Ergibt ein Kredit zur Finanzierung des Studium Sinn?

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Stand: 11.05.2025 14:27 Uhr

Kredite für Studierende können Finanzlücken während des Studiums schließen. Eine Rückzahlung ist oft erst nach dem Einstieg ins Berufsleben nötig. Doch es schlummern auch Risiken.

Andreas Braun

Wer das Studium finanzieren muss, kann das auf verschiedene Weise tun: Mit Geld aus einem Studentenjob neben der Uni, mit einem BaFöG-Darlehen, dem Geld der Eltern - oder mit einem Kredit speziell für Studierende.

Diese Kredite haben nach einer Statistik des "Centrum für Hochschulentwicklung" (CHE) derzeit ein Volumen von rund 300 Millionen Euro (Stand 2024). Rund 44.000 Studierende in Deutschland nahmen danach Zahlungen aus den Krediten in Anspruch, weitere rund 213.000 befanden sich in der Rückzahlungsphase, tilgten also den Kredit wieder.

Monatliche Zahlung statt eines Kreditbetrages

Aber warum nicht einfach einen klassischen Verbraucherkredt aufnehmen, wenn Ebbe in der Studenten-Kasse ist? Dafür gibt es mehrere Gründe, wie Eckart Vierkant vom Vergleichsportal Finanzcheck erklärt: "Der Hauptunterschied ist, dass in der Regel der Studentenkredit benötigt wird, um die allgemeinen Lebenshaltungskosten jeden Monat zu bedienen und Studenten entweder kein Einkommen oder ein geringes Einkommen haben."

So kann diese Finanzierungslücke geschlossen werden, und es fließen 100, 300 oder 600 Euro monatlich in die Kasse des Studenten oder der Studentin. In der Regel werden auch nur Zinsen auf diesen ausgezahlten Betrag fällig - und eben nicht auf eine große Auszahlungssumme. Außerdem wird ein solcher Kredit - anders als viele klassische Kredite - nicht schon während der Laufzeit wieder getilgt.

Rückzahlung erst, wenn ein Job gefunden ist

Die Rückzahlung erfolgt erst, wenn das Studium abgeschlossen ist und die Studierenden einen Job gefunden haben, der ihnen die Tilgung ermöglicht. Eine solche "Karenzzeit" kann je nach Vertragsgestaltung jahrelang andauern, die anschließende Tilgung kann ebenfalls über einen langen Zeitraum gestreckt werden.

Kredite für Studierende gibt es bei verschiedenen Anbietern, zum Beispiel staatlich gefördert von der bundeseigenen KfW-Förderbank. Auch das Bundesverwaltungsamt vergibt einen "Bildungskredit" für Studierende, die sich gerade auf ihr Examen vorbereiten und deshalb weniger Zeit für einen Nebenjob haben. Aber auch Studierendenwerke, einige Sparkassen und private Anbieter sind am Markt für diese Form der Kredite vertreten.

Oft bessere Zinskonditionen

Auch die Zinskonditionen sind meist besser als bei klassischen Verbraucherkrediten, so Experte Vierkant: "Wir sehen einen Unterschied von ganz grob zwei Prozentpunkten zum klassischen Ratenkredit, das kann tatsächlich aber stark variieren." Bei vielen der Kredite gebe es zudem die Besonderheit, dass für einen Studienkredit der Zinssatz variabel ist. Über die Laufzeit kann sich der Kreditzins also mehrfach verändern, so Vierkant: "In der Regel bleibt er aber unter dem durchschnittlichen Zins eines Konsumentenratenkredites."

Variable Zinssätze, das klingt flexibel, kann aber auch gefährlich werden. Denn während der Zinswende in Deutschland vor zwei Jahren stiegen die Zinsen bei solchen Verträgen deutlich an; auch bei der Krediten der staatseigenen KfW, weiß Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen: "Wenn die Bank einen bonitätsabhängigen Zins kalkuliert, dann kann es sein, dass ich als Student auch mal acht, neun oder zehn Prozent zahle. Bei der KfW ist der Zins aktuell wieder bei rund sechs Prozent". Dies sei eine Folge der erneuten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank, EZB.

Wenn der Kredit nicht mehr bedient werden kann

Auch der Kredit für Studierende ist damit eine kleine Wette auf die Zinslandschaft. Im schlimmsten Fall kann es dann sogar zu einer drohenden Überschuldung bei Studierenden kommen. Bevor die eintritt, sollte man laut den Experten in jedem Fall die kreditgebende Bank kontaktieren. Zumeist ist dann eine Aussetzung der Kreditraten oder eine Umschuldung möglich, meint etwa Verbraucherschützer Mai.

Ohnehin sollte bei der Finanzierung des Studiums ein Kredit eher die letzte Wahl sein, so Mai. "Vorab würde ich immer schauen: Bekomme ich vielleicht sogar irgendwo ein Stipendium oder kann ich BAföG nutzen? Können mir die Eltern helfen? Meine Eltern sind ja eigentlich verpflichtet, mich für mein Erststudium auch finanziell zu unterstützen."

Ein Studierendenkredit sollte also eher als Notlösung für den Notgroschen dienen. Zum Beispiel, wenn es vor dem Studienabschluss doch einmal finanziell eng wird. In jedem Fall gilt es aber, sich sich vor Vertragsschluss die Zinskonditionen und das Kleingedruckte im Kreditvertrag genau anzuschauen.

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