4 months ago

"Das wird alles nicht einfach": Alle Daten zur Landtagswahl in Sachsen



Großer Wahltag im Osten: Knapp 3,3 Millionen Wahlberechtigte entscheiden in Sachsen, wer künftig im Dresdner Landtag die politische Richtung vorgibt. Die CDU kann ihre Position als stärksten Kraft im Land knapp verteidigen.

Knapper Wahlausgang im Freistaat Sachsen: Bei der Landtagswahl liegt die CDU laut vorläufigem Auszählungsstand am späten Wahlabend knapp vorn. Die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Michael Kretschmer erreicht nach Auszählung aller Wahlkreise 31,9 Prozent der Stimmen und bleibt in diesem Bundesland damit stärkste Kraft. Die AfD landet in Sachsen mit 30,8 Prozent auf Platz zwei.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erringt mit 11,8 Prozent aus dem Stand ein prozentual zweistelliges Ergebnis und rangiert damit im Landtag als neue drittstärkste Fraktionen vor der SPD. Die Sozialdemokraten schneiden mit 7,3 Prozent der Stimmen vergleichsweise stabil ab. Den Grünen gelingt mit 5,1 Prozent knapp der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Linke bewegt sich mit 4,5 Prozent zwar unterhalb dieser Schwelle, kann aber dank zweier Direktmandate und der im sächsischen Wahlrecht vorgesehenen Grundmandatsklausel dennoch in den Landtag einziehen.

Hinweis: Die Infografiken werden bis zur Veröffentlichung der amtlichen Endergebnisse laufend aktualisiert.

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer zeigte sich am Wahlabend vorsichtig zuversichtlich. Die Grundlage für Koalitionsverhandlungen über eine "stabile Regierung" seien erreicht. "Das wird alles nicht einfach", gestand er aber vor CDU-Anhängern ein. "Eins gilt: Mit vielen Gesprächen und dem Willen, etwas für dieses Land zu tun, kann es gelingen, mit diesem Wahlergebnis Sachsen eine stabile Regierung zu geben, die dem Land dient und mit Demut vorangeht."

Seine Partei sei bereit, weiter Verantwortung zu übernehmen. Am Wahlabend ließ Kretschmer allerdings zunächst offen, mit wem er eine Koalition anstrebt.

Die Suche nach einer tragfähigen Mehrheit zur Regierungsbildung könnte sich in Sachsen schwierig gestalten: Die CDU musste in den vergangenen Wochen zeitweise damit rechnen, hinter die AfD auf Platz zwei abzurutschen. Bisher stützt sich Kretschmer in Sachsen auf eine schwarz-grün-rote Mehrheit.

In der bisherigen Konstellation kann es in Sachsen nicht weitergehen. Kretschmer selbst hat bereits im Wahlkampf angekündigt, künftig ohne die Grünen regieren zu wollen. Tatsächlich reichen die Mehrheitsverhältnisse für eine Fortsetzung von Schwarz-Grün-Rot in Sachsen nicht mehr aus. Kretschmers Koalitionsoptionen ohne die Grünen sind allerdings begrenzt.

Die CDU stellt in Sachsen seit der Wiedervereinigung durchgehend den Ministerpräsidenten. Sollte Kretschmer bei der Wahl tatsächlich weniger als 32,2 Prozent der Stimmen einfahren, müsste er das bisher schlechteste CDU-Ergebnis bei einer Landtagswahl in Sachsen verantworten.

Kretschmers Verhandlungsspielräume hingen am Wahlabend noch davon ab, wie vielen Parteien der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelingt. Die Grünen wurden zeitweise nur knapp über der entscheidenden Schwelle gesehen, die Linke schafft es nun nur dank der Grundmandatsklausel in den Landtag.

Die Linke konnte sich durch den Gewinn zweier Direktmandate den Einzug in den Landtag sichern. Ihre Bewerber setzten sich nach Angaben der Landeswahlleitung in den Wahlkreisen Leipzig 1 und Leipzig 4 durch.

Damit schafft die Partei mit ihrem gesamten Stimmanteil den Einzug ins Landesparlament, obwohl sie gemessen an ihrem Listenstimmenanteil bei der Landtagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert wäre.

Neue Machtverhältnisse in Sachsen

Doch selbst mit Grünen und Linken im Landtag braucht Kretschmer andere Optionen als Schwarz-Grün-Rot: Laut vorläufigem Ergebnis würde es zum Beispiel für CDU, BSW und SPD für eine stabile Mehrheit reichen. Die Christdemokraten kommen voraussichtlich auf 42 der insgesamt 120 Sitze im Dresdner Landtag.

Die vom sächsischen Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD sitzt künftig mit 40 Abgeordneten (bisher: 38) im Landtag. Das BSW stellt 15 Abgeordnete. Die SPD erhält 10 Sitze (10), die Grünen kommen auf 7 Sitze (12). Die Linke bekommt 6 Mandate.

Sein eigenes Direktmandat konnte der amtierende Ministerpräsident Kretschmer verteidigen. Er holte in seinem Wahlkreis "Görlitz 2" ganz im Osten des Bundeslands 47,2 Prozent der Direktstimmen, wie aus dem Abend vom Landeswahlleiter veröffentlichten Ergebnis hervorgeht. Er gewann damit vor Sebastian Wippel von der AfD, der auf 39,4 Prozent der Stimmen kam.

Sachsens AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban zieht ebenfalls per Direktmandat in den Landtag ein. Urban gewann laut vorläufigem Ergebnis vom Sonntag den Wahlkreis "Bautzen 5" mit 42,4 Prozent der Erststimmen vor dem CDU-Kandidaten Marko Schiemann mit 38,1 Prozent.

"Die Leute hier in Sachsen haben uns vertraut - sie haben keine Protestwahl gemacht", erklärte Kretschmer am Wahlabend. Die vergangenen Jahre seien harte Jahre gewesen, die Menschen seien enttäuscht von der Bundesregierung in Berlin. Deshalb sei das Abschneiden ein starker Rückhalt für die sächsische CDU.

Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen gelte für die CDU, so Kretschmer, dass erst der Koalitionsvertrag mit dem Land und den Menschen gemacht werde - "und dann kommt erst mal eine ganze Weile nichts".

Mehr zum Thema

Die Wahlbeteiligung lag mit 74,4 Prozent so hoch wie noch nie bei einer Landtagswahl in dem Bundesland. Bei der zurückliegenden Landtagswahl 2019 lag die Wähler-Quote in Sachsen bei 66,5 Prozent. Damit wären die Nichtwähler - hätten sie ihr Wahlrecht genutzt - auf einen theoretischen Stimmanteil von 33,5 Prozent gekommen. Am Wahlsonntag, dem 1. September, traten in Sachsen insgesamt 19 Parteien und Wählergruppen an.

Bei der Wahl 2019 hatte die CDU mit 32,1 Prozent der Stimmen ihr bisher schwächster Ergebnis in Sachsen seit der Wiedervereinigung eingefahren. Die AfD kam damals mit 27,5 Prozent auf Platz 2, gefolgt von der Linken mit 10,4 Prozent. Die Grünen hatten 2019 in Sachsen 8,6 Prozent der Stimmen erzielt, die Sozialdemokraten lagen mit einem Wahlergebnis von 7,7 Prozent auf Platz fünf.

Adblock test (Why?)

Gesamten Artikel lesen

© Varient 2025. All rights are reserved