Des Läufers nasskalte Füße sind bei Eis und Schnee ein Gute-Laune-Killer. Laufschuhe für den Winter müssen her! Oder doch nicht? Der stern hat sich dieser Frage genähert.
Kalt. Nass. Dunkel.
Wer im Winter regelmäßig die Laufschuhe schnüren will, darf sich von dieser Trilogie der Tristesse nicht abschrecken lassen. Statt sich in hoffnungslos überfüllten Fitnessstudios auf dem Laufband ins Delirium zu schwitzen, genügen adäquates Schuhwerk, dem Wetter angemessene Laufbekleidung und eine praktische LED-Stirnlampe, um sorgenfrei und ohne Ellbogeneinsatz an der Strandfigur für den kommenden Sommer zu arbeiten. Oder schon mal die ersten wichtigen Kilometer für den Marathon im Frühjahr oder Sommer einzutüten.
Vor Kälte und Nässe schützen funktionelle Klamotten, bevorzugt nach dem beliebten Zwiebelschalen-Prinzip. Doch wie verhält sich die Sache bei den Schuhen? Braucht man spezielle Laufschuhe für den Winter? Und wenn ja, worauf sollte man beim Kauf der Schlappen für die kalte Jahreszeit achten? Der stern gibt einen Überblick.
Braucht man spezielle Laufschuhe für den Winter?
Eindeutige Antwort: Jein.
Natürlich sollte der Körper beim Lauftraining im Winter nicht auskühlen. Nun schützen Laufschuhe aus dünnem Mesh-Material die Läuferfüße bei winterlichen Temperaturen tatsächlich kaum vor Kälte. Ist ja auch nicht ihre Aufgabe. Denn der überwiegende Teil der Körperwärme geht über den Kopf und den Oberkörper verloren. Laufmütze und Funktionswäsche oben rum sind als Kälteschutz demnach deutlich wichtiger. Und so lange die Schuhe trocken bleiben, bekommen nur richtige Frierkatzen beim Laufen kalte Füße. Fazit: Schön-Winterwetter-Läufer:innen und solche, die bevorzugt auf befestigten Wegen laufen, brauchen keine speziellen Laufschuhe für den Winter.
Spannender wird es bei Läufen im Regen, Schnee oder Schneematsch. Denn dabei lässt sich kaum vermeiden, dass die Laufschuhe nass werden. Klassische Modelle aus leichtem Mesh-Obermaterial haben gegen das Wasser von oben und unten keine Chance. Auch Schnee dringt binnen Minuten durch die Fasern ins Innere der Schuhe vor. In der Folge werden die Socken nass. Genau das wollen auch erfahrene Läuferinnen und Läufer unbedingt vermeiden.
Und zwar aus zwei Gründen:
- Nasse Socken wirken zwischen Schuh und nackter Haut wie Schmirgelpapier. Es bilden sich zwangsläufig Falten in den Socken, die vor allem bei längeren Läufen zu unangenehmen Blasen führen können.
- Die Feuchtigkeit dringt durch das Obermaterial und die Socken bis auf die Haut durch. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kühlen die Füße aus.
Verhindern Laufschuhe für den Winter kalte Füße?
Laufschuhe für den Winter verhindern zunächst einmal nasse Socken. In den allermeisten Fällen bleiben damit auch die Füße trocken und ausreichend warm. Nur von Haus aus kälteempfindliche Läuferinnen und Läufer könnten trotzdem kalte Füße bekommen. Hier helfen entsprechende Socken, beispielsweise mit Fasern aus Merinowolle (z.B. von Danish Endurance). Um Laufschuhe winter- und wetterfest zu machen, ersetzen Sportschuhhersteller das beliebte Mesh durch eine Goretex-Membran, wie man sie aus der Bekleidungsindustrie kennt. Kleiner Exkurs: Goretex-Membranen bestehen aus mehr als einer Milliarde Poren pro Quadratzentimeter Stoff. Weil selbst ein Wassertropfen um ein Vielfaches größer ist, prallt er an dem robusten Obermaterial ab.
Smart: Den im Schuh entstehenden Molekülen aus Wasserdampf gewährt die Membran freie Bahn. Atmungsaktiv sind die Schuhe damit zwar nicht, allzu unangenehmen Schweißfüßen beugt der einseitig durchlässige Stoff aber durchaus vor. Mit Goretex ausgerüstete Sportschlappen verhindern also zumindest indirekt, dass Träger oder Trägerin kalte Füße bekommen. Wer sich demnächst mit Laufschuhen für den Winter ausrüsten will, sollte auf den Goretex-Schriftzug achten. Viele Hersteller integrieren zudem das Kürzel "GTX" in den Modellnamen ihrer wasser- und winterfesten Laufschuhe. Das ist zumeist ein sicheres Zeichen.
Goretex wird sowohl an Straßenlaufschuhen als auch an solchen fürs Gelände, sogenannten Trailrunning-Schuhen, verbaut. Führt die Hausrunde also über Stock und Stein, sollte man eher zu Modellen mit griffiger und profilierter Sohle greifen. Bei winterlichen Läufen in der Stadt genügen die GTX-Versionen mit moderat profilierten Sohlen. Im ersten Fall ist die Auswahl für den Winter etwas üppiger.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Goretex-Eigenschaften zu Lasten des Komforts gehen. Laufschuhe mit der wasserabweisenden Membran sind häufig etwas stabiler konstruiert und damit auch schwerer als solche mit Mesh-Obermaterial. Mit Goretex optimierte Laufschuhe sind zudem etwas weniger flexibel und können enger wirken. Das führt dazu, dass Sie die Laufschuhe für den Winter womöglich eine Nummer größer kaufen als gewohnt.
Für ganz fleißige Läuferinnen und Läufer, die auch bei einer geschlossenen Schneedecke oder vereisten Wegen trainieren wollen, könnten sich im Winter sogenannte Schuhkrallen lohnen. Die sind unter der Sohle mit kleinen Stahlzehen gespickt und werden um die Schuhe geschnallt.