Joggen polarisiert. Die einen können nicht ohne, anderen ist komplett schleierhaft, was am Laufen aus Lust und Laune so aufregend sein soll. Auch am Jogging-Outfit scheiden sich häufig die Geister. Baumwolle vs. Mikroseide. Ein Erklärungsversuch.
Eins muss man den Millionen Joggern in Deutschland ja lassen: Sie sind ausgesprochen kreativ. Es gibt beinahe nichts, was Mann oder Frau bei ihrer sonntäglichen Laufrunde nicht anziehen würde. Der Klassiker: Ein ausgeleierter Baumwoll-Hoodie, kombiniert mit einer nicht weniger ausgeleierten Jogginghose. Egal bei welcher Temperatur. Dazu ein Paar runter gerockte Freizeit-Sneaker. Andere scheinen ihre Trainingsrunde als eine Art Laufsteg zu verstehen, tragen Wollmütze, untenrum geblümte Leggings samt Laufröckchen und farblich dazu abgestimmte Schuhe.
Und dann sind da noch die von Kopf bis Fuß in Funktionswäsche gehüllten Athleten, die für jedes Wetter die adäquate Laufrobe aus dem Schrank zaubern. Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: Kleider machen keine Läufer. Jeder sollte zunächst einmal tragen, was er bequem findet und worin er sich am wohlsten fühlt. Doch Baumwolle, der Stoff, in den sich vor allem Einsteiger beim Laufen gern hüllen, hat gleich mehrere Nachteile.
Welche das sind, warum Sie es auch bei Ihrem Jogging-Outfit im Herbst mal mit Funktionskleidung versuchen sollten und was das sogenannte 3-Schichten-Prinzip ist, lesen Sie in diesem Artikel.
Problemstoff Baumwolle: Nass, schwer, unhygienisch
Mediziner und Laufexperten beurteilen Baumwoll-Shirts kritisch. Im Gegensatz zu funktioneller (und synthetischer) Laufbekleidung saugt sich das Gewebe während der sportlichen Belastung mit Schweiß voll. Problem 1: Die Naturfasern geben die Flüssigkeit nicht wieder ab. Das führt zu Problem Nr. 2: Das Shirt oder der Pullover werden mit jeder Minute schwerer. Im schlechtesten Fall scheuert das klatschnasse Gewebe irgendwann die Haut auf – zum Beispiel unter den Armen. Besonders empfindlich sind die Brustwarzen. Damit die Klamotten nicht durch Blutflecken ruiniert werden, sollten auch Einsteiger zu Laufunterwäsche aus Mikroseide, einem synthetischen Material, greifen – insbesondere bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Dieses leichte Kleidungsstück liegt nicht nur eng am Körper an, es sorgt auch dafür, dass der Schweiß erstmal vom Körper weg transportiert wird und damit weniger schnell auskühlt. Dafür muss man in der Regel nicht allzu viel Geld ausgeben.
Lauf- und Funktionsunterwäsche im Schnell-Check
- liegt eng am Körper an (direkt auf der Haut)
- nimmt Schweiß auf und transportiert ihn vom Körper weg
- verarbeitete Fasern speichern kaum Feuchtigkeit
- verhindert, dass der Oberkörper durch Verdunstung auskühlt
- Haut bleibt trocken und warm
- wichtige Basisschicht bei kühler Witterung
Die Isolationsschicht: Vorsicht bei Baumwolle
Während die Funktionsunterwäsche beim Laufen in der Regel im Verborgenen bleibt, können modebewusste Läufer bei der Isolationsschicht durchaus Farbe ins Spiel bringen. Denn bei frühlingshaften Temperaturen genügen ein gutes Funktionsunterhemd und ein langärmeliges, innen leicht angerautes Lauf- oder Fleeceshirt, um den Körper warm zu halten. Bei kühleren Temperaturen liegt die sogenannte Isolationsschicht dagegen im Sandwich aus Funktionsunterwäsche und Schutzschicht, also der Laufjacke. Im Grunde haben die Fasern des Laufshirts ähnliche Eigenschaften und Aufgaben wie die Unterwäsche. Sie soll wärmen und die von der Unterwäsche "übergebene" Feuchtigkeit weiter nach außen leiten statt sie zu speichern. Baumwolle kann diese Anforderungen nicht erfüllen und würde den Transport des Schweißes unterbrechen. In der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling sind leichte Fleece-Shirts- oder -Jacken hier die beste Wahl.
