Trotz Sanktionen dürfen deutsche Firmen weiterhin bestimmte Güter nach Russland exportieren. Doch in der Gesamtbilanz spielt inzwischen der Handel mit der Ukraine eine größere Rolle. Russland verliert weiter an Bedeutung.
Die Exporte in die Ukraine haben im ersten Halbjahr dieses Jahres um 6,7 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro zugelegt. Das teilte der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft heute mit. Die Importe von dort wuchsen sogar um ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro. Damit entwickelt sich der Handel mit der Ukraine gegen den Gesamttrend positiv: Die gesamten deutschen Exporte schrumpften in den ersten sechs Monaten des Jahres um 1,6 Prozent, die Importe sogar um 6,2 Prozent.
"Die deutsche Wirtschaft baut ihr Engagement in und für die Ukraine aus", sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser. Damit das so bleibe, müsse ein reibungsloser Waren- und Zahlungsverkehr gewährleistet werden. Noch bestehende finanzielle und infrastrukturelle Engpässe sollten beseitigt werden.
Sanktionen gegen Finanzwirtschaft und Verteidigungssektor
Dagegen verliert Russland, das wegen des Überfalls auf die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt ist, als Handelspartner immer weiter an Bedeutung. Die deutschen Exporte dorthin sanken im ersten Halbjahr um ein Viertel auf 3,7 Milliarden Euro, während die Einfuhren sogar um 58 Prozent auf gut eine Milliarde Euro einbrachen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 betrug die Höhe der deutschen Exporte nach Russland noch mehr als 26 Milliarden Euro.
Die EU hat Wirtschaftssanktionen als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine gegen die Finanzwirtschaft, den Handel, den Energiesektor, den Verkehrssektor, die Technologiebranche und gegen den Verteidigungssektor verhängt. Auch Dienstleistungen sind betroffen.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Außenkontrolle weist darauf hin, dass es sich nicht um ein Totalembargo handele. Die Sanktionen verfolgten das Ziel, hohen wirtschaftlichen Druck auf die Russische Föderation auszuüben und dabei die Schäden für die europäische Wirtschaft so gering wie möglich zu halten. Das bedeute auch: "Geschäftsbeziehungen, die nicht verboten sind, sind weiterhin erlaubt." Zu den Gütern, die noch immer nach Russland exportiert werden, gehören etwa Lebensmittel, Arzneimittel oder medizinische Geräte.
Erdgas kommt von anderen Lieferanten
In der Handelsbilanz schob sich die Ukraine im ersten Halbjahr vor Russland: Importe und Exporte summierten sich auf fast 5,2 Milliarden Euro, der Außenhandel mit der Russischen Förderation erreichte dagegen nur knapp 4,8 Milliarden Euro.
Das war in den Vorjahren anders. Im Gesamtjahr 2023 lag Russland mit einem Volumen von 12,6 Milliarden Euro noch deutlich vorn, da der Handel mit der Ukraine nur 9,8 Milliarden Euro ausmachte. 2022 - dem Jahr, in dem der russische Überfall begann - fiel der Unterschied mit fast 51 Milliarden Euro zu weniger als acht Milliarden Euro noch erheblich größer aus. Bis in die zweite Jahreshälfte 2022 war Russland noch ein wichtiger Energielieferant für Deutschland, vor allem beim Erdgas. Das hat sich mit den Sanktionen geändert.