
Washington treibt seit Trumps Amtsantritt einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine lautstark voran. Bisher ohne Erfolg. Für Ex-Präsident Biden ist das Vorgehen der neuen Administration absolut unverständlich - er geht mit seinem Nachfolger hart ins Gericht.
Der ehemalige US-Präsident Joe Biden hat die Ukraine-Politik seines Nachfolgers deutlich kritisiert. Das Vorgehen Donald Trumps, Druck auf das angegriffene Land auszuüben, sodass Kiew eigene Gebiete aufgebe, bezeichnete er bei der BBC als "moderne Appeasement-Politik". Der russische Präsident Wladimir Putin vertrete die Auffassung, dass die Ukraine zu Russland gehöre und "jeder, der glaubt, dass er damit aufhört", wenn im Rahmen eines Friedensabkommens einige Gebiete abgetreten werden, "ist einfach nur töricht".
"Ich verstehe einfach nicht, wie die Leute glauben, wenn wir einem Diktator, einem Verbrecher, erlauben, sich große Teile von Land anzueignen, das ihm nicht gehört, das ihn zufriedenstellt. Ich verstehe das nicht ganz." Biden sagte auch, er befürchte, dass einige Länder im Nato-Bündnis, die an Russland grenzen, "einfach sagen könnten, dass wir Putin entgegenkommen müssen", wenn die Ukraine letztendlich aufgibt.
Der Demokrat verteidigte sein eigenes Vorgehen in der Ukraine-Politik gegen den Vorwurf, das angegriffene Land zu wenig unterstützt zu haben. "Wir haben ihnen alles gegeben, was sie für ihre Unabhängigkeit brauchten, und wir waren darauf vorbereitet, aggressiver zu reagieren, wenn Putin sich wieder bewegte", so Biden.
Die aktuelle Außenpolitik der neuen US-Administration gegenüber Verbündeten wie Kanada oder mit Blick auf Panama hält der 82-Jährige für nicht angemessen. "Was zum Teufel ist hier los? Welcher Präsident redet schon so? So sind wir nicht", sagte er. "Uns geht es um Freiheit, Demokratie und Chancen, nicht um Beschlagnahmung." Trump hatte wiederholt davon gesprochen, Kanada als 51. Staat in die Vereinigten Staaten einzugliedern oder auch den Panama-Kanal wieder in Besitz zu nehmen.
Die europäischen Staaten würden sich angesichts dieser Politik auch neu orientieren, vermutete Biden. "Europa wird das Vertrauen in die Sicherheit Amerikas und in die Führung Amerikas verlieren", so der 46. Präsident der USA. Die Staats- und Regierungschefs des Kontinents, so fügte er hinzu, "fragen sich, was soll ich jetzt tun? [...] Kann ich mich auf die Vereinigten Staaten verlassen? Werden sie da sein?"