Der Hauptgrund, warum ich vor zwanzig Jahren von Windows XP zu Linux gewechselt bin, war die Zeitverschwendung, die ich mit der Abwehr von Malware verbracht habe. Ein Defender hier, ein Virenscanner dort. Nachdem ich mich für ein freies Betriebssystem entschieden hatte, konnte ich mehr Zeit mit den wesentlichen Dingen verbringen, anstatt gegen das Betriebssystem zu kämpfen.
Leider haben sich die Zeiten geändert. Was früher der Kampf gegen das Betriebssystem war, ist heute der Kampf gegen das Internet. Die Abhängigkeit von Internetdiensten ist stark angewachsen. Seien es die Einkäufe, Social Media, Hotelbuchungen, Banking Apps oder Behördenportale; heute ist es kaum mehr möglich, ohne eine Internetverbindung zu arbeiten; sowohl im Privaten als auch erst recht im Beruf.
Der Virenscanner von damals ist den Sicherheits- und Privatsphäre-Erweiterungen von heute gewichen. Nun kann man seinen Webbrowser mit allen möglichen Erweiterungen zupflastern; es gibt genug davon. Doch möchte man den Leistungsschwund und die Angriffsfläche (Fingerprint) in Balance mit dem Nötigen halten, gilt es, die Browser-Plug-ins sinnvoll einzusetzen.
Cookie-Banner sind ein notwendiges Übel, welches es einem ermöglicht, über die Verwendung seiner Daten zu entscheiden. Leider sind die Pop-ups in den meisten Fällen im Sinne des Seitenbetreibers, aber nicht im Sinne der Anwender:innen gestaltet. Mit Dark-Pattern und Klick-Orgien sind sie so gestaltet, dass man spätestens beim dritten Mal entnervt allem zustimmt. So gut die Idee von Cookie-Bannern ist, so schlecht ist ihre Umsetzung. Hier als Beispiel https://www.heise.de/ :
Beim Heise Cookie-Banner geht das ewig weiter. Dort könnt ihr euch minutenlang beschäftigen, bis ihr alle Optionen verstanden und entschieden habt. Und das macht ihr jedes Mal aufs Neue, wenn ihr Heise aufruft (falls euer Webbrowser Cookies beim Beenden löscht, wovon ich ausgehe).
Die Europäische Kommission arbeitet seit 2020 an einer Verbesserung der Situation. Bisher sind die Resultate nicht bei den Anwender:innen angekommen. Stattdessen verwenden viele Nutzer Browser-Erweiterungen, um sich dieser Cookie-Banner zu entledigen. Beliebt ist die Erweiterung I don't care about cookies (IDCAC). Bei diesem und ähnlichen Plug-ins muss man sich bewusst sein, dass sie keine freundliche Entscheidung in deinem Sinne treffen, sondern in der Regel nur die Standard-Einstellungen des Cookie-Banners akzeptieren.
Erschwerend kommt hinzu, dass die oben erwähnte Erweiterung der Firma Gen Digital gehört; auch bekannt unter den Markennamen Avira, Avast und Symantec. Deshalb haben wir bei GNU/Linux.ch bereits vor zwei Jahren auf den Fork I still don't care about cookies (ISDCAC) hingewiesen.
Doch auch diese Browser-Erweiterung könnt ihr euch sparen. Ich gehe davon aus, dass ihr alle uBlock-Origin in eurem Desktop- und Handy-Browser installiert habt. Falls das nicht so ist, bitte ich um öffentliche Blossstellung und Scham in den Kommentaren 😊 Anstatt I still don't care about cookies, oder Ähnliches zu installieren, könnt ihr das auch über eine Filterliste in uBlock-Origin erledigen. Damit belastet eine Erweiterung euren Webbrowser weniger.
Und so geht es:
1. Deinstalliert die Cookie-Abklicker-Erweiterung in eurem Webbrowser
2. Öffnet die Einstellungen von uBlock-Origin:
3. Wählt in den Einstellungen den Reiter "Filterlisten" und scrollt ganz nach unten. Dort seht ihr den Punkt "Importieren". In das Textfeld kopiert ihr diese URL: https://www.i-dont-care-about-cookies.eu/abp/
4. Daraufhin erscheint die hinzugefügte Filterliste unter "Eigene Filterlisten", wie ihr im Screenshot sehen könnt.
Wer bis hierhin aufgepasst hat, stellt sich womöglich folgende Frage: "Wenn die Erweiterung IDCAC einer dubiosen Firma gehört, warum sollte ich deren Filterliste importieren?" Antwort: Die oben genannte Filterliste ist eine Textdatei mit knapp 25'000 Zeilen, in denen Regeln für Cookie-Banner beschrieben sind. Es ist kein Code, der euch Schaden zufügen kann.
Nachdem ich die Erweiterung ISDCAC durch die Filterliste ersetzt habe, meine ich eine Beschleunigung beim Abklicken der Cookie-Banner zu verspüren. Gemessen habe ich es nicht; das ist mein subjektiver Eindruck.
Warnung
Das in diesem Artikel beschriebene Verfahren führt dazu, dass ihr beim Besuchen einer Webseite den Bedingungen zum Sammeln und Verwerten eurer Daten zustimmt. Das Verfahren dient lediglich eurer Bequemlichkeit. Falls ihr das nicht möchtet, gibt es drei Möglichkeiten:
- Ihr untersucht bei jedem Aufruf der jeweiligen Webseite die Cookie-Banner-Optionen ganz genau und trefft eine informierte Entscheidung. Das entspricht der gesetzlich verabschiedeten Idee.
- Ihr meidet Webseiten mit solchen Cookie-Bannern.
- Ihr werdet politisch aktiv, um diese missliche Situation zu ändern.
Quelle: keine
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