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Exklusiv: Aktien für Alle – CDU und CSU wollen ETF-Rente für jedes Kind einführen



Die Union fordert im Wahlprogramm ein staatlich finanziertes Aktiendepot für die Rente: die Frühstartrente. Der Vorschlag liegt dem stern vor. Wie sieht der Plan aus?

Jeder Sechsjährige soll in Deutschland künftig Depotbesitzer sein, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Dafür wollen CDU und CSU sorgen, sollten sie die Bundestagswahl gewinnen. Die Union plant dafür ein staatlich gesponsertes Kapitalmarktdepot für jedes Kind zur Altersvorsorge. Der Name des Projekts: Frühstartrente. 

Das geht aus dem fertigen Text für das Wahlprogramm der Partei hervor. Dieser liegt dem stern vor. Offiziell wird das Programm der Union am 17. Dezember beschlossen. Kanzlerkandidat Friedrich Merz hatte die Idee in seiner Partei durchgesetzt.

Wahlprogramm: Jedes Kind soll 10 Euro pro Monat erhalten

In dem zwischen CDU- und CSU-Führung vereinbarten Entwurf für das Wahlprogramm heißt es: "Junge Menschen sollen möglichst früh selbst kapitalgedeckt vorsorgen." Deshalb sollen für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr pro Monat zehn Euro in ein kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot eingezahlt werden.

 Merz Titelgespräch Heft 0200

Anders als in anderen Modellen – wie dem Grunderbe – soll das Geld nicht mit dem 18. Lebensjahr ausgezahlt werden. Stattdessen soll das Depot der Altersvorsorge dienen. "Der in dieser Zeit angesparte Betrag kann durch private Einzahlungen ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt weiter bespart werden", heißt es in dem Wahlprogramm.

Bei der geplanten Einzahlung von zehn Euro im Monat und einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent pro Jahr hätte jedes deutsche Kind mit dem 18. Lebensjahr ein Sparkapital von 2100 Euro. Bis zum Renteneintritt würde sich das Kapital selbst ohne weitere Einzahlungen des Sparers allein durch die Renditeerwartungen auf 36.000 Euro erhöhen. So die Theorie.

Nach dem 18. Geburtstag kann man privat weiter einzahlen

Ab dem 18. Geburtstag kann jeder das von der Union geplante Depot bis zur Rente privat weiter ausbauen. "Erst so entfaltet die Frühstart-Rente durch renditeorientierte, kapitalgedeckte Anlage ohne Garantien ihren vollen Effekt", heißt es im Wahlprogramm. 

Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein

Die Union verspricht: "Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein." Das Kapital soll vor staatlichem Zugriff geschützt, aber vor der Regelaltersgrenze dafür auch nicht auszahlbar sein.

Wer die Zahlung von 10 Euro im Monat ab dem 18. Geburtstag privat fortführt, hätte mit dem Renteneintritt circa 70.000 Euro gespart. Bei einer monatlichen Einzahlung von 50 Euro wären es 200.000 Euro, bei 100 Euro pro Monat rund 370.000 Euro.

Union will mit Wahlprogramm zum Aktienkauf animieren

Die Deutschen sind traditionell aktienskeptisch. Nur jeder sechste Deutsche legt Geld an in Aktien, Fonds oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Die Zahl stagniert seit Jahren, ist im internationalen Vergleich eher niedrig. 

Die Union will das mit der Frühstartrente ändern und Kinder und ihre Eltern an Aktien, Fonds und den Kapitalmarkt gewöhnen. Gleichzeitig soll das Depot die Rente für künftige Generationen stabilisieren. Die Union will dem Vernehmen nach diejenigen in den Blick nehmen, die erst in Jahrzehnten in Rente gehen.

CDU Aktienfonds für jedes Kind 7:47

Der Vorstoß der Union ähnelt einer Idee der Wirtschaftsweisen. Der Rat der Ökonomen hatte im Oktober einen Vorschlag vorgelegt, der auch eine Zahlung von zehn Euro im Monat in ein Depot zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr beinhaltete. Im Unterschied zum Plan der Union sollte das Geld danach aber auszahlbar und eine Fortführung bis zur Rente nur eine Option sein.

Friedrich Merz hatte die Idee in der Union durchgesetzt

Außerdem rechneten die Ökonomen nur mit vier Prozent Rendite pro Jahr. Die Konservativen kalkulieren bei ihrer Frühstartrente dagegen mit durchschnittlich sechs Prozent. Das entspricht in etwa dem langjährigen Durchschnitt großer ETFs. 

In diesen "Exchange Traded Funds" werden breitgestreut Aktien gekauft. Das Risiko ist so erheblich geringer als bei Käufen von Einzelaktien und an die Entwicklung des Gesamtmarktes gekoppelt. 

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Friedrich Merz hatte bereits am 7. November bei einer Veranstaltung des Startup-Verbandes gesagt, er könne sich ein staatlich gesponsertes Kapitalmarktkonto für jedes Kind vorstellen. "Ich habe mich damit in der CDU noch nicht ganz durchsetzen können, aber das steht noch bevor", sagte der Kanzlerkandidat damals. Das ist ihm jetzt gelungen.

An diesem Freitag geht der Programmentwurf nun den Parteigremien von CDU und CSU zu. Am 17. Dezember kommen die beiden Parteien zu einer gemeinsamen Vorstandssitzung in Berlin zusammen. Dort wird das Programm für die Bundestagswahl am 23. Februar offiziell beschlossen.

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