Seit zweieinhalb Jahren kämpfen Hunderttausende russische Soldaten in der Ukraine, doch der Botschafter in Berlin will von einem Überfall nichts wissen. Dagegen nennt er die ukrainischen Eroberungen in Kursk einen "Terroranschlag". Auf diesen kündigt er eine harsche Antwort an.
Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, hat eine harte Reaktion auf die ukrainischen Eroberungen in Kursk angekündigt. Diese seien ein "Terroranschlag", sagt er dem Portal Pioneer. "Das ist für uns absolut inakzeptabel und wir werden das wiedergutmachen." Damit meine er in erster Linie die "Säuberung der russischen Grenzgebiete. Die ist schon im vollen Gange." Außerdem würden die Bedingungen für weitere Friedensverhandlungen "noch strenger sein als vorher".
Wenn sie nicht gar unmöglich sind, aus Sicht des Kreml. So erklärt Netschajew in dem Gespräch auch: "Erstens: Es gibt einen Satz von unserem Präsidenten Herrn Wladimir Putin, dass wir mit Terroristen nicht sprechen. Zweitens: Solange die ukrainischen Truppen im Gebiet Kursk sind, ist das für uns absolut inakzeptabel."
Netschajew streitet außerdem ab, dass russische Truppen das Nachbarland angegriffen haben: "Wir haben die Ukraine nicht überfallen. Wir haben versucht, diesen Krieg einzustellen und zu beenden, der seit mindestens zehn Jahren - insbesondere gegen die russische Bevölkerung in den östlichen Regionen der früheren Ukraine – geführt wird."
Tatsächlich startete Russland am 24. Februar 2022 einen Großangriff auf die Ukraine. 2014 bereits besetzten sogenannte grüne Männchen - Soldaten ohne Abzeichen - die Krim. Zunächst leugnete der Kreml eine Verbindung, später zeichnete Putin genau jene Soldaten für ihren Einsatz aus. Man habe die Krim-Bewohner nicht "der Willkür des Schicksals" überlassen dürfen, so Putin. Auch kämpfen seit zehn Jahren russische Soldaten im Osten der Ukraine. Dort leben besonders viele russischsprachige Ukrainer - also genau jene, die der Kreml zu schützen verspricht und die nun vor allem unter den Angriffen und Zerstörungen Russlands leiden.
Erst vor einer Woche, am 85. Jahrestag des Einmarsches der Roten Armee in Polen, gab Netschajew dem Deutschlandfunk ein 20-minütiges, umstrittenes Interview. In diesem nannte er die aktuelle Situation "viel ernsthafter" als zu Zeiten des Kalten Kriegs. Damals habe es Regeln gegeben, die beide Seiten einhielten. "Jetzt sehen wir seitens unserer westlichen Partner, dass diese Regeln nicht eingehalten werden", sagte der Vertreter Moskaus. Dieses hatte der Ukraine 1994 im Budapester Memorandum zugesichert, "die Unabhängigkeit und Souveränität sowie die bestehenden Grenzen der Ukraine zu akzeptieren". 2003 bestätigte Putin, die territoriale Integrität anzuerkennen.