Langarm-Laufshirts im Schnell-Check
- wird über die Laufunterwäsche gezogen
- soll wärmen und den Schweiß weiter transportieren
- Bindeglied zwischen Unterwäsche und Schutzschicht
- darf keinesfalls Feuchtigkeit speichern
- kann bei milderen Bedingungen als äußere Schicht getragen werden
- je mehr Volumen (zum Beispiel Fleece), desto wärmer
Womit wir schon bei der dritten Schicht des bekannten 3-Schichten-Prinzips wären. Die äußere Schicht und ihre Membranen sollen den Körper während des Laufens von außen gegen Wind und Wasser schützen. Zugleich soll eine funktionelle Laufjacke wie dieses Damenmodell von Odlo den Wasserdampf, der durch die inneren Schichten transportiert wurde "in die Freiheit" entlassen. Eine beachtliche Leistung, die nur hochwertige atmungsaktive Membranen schaffen. Und Sie werden es ahnen: Auch hier machen Jacken aus Baumwolle keinen Stich. Sie saugen sich mit dem Schweiß von innen und der Nässe von außen voll, werden mit jedem Kilometer schwerer und schlackern früher oder später unangenehm am Oberkörper herum. Auch den Wind kann das Gewebe nicht aufhalten.
Laufjacken im Schnell-Check
- fungiert als äußere Schutzschicht
- Funktionsfasern schirmen Körper von Wind und Wasser ab
- Membrane sollten wasserdampfabweisend sein (atmungsaktiv)
- Schweiß muss durch die Jacke nach außen gelangen
Zu einem vollständigen Jogging Outfit gehört natürlich mehr als nur die 2 oder 3 Schichten für den Oberkörper. Bei Temperaturen von zehn Grad und darunter sollte möglichst zu einer langen Laufhose gegriffen werden, um muskulären Verspannungen vorzubeugen. Mit leicht angerauten und eng anliegenden Hosen können Sie nichts falsch machen. Bei etwas weiteren Modellen besteht die Gefahr von Scheuerstellen. Zudem halten die Ihre Beine weniger zuverlässig warm.
In Sachen Laufsocken kommt dann wieder das Thema Baumwolle ins Spiel. Füße produzieren Schweiß, viel Schweiß. Auch deshalb ist es unabhängig von der Witterung nicht entscheidend wie dick die Socken sind (oder haben Sie beim Joggen schon mal kalte Füße bekommen?), sondern dass sie richtig sitzen. Gönnen Sie Ihren Füßen also ein Paar atmungsaktive Laufsocken mit leicht verstärkten Fasern im Vorfuß und an den Fersen. Viele Hersteller setzen auf linke und rechte Socken und schneiden ihre Modelle auf Männer- und Frauenfüße zu.
Rund ein Viertel der gesamten Körperwärme geben wir über den Kopf ab. Da leuchtet es ein, warum auch der geschützt werden sollte. Und zwar – Sie ahnen es schon: mit einer möglichst atmungsaktiven Mütze. So sehr Sie ihren Beanie oder die Pudelmütze auch mögen, beim Laufen lassen Sie Ihre Lieblingsmütze besser zu Hause. Gute Dienste erweisen Mützen mit einer integrierten Fleeceschicht, aber auch praktische Funktionstücher, die im Handumdrehen in eine modische Laufmütze verwandelt werden können. Steigen die Temperaturen, kann eine Mütze kontraproduktiv sein, denn stauen sollte sich die vom Kopf abgegebene Wärme auch nicht.
Handschuhe gehören zu den eher seltenen Kleidungsstücken beim Joggen. Doch bei kühlem Wind und Temperaturen um fünf Grad oder kälter sollten auch die Finger geschützt werden. Den Händen und Füßen entzieht der Körper als erstes das Blut, sodass sie schnell kalt werden. In der Regel reichen dünne Handschuhe, um dem Auskühlen vorzubeugen. Im Zweifel können die dann während des Trainings ausgezogen und in einer Jackentasche verstaut werden. Die Frostbeulen unter den Läufern greifen am besten zur etwas dickeren Variante. Die Laufhandschuhe von Reusch sind winddicht und halten die Finger in der kalten Jahreszeit zuverlässig warm.
Quelle: "Die Laufbibel"
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