16 hours ago

Für Todesurteile verantwortlich: Brutaler Gefängnis-General in Syrien festgenommen



Er soll für "zahlreiche Todesurteile" im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich gewesen sein. Jetzt nehmen ihn Sicherheitskräfte der neuen syrischen Führung fest. Zuvor war General Hassan noch blutig verteidigt worden.

Sicherheitskräfte der neuen Führung in Syrien haben Aktivisten zufolge einen General festgenommen, der für zahlreiche Todesurteile im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich sein soll. General Mohammed Kandscho Hassan, der Chef der Militärjustiz unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad Chef, sei mit 20 Begleitern in der Ortschaft Chirbet al-Maasa gefasst worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Hassan sei "verantwortlich für zahlreiche Todesurteile", hieß es weiter. Hassan ist das bisher ranghöchste Mitglied der ehemaligen syrischen Behörden, das seit Assads Sturz festgenommen wurde.

Am Vortag war die Festnahme von Hassan laut der Beobachtungsstelle zunächst gescheitert. Bei Kämpfen im Zuge der versuchten Ergreifung des Assad-Generals waren demnach drei Vertreter der ehemaligen Regierung sowie 14 Sicherheitskräfte der neuen Regierung getötet worden.

Laut der Vereinigung der Gefangenen und Vermissten des Saidnaja-Gefängnisses (ADMSP) leitete Hassan von 2011 bis 2014 das syrische Militärgericht - also in den ersten drei Jahren des Bürgerkrieges, der mit der Niederschlagung prodemokratischer Proteste unter Machthaber Assad begann. Später wurde er demnach zum Chef der landesweiten Militärjustiz befördert. Hassan habe "Tausende Menschen" zum Tode verurteilt, sagte ADMSP-Mitgründer Diab Serrija.

Die Gruppe schätzt das Vermögen, das Hassan von Angehörigen der Häftlinge für die Herausgabe von Informationen über sie erpresst hat, auf etwa 150 Millionen US-Dollar (rund 143 Millionen Euro). Die im Exil gegründete Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte betonte, die Festnahme "eines der Verbrecher des Assad-Regimes" sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gerechtigkeit und der Aufklärung von Verbrechen unter der Assad-Herrschaft.

Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Assad in Syrien beendet. Assad, dem Entführung, Folter und Ermordung von Andersdenkenden vorgeworfen werden, floh nach Russland. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben lassen sich häufig nicht unabhängig überprüfen.

Neuer Geheimdienst-Chef ernannt

Die von Rebellen gebildete Übergangsregierung in Syrien ernannte offiziellen Angaben zufolge inzwischen einen Geheimdienst-Chef. Anas Chattab ist der neue Leiter des syrischen Nachrichtendienstes, wie die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete. Weitere Details zu Chattab gab die neue Führung bislang nicht bekannt.

Chattab soll bereits vor dem Sturz Assads eine Schlüsselrolle in der Opposition gespielt haben. Während des Bürgerkriegs war das Land tief gespalten. Präsident Assad ging brutal gegen jegliche Oppositionskräfte vor und kontrollierte bis zu seinem Sturz etwa zwei Drittel des Landes. Im Nordwesten gründete die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) im Jahr 2017 eine Parallelverwaltung.

Chattab habe bereits in der Verwaltung in Idlib eng mit Syriens neuem De-Facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa zusammengearbeitet, schrieb der HTS-Kenner Orwa Ajjoub auf der Plattform X. Ajjoub forscht seit Jahren zu islamistischen Gruppen in Syrien an der Universität Malmö in Schweden.

Nach Angaben Ajjoubs schloss sich Chattab 2012 der Al-Nusra-Front, einem Vorläufer von HTS, an. Zuvor soll er im Irak gegen US-Truppen gekämpft haben.

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