Drohnen in Niedersachsen: Ermittlung wegen möglicher Spionage über Marine-Funkstation

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Russland versucht sich, Informationen über Bundeswehr und Nato zu beschaffen. Das geschieht immer wieder mithilfe von Drohnenflügen über Militäreinrichtungen. Nun scheint es eine Marine-Funkstelle der Bundeswehr getroffen zu haben. Die Polizei sucht nach drei Verdächtigen, von denen einer Russisch sprach.

Wegen möglicher Drohnenflüge über eine Funkanlage der Bundeswehr in Niedersachsen hat der Staatsschutz der Polizei Ermittlungen aufgenommen. Der Vorfall habe sich im April im Bereich der Marine-Funksendestelle Saterland/Ramsloh im Landkreis Cloppenburg zugetragen, teilte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Leer/Emden auf Anfrage mit.

In Ramsloh stehen acht gut 350 Meter hohe Sendemasten, die den Funkverkehr zu U-Booten der Nato herstellen. Der Polizeisprecherin zufolge hatte ein Wachmann der Bundeswehr drei Personen und einen Transporter außerhalb des Zauns der Anlage festgestellt. Die Personen seien mit Drohnenüberflügen in Verbindung gebracht worden. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sei kein strafrechtlich relevantes Verhalten festgestellt worden. Die Personen seien bislang nicht identifiziert worden.

Einem Bericht von WDR und NDR zufolge sollen die Unbekannten mehrere Drohnen gesteuert haben, darunter soll eine auffällig groß gewesen sein. Der Wachsoldat habe die Personen angesprochen, die etwas auf Russisch geantwortet haben sollen. Dann seien sie mit ihrem Transporter verschwunden, heißt es weiter. Die alarmierte Polizei traf sie später nicht mehr an.

Drohnen nahe Ausbildungszentrum

Auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) und das Bundesamt für Verfassungsschutz haben demnach Ermittlungen aufgenommen. Das Bundesverteidigungsministerium teilte WDR und NDR auf Anfrage mit, dass es aus Gründen der militärischen Sicherheit keine Auskunft auf weitergehende Fragen geben könne.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine und der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland hat die Zahl von Drohnensichtungen über militärischen Einrichtungen erheblich zugenommen. Im Januar etwa soll ein Luftwaffen-Stützpunkt bei Husum ausspioniert worden sein. "Sechs Sicherheitsvorkommnissen" mit professionellen Drohnen unbekannter Herkunft habe es zwischen 9. und 29. Januar gegeben, berichtete seinerzeit die "Süddeutsche Zeitung". "Es wird wegen Spionageverdachts ermittelt", hieß es in dem als Verschlusssache eingestuften Bericht an das Verteidigungsministerium. In Schwesing bei Husum ist das Ausbildungszentrum für den Einsatz von Flugabwehrraketen. Aber auch über zahlreiche Einrichtungen kritischer Infrastruktur wurden immer wieder verdächtige Objekte ausgemacht.

Es wird vielfach vermutet, dass Russland Agenten für Spionage einsetzt. Die lassen sich oft nicht identifizieren. Viele Überflüge erfolgen nachts. Zudem dauern sie oftmals nur wenige Minuten.

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