1 month ago

Forderung nach Verhandlungen: Hamas senden mit Geisel-Video Signal an Trump



Noch immer sollen sich etwa 100 israelische Geiseln in der Gewalt der Hamas befinden. Nach der Waffenruhe mit der Hisbollah erhoffen sich Angehörige nun auch Fortschritte in den Verhandlungen für den Gazastreifen. Mit einem Video wendet sich die Hamas indirekt an den US-Präsidenten in spe.

Eine Delegation der islamistischen Hamas ist in Kairo mit Vertretern des ägyptischen Geheimdienstes zu Gesprächen über eine Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen zusammengetroffen. Das bestätigte ein hochrangiger Funktionär der islamistischen Terrororganisation. Kurz zuvor hatte die Hamas ein weiteres Video mit einer israelischen Geisel veröffentlicht. Darin ruft der festgehaltene 20-jährige Soldat, der auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, den künftigen US-Präsidenten Donald Trump auf, sich für Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Trump will nach Angaben des republikanischen Senators Lindsey Graham eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen noch vor seinem Amtsantritt im Januar.

Angehörige der noch etwa 100 Verschleppten, von denen nach mehr als einem Jahr Gaza-Krieg jedoch viele nicht mehr am Leben sein dürften, forderten bei einer neuen Demonstration in Tel Aviv eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Sie würden einen weiteren Winter in den "Terror-Tunneln" im Gazastreifen nicht überleben.

Die Mutter des entführten Soldaten aus dem Video sprach bei der Kundgebung von einem Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er habe ihr telefonisch versichert, dass nach der Waffenruhe Israels mit der libanesischen Hisbollah nun auch die Voraussetzungen gegeben seien, alle Geiseln nach Hause zu bringen. In einer Mitteilung des Büros von Netanjahu zu dem Telefonat hieß es allerdings nur, es werde alles getan, damit die Geiseln zurückkämen. Das hat Netanjahu seit dem Massaker der Hamas in Israel mit 1200 Toten und zunächst 250 Verschleppten am 7. Oktober 2023 schon oft gesagt.

Die israelische Armee setzte unterdessen ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 120 Menschen getötet, wobei nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten unterschieden wurde. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Die israelische Armee warnt regelmäßig, die von palästinensischer Seite genannten Opferzahlen seien überhöht.

Israelische Armee tötet gezielt Gaza-Helfer

Die israelische Armee teilte mit, sie habe einen Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen gezielt getötet. Der Mann habe zwar für WCK gearbeitet, habe aber am Massaker in Israel im Oktober 2023 teilgenommen. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, bei dem Angriff auf das Auto in der Nähe der Stadt Chan Junis seien insgesamt fünf Menschen getötet worden, darunter drei lokale Mitarbeiter von WCK.

WCK mit Sitz in den USA teilte mit, sie habe ihren humanitären Einsatz wegen des Angriffs unterbrochen. Es gebe derzeit nur "unvollständige Informationen" über den Vorfall und man versuche dringend, weitere Einzelheiten herauszufinden. Man habe keine Kenntnis davon, dass irgendjemand in dem Fahrzeug Verbindungen zum Massaker in Israel gehabt habe. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children wurde auch einer ihrer lokalen Mitarbeiter getötet. Ob es sich um denselben Angriff handelte, war zunächst unklar.

Weitere israelische Angriffe im Libanon

Israels Armee griff eigenen und libanesischen Angaben zufolge im Laufe des Samstags trotz der seit Mittwoch herrschenden Waffenruhe mit der Hisbollah erneut mehrfach im Libanon an. Als Grund nannte sie Verletzungen des Abkommens durch bewaffnete Gruppen dort.

In einem Fall hätten Menschen im Nachbarland ein Fahrzeug mit Panzerfäusten und anderer militärischer Ausrüstung beladen. Israels Luftwaffe habe den Wagen angegriffen. Ziel eines weiteren israelischen Luftschlags waren demnach Mitglieder der Hisbollah, die sich einer Anlage der Miliz genähert hätten. Sie seien mit Granaten und Gewehren bewaffnet gewesen.

Das libanesische Gesundheitsministerium meldete eine verletzte Person bei einem israelischen Luftangriff nahe der Küstenstadt Sidon im Süden des Landes. Israels Armee zufolge war ein Raketenwerfer das Ziel. Zuvor hatte das Militär eigenen Angaben nach dort "terroristische Aktivitäten in einer Hisbollah-Einrichtung" registriert. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die mühsam ausgehandelte Einigung über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah sieht unter anderem Maßnahmen vor, damit sich die Miliz nicht wieder bewaffnet. Israels Bodentruppen sollen zugleich innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen.

Die heftigen gegenseitigen Angriffe sind seit Inkrafttreten des Abkommens vorbei. Beide Seiten haben sich aber schon mehrmals Verletzungen der Vereinbarungen vorgeworfen.

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