"Es gibt keinerlei Bitterkeit": Angela Merkel vermisst ihr früheres Leben nicht

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Es kommt nicht oft vor, dass sich Altkanzlerin Merkel öffentlich äußert. Jetzt aber spricht sie über sich und ihre Befindlichkeit in der "Bunten". Ihr derzeit entspannter Gemütszustand könnte allerdings etwas gestört werden, wenn die Grünen mit einer Forderung durchkommen.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel trauert ihrem früheren Leben in der aktiven Politik nicht nach. "Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich nichts", sagte die 70-Jährige einstige CDU-Chefin der Illustrierten "Bunte". "Ich durfte 16 Jahre Deutschlands Kanzlerin sein und habe das wirklich mit großer Freude gemacht."

Sie habe "von selbst aufgehört" und sei "nicht abgewählt" worden, betonte Merkel. "Es gibt keinerlei Bitterkeit, sondern ich erinnere mich an vieles gern." Ihr Leben sei nun "ruhiger, entspannter geworden, damit auch zum Teil tiefgründiger", ergänzte sie. "Ich kann mich wieder besser mit Menschen treffen." Zudem habe sie mehr Zeit zum Schlafen - "und ich schlafe auch besser".

Merkel hat sich seit ihrem Ausscheiden aus dem Bundeskanzleramt weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Kritik an ihrer Politik - besonders an ihrem Umgang mit Russland - hat sie wiederholt von sich gewiesen.

Grüne verärgert über Merkels Russlandpolitik

Druck kommt dabei inzwischen insbesondere von den Grünen. Sie forderten am Wochenende die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu Merkels Rolle bei Geschäften mit dem russischen Gazprom-Konzern. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" war Merkel trotz interner Warnungen und der vorherigen Krim-Annexion durch Russland dem Verkauf deutscher Gasspeicher im Jahr 2015 an den russischen Staatskonzern Gazprom nicht entgegengetreten.

"Dass erst durch intensive Recherche Licht in das Engagement Angela Merkels für Nord Stream 2 kommt, zeigt zweierlei", sagte Grünen-Chef Banaszak am Wochenende. "Erstens schlummern in den gut verschlossenen Akten einige Erkenntnisse zu politischen Entscheidungen und damit zur Verantwortung für den größten energie-, wirtschafts- und außenpolitischen Schaden in der Geschichte der Bundesrepublik." Und zweitens hätten die dafür Verantwortlichen und ihr Umfeld offenbar bis heute weder Bereitschaft noch Größe, selbst für Transparenz zu sorgen.

Der Grünen-Politiker Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschafts- und Energieministerium bis zum Regierungswechsel, sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Angela Merkel wusste über die Risiken Bescheid und ist sie geflissentlich übergangen", so Kellner. "Damit ist sie ihrem Amtseid, Schaden vom Land abzuwenden, nicht gerecht geworden."

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