
Die Reiselaune der Deutschen hat sich nach Corona wieder stabilisiert. Trotz klammer Kassen wollen die wenigsten auf Urlaube verzichten. Bei den Reisezielen wird aber durchaus aufs Geld geschaut.
Die Reiselust der Deutschen ist auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten ungebremst. "Trotz aller ökonomischen und geopolitischen Herausforderungen - die Deutschen reisen! Urlaub scheint das Letzte, worauf sie verzichten wollen", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, zur Eröffnung der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin.
Insgesamt legte der Umsatz für die Sommersaison von Mai bis Oktober 2025 im Vergleich zum Vorjahr nach DRV-Angaben um zwölf Prozent zu. Die Zahl der Reisenden stieg um sechs Prozent. Für das gesamte Touristikjahr von November 2024 bis Oktober 2025 gibt der DRV ein Umsatzplus von elf Prozent sowie vier Prozent mehr Reisende an. Und: Die Deutschen buchen ihren Sommerurlaub immer früher. "Früh buchen ist das neue Last-Minute", sagte Fiebig.
Türkei und Spanien weiter Favoriten
Die höchsten Zuwächse verzeichnen in diesem Sommer Pauschalreisen in östliche Mittelmeerländer, Kreuzfahrten sowie Fernreisen. Pauschalreisen legen den Angaben zufolge um sechs Prozent zu - am beliebtesten ist die Türkei mit einem Buchungsumsatz von rund 1,2 Milliarden Euro.
Gleichzeitig versuchen die Menschen durchaus zu sparen: Neben anderen klassischen Zielen wie Spanien (ebenfalls rund 1,2 Milliarden Umsatz) und Griechenland (eine Milliarde Umsatz) liegen auch günstigere Ziele wie Tunesien, Bulgarien und Ägypten unter den ersten zehn. "In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sitzt das Geld nicht mehr ganz so locker - und das spiegelt sich auch in der Wahl des Reiseziels", sagte Fiebig.
ADAC: Zweigeteilte Entwicklung
Sich Urlaub durchaus gönnen wollen, aber dennoch die Finanzen nicht vergessen: Diese Einstellung zeigt sich auch in der ADAC-Tourismusstudie mit 2.900 Befragten. Rund 24 Prozent der Befragten gaben demzufolge an, mit einem geringeren Urlaubsetat als im Vorjahr auskommen zu müssen. Davon wollen rund ein Drittel (32 Prozent) 2025 ganz auf eine Reise verzichten - doppelt so viele wie 2022 (17 Prozent).
Doch es gibt auch die, die gerne mehr für Urlaubsreisen ausgeben, zeigt die ADAC-Erhebung. "Wer ein höheres Budget zur Verfügung hat, legt vor allem Wert auf mehr Qualität und Komfort", heißt es von den Studienmachern.
Laut ADAC haben im vergangenen Jahr 58 Prozent der Deutschen haben eine Urlaubsreise unternommen. Dieser Wert entspricht etwa dem Niveau von vor der Virus-Pandemie. Für dieses Jahr planen laut ADAC mit knapp 60 Prozent der Befragten ungefähr gleich viele Menschen mindestens einen längeren Urlaub.
Albanien wird immer beliebter
Senkrechtstarter unter den Reisezielen ist dem DRV zufolge Albanien - das Partnerland der Fachmesse ITB, die bis Donnerstag in Berlin öffnet. Mit 36 Prozent habe das südosteuropäische Land die höchste Wachstumsrate für den Sommer verzeichnet. Im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern sei das Umsatzniveau jedoch eher niedrig.
Grundlage der Daten des DRV sind die Umsätze stationärer Reisebüros und von klassischen Reiseportalen der Online-Agenturen und Veranstalter. Berücksichtigt werden alle Buchungen bis Ende Januar 2025. Nicht enthalten sind unter anderem Buchungen in Callcentern und über Buchungsplattformen wie Booking und Airbnb.