Florian Hahn ist überzeugt: Auf dem Schlachtfeld der Zukunft sind Drohnen unabdingbar. Die Bundeswehr verfügt aber nur über eine mittlere dreistellige Anzahl, wie der CSU-Verteidigungsexperte im Interview kritisiert. Seine Forderung ist eindeutig: Deutschland muss "dringend gegensteuern".
Beinahe täglich werden Drohnenangriffe und -abschüsse Russlands und der Ukraine gemeldet. Die unbemannten Luftfahrzeuge können trotz ihrer zumeist günstigen Herstellung Hunderte Kilometer hinter die feindlichen Linien vordringen und dort Truppen oder wichtige Infrastruktur angreifen. Heutige Konflikte seien ohne den Einsatz von Drohnen, unbemannter Systeme, Satellitenfähigkeiten und Software nicht mehr vorstellbar, sagt Florian Hahn im Gespräch mit ntv.de. Doch Deutschland und die Bundeswehr, betont der CSU-Verteidigungsexperte, seien auf solche Situationen nicht vorbereitet.
Das Bild, das Hahn zeichnet, ist besorgniserregend. "Allein die Fähigkeit, sich flächendeckend gegen Drohnen zu verteidigen, ist völlig unzureichend ausgeprägt", sagt der frühere Mitarbeiter des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann. Aktuell besitze die Bundeswehr ausschließlich Aufklärungsdrohnen. Die ersten fünf bewaffneten Drohnen seien nicht vor 2026 einsatzbereit.


Florian Hahn sitzt seit 2009 für die CSU im Bundestag.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der CSU-Verteidigungspolitiker, der bis 2017 auch im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik saß, fordert daher eine zügige Aufrüstung. "Die Bundeswehr hinkt der aktuellen Entwicklung im Bereich Drohnen um Lichtjahre hinterher", warnt Hahn. "Wir müssen sofort 100.000 Drohnen für die Bundeswehr anschaffen." Zum Vergleich nennt er die Zahl von drei Millionen Drohnen, die allein die Ukraine pro Jahr herstellen könne.
Hahn: SPD blockiert
Warum Deutschland bei der Drohnenbeschaffung keine Fortschritte macht, dafür sieht der CSU-Politiker vor allem eine Partei in der Verantwortung. "Zwei Legislaturen lang hat die SPD die Beschaffung bewaffneter Drohnen mit allen ihr möglichen Mitteln blockiert", sagt Hahn. "Bei den unmittelbar vor Weihnachten noch eilig dem Parlament vorgelegten Beschaffungsvorhaben behandelt kein einziges das Thema Drohnen. Das muss fast als Vorsatz gewertet werden."
Im Gespräch attestiert Hahn der Bundesregierung ein "mangelndes Verständnis" dafür, dass Drohnen in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz ein "Gamechanger" sind, und nicht etwa milliardenschwere, hoch technologisierte Einzelwaffensysteme. Sollte die Union an der nächsten Bundesregierung beteiligt sein, will sie dem CSU-Mann zufolge ein Drohnenkompetenzzentrum mit Drohnenschulen aufbauen. Die Abwehr von Drohnen soll ausgebaut und die Beschaffung von neuen Drohnen soll deutlich beschleunigt werden.