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DAX über 20.000 Punkten - Dividenden könnten trotzdem sinken



Stand: 04.12.2024 08:25 Uhr

Der DAX ist diese Woche erstmals über die 20.000er-Marke gestiegen - trotz schwacher Wirtschaftsdaten. Was heißt das für die Ausschüttungen der Konzerne, die Aktionäre erwarten können?

Claudia Wehrle

Es war nur eine Frage der Zeit, bis der DAX die 20.000-Punkte-Marke übertrifft. Und das, obwohl immer wieder neue, schlechte Nachrichten aus vielen Wirtschaftsbereichen gekommen sind: Da ist der Stellenabbau in der Auto- und Stahlindustrie. In der Chemiebranche sind viele Unternehmen angeschlagen. Die Baubranche steckt in der Krise.

Warum der DAX steigt

Doch viel entscheidender als wirtschaftliche Lage hier in Deutschland ist, dass die großen DAX-Konzerne weltweit aktiv sind, "dass sie Kosmopoliten sind, mit guten Geschäftsmodellen", sagt Robert Halver von der Baader Bank. Er glaubt fest daran, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten weiter wachsen wird und verweist auf die vielen Infrastrukturinvestitionen. "Das macht Amerika, das machen die Inder. Die Chinesen werden es auch wieder machen." Die deutsche Industrie wird dort gebraucht. "Das heißt, man kann von den Niederungen des Nationalstandorts abstrahieren. Und das ist der Grund, warum die Aktienkurse weiter steigen."

Dazu kommt die Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen. Sie haben das Zeug, die Wirtschaft zu beleben, weil für Unternehmen die Produktionen günstiger werden und für Kunden Produkte und Leistungen. Außerdem ist der Dezember statistisch gesehen ein guter Börsenmonat.

Wie hoch fallen die Ausschüttungen aus?

In der Regel werden die Aktionäre, also die Anteilseigner von börsennotierten Konzernen, am Gewinn, also an guten Geschäftsentwicklungen, beteiligt. Das geschieht meist einmal im Jahr in Form einer Dividende. Für die Aktionäre ist das so etwas wie ein "Zubrot", eine Art "Belohnung" dafür, dass sie einem Unternehmen ihr Geld anvertraut haben. Das ist Geld, mit dem die Konzerne wirtschaften können. Da geht es um Milliardenbeträge.

Die schlechte Nachricht: Wenn es im kommenden Frühjahr wieder so weit sein wird, dann dürften die DAX-Konzerne insgesamt gesehen deutlich weniger Gelder ausschütten als im Jahr zuvor. Mehr noch: Es dürfte das erste Minus sein seit der Corona-Pandemie.

Immer wieder die Autoindustrie

Chris-Oliver Schickentanz von der Capitell-AG sieht das gelassen, "denn das hängt vor allem mit einer Branche zusammen, mit der Automobilindustrie". Viele Autobauer stecken in tiefgreifenden Restrukturierungs-Maßnahmen. Und das spüren dann natürlich auch die Aktionäre. "Als Volkswagen-Konzern können sie sicherlich nicht beabsichtigen, drei Werke in Deutschland zu schließen und gleichzeitig den Aktionären rekordhohe Ausschüttungen zuteilwerden lassen." Von daher spiegelt die deutlich verhaltenere Perspektive auch ein Stück weit das schwierige Rahmenumfeld wider.

In anderen Branchen, bei anderen Unternehmen sieht das ganz anders aus. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP steht wirtschaftlich gesehen gut da. Das gilt auch für die großen Versicherungskonzerne. Dann ist da die Deutsche Telekom. Siemens hat zuletzt einen Rekordgewinn erwirtschaftet. "Von daher sind Dividendensteigerungen im DAX aus meiner Sicht eher die Regel. Und die Autokonzerne dann die Ausnahme."

Wie Dividenden den DAX beeinflussen

Ob es dabei bleiben wird, muss man abwarten. Im Prinzip ist es ein Blick in den Rückspiegel. Keine Branche ist unantastbar. Politische Rahmenbedingungen ändern sich. Das kann Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung im Land haben.

Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ist dennoch fest davon überzeugt, dass Dividenden auch in Zukunft eine große Bedeutung haben werden. "Wir haben solche Perlen im DAX, die über Jahre hinweg eine konstante Dividendenpolitik gefahren haben, und diese Papiere werden dann ins Depot gelegt und behalten. Und das stabilisiert das Unternehmen selber wieder." Weil die eingenommenen Gelder oft wieder an der Börse angelegt werden - die Unternehmen können mit dem Geld weiterarbeiten.

Von den Ausschüttungen der Konzerne profitiert der DAX auch direkt. Denn der deutsche Leitindex ist - anders als andere internationale Aktienindizes - ein sogenannter Performance-Index. "Das heißt, da werden auch die zu zahlenden Dividenden mit einberechnet", erklärt Nieding. "Das zieht den Kurs insgesamt nach oben."

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