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Die Schwarze Soldatenfliege als nachhaltiges Futtermittel



Stand: 04.12.2024 05:53 Uhr

Nachhaltige Futtermittel zu produzieren: Daran forschen viele Unternehmen. Einer Firma aus Nordrhein-Westfalen gelingt es, mit den Larven der Schwarzen Soldatenfliege proteinreiches Futtermittel zu erzeugen.

Philipp Glitz

"Wir sind davon überzeugt, dass Insekten einen strukturellen Wandel in der Lebensmittelindustrie auslösen können", sagt Ingenieurin Bärbel Girardin. Das Unternehmen Illucens aus Ahaus in Nordrhein-Westfalen besteht bislang aus nur 15 Mitarbeitern. Aber das Konzept überzeugt bereits Kunden in ganz Deutschland - und jüngst auch die Jury beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis. "Unser Proteinmehl ist derzeit als Futtermittel für Schweine, Hühner, Fische und Heimtiere zugelassen, und die Nachfrage nach nachhaltigen und regional produzierten Proteinen steigt stetig", sagt Girardin.

Insektenmast habe das Potenzial, sich als zusätzliches Standbein für Landwirte zu etablieren, da sie eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen wie Soja oder Fischmehl bietet. Auf 675 Quadratmetern Grundfläche schafft es das Team im Münsterland, jährlich bis zu 3.000 Tonnen frische Larven zu produzieren - alles voll automatisiert. Aus den Larven gewinnen sie dann wertvolle Proteine und Öle für Tierfutter und Lebensmittel.

Larven in 15 Tagen "schlachtreif"

Aus den Eiern der Schwarzen Soldatenfliege schlüpfen innerhalb einiger Tage die Larven. Die Larven wachsen hier im Münsterland in Schächten auf Hochregallagern. Die Larven mästen sie - zum Beispiel mit alten Futtermitteln. Theoretisch könnte man auch alte Lebensmittel und anderen Abfall nutzen. Doch das ist laut EU-Verordnung noch nicht zugelassen.

"Die Larven sind bereits nach nur 15 Tagen 'schlachtreif' und damit eine ideale Lösung für die nachhaltige Verarbeitung von Reststoffen", sagt Dirk Wessendorf, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens. Dann könne man die winzigen Tierchen zu Mehl oder Öl weiterverarbeiten. "Insekten sind ein fehlendes Glied für eine echte Kreislaufwirtschaft. Sie sind in der Lage, aus bisher ungenutzten, lokal verfügbaren organischen Reststoffen wertvolles Protein zu produzieren", sagt Wessendorf.

Das 15-köpfige Team von Illucens stellt nachhaltiges Futtermittel aus Insektenlarven her und ist dafür mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden.

Nutzbar als Hunde- oder Hühnerfutter

Bisher stellen seine Kunden aus dem Proteinmehl Heimtierfutter her: zum Beispiel hypoallergenes Hundefutter, fischmehlfreies Fischfutter und Hühnerfutter. "Unser Geschäftsmodell besteht auch darin, hochautomatisierte Mastanlagen an Landwirte, Lebensmittelproduzenten und andere Interessierte zu verkaufen, die diese in Eigenregie betreiben", sagt Geschäftsführer Wessendorf. Die Larven werden dann regional direkt dort produziert, wo die Reststoffe anfallen, was lange Transportwege vermeiden soll.

Besonders effektiv wird es laut Illucens, wenn die Abwärme aus bestehenden Biogasanlagen zur Trocknung der Larven genutzt wird. Stolz sind sie im Münsterland auf die Automatisierung des Prozesses: Für den Betrieb der gesamten Mastanlage eines Landwirts werde lediglich eine Arbeitskraft benötigt. "Gerade in den frühen Jahren, als das Thema noch weitgehend unbekannt war, stieß die Idee oft auf Skepsis", sagt Ingenieurin Girardin. "Die größte Herausforderung zu Beginn war, Mitstreiter zu finden und sie von den enormen Möglichkeiten der Insektenmast zu überzeugen."

Proteinquelle auch für den Menschen?

Girardin findet, dass sich in den letzten Jahren die Sicht auf Insekten schon deutlich verändert habe. Die Fortschritte in dem Bereich zeigen, dass Insekten langfristig nicht nur als Futtermittel, sondern auch als nachhaltige Proteinquelle für den menschlichen Verzehr etabliert werden können. "Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut in Gießen arbeiten wir im Projekt daran, eine Wurst mit Zusatz von unserem Proteinmehl zu produzieren, um den CO2-Fußabdruck zu senken", sagt die Wissenschaftlerin.

Außerdem haben sie beim Insektenmehl den Proteingehalt auf über 60 Prozent gesteigert und den Fettgehalt auf zwei Prozent reduziert. "Das Ergebnis ist ein nahezu geschmacks- und geruchsneutrales Produkt, das sich ideal als Nahrungsergänzungsmittel eignet - insbesondere für Sportler und gesundheitsbewusste Menschen", sagt Girardin. So vereine die schwarze Soldatenfliege zwei Dinge, die wichtig seien für die Umwelt und die Zukunft unserer Ernährung: Die Fliege gilt als hocheffiziente Nährstoffbombe, da ihre Larven reich an Proteinen sind. Gleichzeitig sind die Larven ein fleißiger Abfallentsorger, wenn sie organische Reststoffe aufnehmen und umwandeln.

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