Seit Monaten kämpft die Ukraine darum, Langstreckenwaffen gegen Ziele tief in Russland einzusetzen. Laut einem Bericht hat Großbritannien nun entschieden: Storm-Shadow-Raketen dürfen zu diesem Zweck eingesetzt werden. Die USA könnten mit ihren ATACMS gleichziehen. Das wäre ein Durchbruch für Kiew.
Laut Quellen des britischen "Guardian" hat Großbritannien die Entscheidung getroffen, der Ukraine den Einsatz von Storm-Shadow-Marschflugkörpern auf Ziele tief innerhalb Russlands zu gestatten. Dem Bericht zufolge soll die Entscheidung jedoch nicht öffentlich bekannt gegeben werden, wenn Briten-Premier Keir Starmer und US-Präsident Joe Biden sich am Freitag in Washington treffen.
Am Mittwoch befanden sich bereits der britische Außenminister David Lammy und sein US-Amtskollege Antony Blinken in Kiew bei Präsident Selenskyj. Laut den Quellen des Guardian hätte dieses Treffen nicht stattgefunden, wenn keine positive Entscheidung bezüglich der Storm Shadow getroffen worden wäre. Demnach soll es keine öffentliche Ankündigung in Kiew gegeben haben, um nicht unnötig zu provozieren.
Blinken sagte dem Bericht zufolge in Kiew, die Lieferung von ballistischen Raketen durch Iran an Russland habe das strategische Denken in London und Washington verändert. Lammy wollte keine Details privater Gespräche preisgeben, die Putin Vorteile verschaffen könnten. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) hatte in der Vergangenheit gefordert, Waffenlieferungen nicht vorher anzukündigen, um einen Überraschungseffekt zu haben und so effektiver gegen die russischen Aggressoren vorgehen zu können.
Auch Erlaubnis der USA scheint nahe zu sein
Zuletzt hatten sich die Hinweise verdichtet, dass auch die USA ihre Meinung ändern und der Ukraine Angriffe auf russisches Gebiet mit ATACMS-Raketen mit hoher Reichweite erlauben könnten. In Kiew sagte Außenminister Blinken, man arbeite mit "Dringlichkeit daran, weiterhin sicherzustellen, dass die Ukraine alles hat, was sie braucht, um sich wirksam zu verteidigen".
Deutlicher wurde kürzlich auch US-Präsident Biden. Die US-Regierung "arbeitet" nach seinen Angaben an einer Freigabe der von den USA an die Ukraine gelieferten Langstreckenwaffen für Angriffe auf russisches Gebiet, sagte er auf eine entsprechende Journalistenfrage.
Laut dem ISW sollen sich über 200 Ziele in Reichweite der ATACMS-Langstreckenraketen befinden. Darunter große Militärstützpunkte, Kommunikationsstationen, Logistikzentren, Reparatureinrichtungen, Treibstoffdepots, Munitionslager und Hauptquartiere.
Luftstreitkräfte, die für die verheerenden Angriffe mit Gleitbomben verantwortlich sind, seien jedoch bereits weiter ins Hinterland verlegt worden. Wahrscheinlich, weil Russland mit einer Freigabe für Angriffe mit Langstreckenraketen rechnet. Trotzdem könnte die Ukraine mit Angriffen auf die anderen Ziele das russische Militär unter erheblichen logistischen und operativen Druck setzen, so das ISW in einer Analyse.