4 months ago

FDP bei 1,3 Prozent: Kurzzeit-Regierungschef Kemmerich fliegt aus dem Landtag



27 Tage war Thomas L. Kemmerich Ministerpräsident in Thüringen - dank der Hilfe der AfD. Dem neuen Landtag wird der 59-Jährige nun aber nicht mehr angehören. Seine FDP erlebt einen bitteren Absturz.

Für die politische Karriere des Thüringer FDP-Chefs Thomas L. Kemmerich ist der Wahlabend eine Zäsur - möglicherweise auch der Anfang vom Ende seiner politischen Karriere. Der Kurzzeit-Ministerpräsident des Freistaats Thüringen zieht nicht wieder in den Erfurter Landtag ein. Seine FDP kommt jüngsten Hochrechnungen zufolge nur knapp über die Ein-Prozent-Marke. In seinem Wahlkreis Erfurt II wurde der 59-Jährige Sechster - von sieben Bewerbern um das Direktmandat. Am Ende holte er 3,1 Prozent der Stimmen. Den Wahlkreis gewann der CDU-Bewerber mit 33,7 Prozent.

Kemmerich war im Februar 2020 bundesweit als überraschender Kurzzeitministerpräsident bekannt geworden. Damals hatte er sich mit Stimmen von CDU und AfD zum Regierungschef wählen lassen. Nach anfänglichen Gratulationen von Parteichef Christian Lindner und Vize Wolfgang Kubicki ("Ein Kandidat der demokratischen Mitte hat gesiegt.") wuchs allerdings massiv der Druck, denn es war das erste Mal, dass die AfD einem Ministerpräsidenten an die Macht verhalf. Lindner eilte nach Erfurt und setzte den frisch gewählten FDP-Ministerpräsidenten mit Androhung eines Rücktritts vom Parteivorsitz maximal unter Druck.

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Nach 27 Tagen endete die Amtszeit wieder, als Kemmerich angesichts der Empörung und auf Druck der Bundespartei zurücktrat. Zudem sah er sich nach eigenen Angaben massiven Anfeindungen im privaten Bereich ausgesetzt. Das Verhältnis zwischen der Bundes-FDP und dem thüringischen Landesverband gilt seitdem als angespannt. Doch der hielt Kemmerich die Treue, bestätigte ihn im Amt und zog mit ihm erneut in den Wahlkampf. Erfolglos, wie sich nun zeigt. Mit ihm verlieren drei weitere FDP-Abgeordnete.

Kemmerich saß erstmals von 2009 bis 2014 im Erfurter Landtag. Nach einem Abstecher in den Bundestag sitzt er seit 2019 wieder im Landesparlament.

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