beschädigt. Geprüft wird, ob es sich um Sabotage handeln könnte. Im Fokus der Ermittler steht ein Schiff, das die EU mit Russland in Verbindung bringt. Nach dem Ausfall des Kabels kündigte die NATO an, ihre Präsenz in der Ostsee stärken zu wollen.