Auf der Berlinale feierte „Mickey 17“ seine Weltpremiere. Während die internationale Fachpresse den Film überwiegend feiert, hatte ich leider nur wenig Spaß im Kinosaal.
Nachdem „Parasite“ 2019 das Publikum mit einer ausgeklügelten Story und der unvergesslichen Inszenierung umgehauen hat, sehnten sich Cineast*innen die letzten sechs Jahre nach dem nächsten Werk von Bong Joon-ho. Als schließlich „Mickey 17“ angekündigt und später der erste Trailer veröffentlicht wurde, waren Filmfans aus dem Häuschen. Robert Pattinson als immer wieder sterbender Kundschafter auf einem fremden Planeten, dessen Erinnerungen nach jedem Tod in einen geklonten Körper hochgeladen werden, heizte bei vielen Sci-Fi-Fans die Vorfreude an.
Meine Vorfreude hielt sich zwar in Grenzen, doch vertraute ich auf Bong Joon-hos Expertise hinsichtlich des Erzählens von kuriosen Geschichten mit jener Raffinesse, die wir aus „Memories of Murder“ und „Parasite“ kennen. Was mir da auf der großen Leinwand serviert wurde, schmeckte mir über die 137 Minuten jedoch so wenig wie dem titelgebenden Helden der generische Kantinenfraß auf der Weltraumstation.
Wenn ihr nach grandioser Sci-Fi-Unterhaltung sucht, seid ihr mit folgenden Werken meiner Meinung nach definitiv besser bedient:
„Mickey 17“: Laut und vulgär, ohne Mehrwert
Der Grund dafür dürfte vor allem die Art der Narration sein. „Mickey 17“ entscheidet sich an nahezu jeder Ecke für den einfachen Weg, was so viel bedeutet wie: Das Wichtigste wird auf faule Art im Voiceover oder mit plumpen Dialogen ausformuliert, statt die Bilder die Geschichte erzählen zu lassen.
Während Bong Joon-ho in „Parasite“ noch eine Balance zwischen schriller Situationskomik und bitterstem Ernst gefunden hat, fehlt in „Mickey 17“ jegliche Spur von dem findigen Wechselspiel dieser zwei Extreme. Stattdessen dominiert ein überzogenes Spektakel die Leinwand, das auf gesellschaftliche Missstände (Klimawandel, politische Lage, etc.) hinweist und unter anderem in Mark Ruffalos Performance als schrulliger Donald-Trump-Verschnitt seinen Höhepunkt findet.
Generell ist „Mickey 17“ von einem lauten, vulgären Ton geprägt, der einem die nicht zu überlesende Gesellschaftskritik mit dem Presslufthammer einhämmert und mich ab einem gewissen Zeitpunkt schlichtweg genervt hat. Nach dem Kinobesuch hatte ich das Gefühl, dass sich hinter dieser satirisch-aufgeblähten Fassade nichts weiter als heiße Luft befindet, die man schon unzählige Male geatmet hat – zum Beispiel mit Filmen wie „Idiocracy“ und „Don’t Look Up“.
Die Story startet als vielversprechende Sci-Fi-Absurditätsparade, verkommt im Verlauf der zwei Stunden jedoch zu einer absolut generischen Klassenkampfgeschichte, die die altbekannte Frage aufwirft „Wo fängt Leben an?“, aber dessen Beantwortung dem Film vollkommen egal zu sein scheint. Dadurch, dass die Figuren alle gewollt überzogen schrullig wie auch dümmlich sind und letztendlich nie mehr als dünne Karikaturen bleiben, war mir am Ende des Films zudem ziemlich egal, welches Schicksal die einzelnen Akteur*innen ereilt.
Robert Pattinson, Mark Ruffalo, Toni Collette… „Mickey 17“ strotzt geradezu vor Talent, doch leider hat der Film meiner Meinung nach nicht den Spagat zwischen dem schrägen Humor und ernstem Sci-Fi-Drama hingekriegt, wodurch die Performances den Eindruck erwecken, dass man sich gerade einen zweieinhalbstündigen „Saturday Night Live“-Sketch angesehen hat. Das Overacting ist hier und da unterhaltsam, wird jedoch schnell nervig und hinterlässt bedauerlicherweise keinen bleibenden Eindruck – von einem Bong-Joon-ho-Streifen hätte ich mir da wahrlich mehr gewünscht.