Bundestagswahl 2025: Frage im Quadrell: Warum arbeiten nur 20 Prozent der Beamten bis 67?

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Im TV-Quadrell der Kanzlerkandidaten stellte Günther Jauch eine Frage zum Renteneintritt von Beamten. Die Antwort überraschte – und nur Olaf Scholz kannte sie.

Ein Hauch von "Wer wird Millionär?" waberte durch das TV-Quadrell. Am Sonntagabend präsentierte Moderator Günther Jauch den Parteispitzen eine Frage im Quizshow-Stil: "Wie viel Prozent der Beamten arbeiten bis zur gesetzlichen Altersgrenze?" Die Antwort darauf überraschte sowohl die Zuschauer als auch die Kandidaten – lediglich Noch-Kanzler Olaf Scholz kannte sie.

Robert Habeck (Grüne) wählte 60 Prozent aus den vier Antwortmöglichkeiten aus. Friedrich Merz (CDU) tippte auf 40 Prozent. Alice Weidel (AfD) sprach ihm das nach.

Nur Olaf Scholz (SPD) nannte den Anteil von 20 Prozent – und lag damit als einziger der Kandidaten richtig. "Dann wären Sie eine Runde weiter", lobte Jauch. "Das ist mein Plan überhaupt", erwiderte Scholz. Jauch kritisierte daraufhin den geringen Anteil und zog den Vergleich zur freien Wirtschaft.

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Doch warum ist der Anteil so gering? Und wie viele sonstige Arbeitnehmer gehen früher in Rente?

Sonderregelungen erklären Antwort auf Quadrell-Frage

Es ist anzunehmen, dass sich die Frage auf das Jahr 2023 bezog. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes arbeiteten in dem Jahr nur 20 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst bis zur gesetzlichen Altersgrenze von 67 Jahren.

59 Prozent traten entweder vorzeitig in den Ruhestand oder konnten wegen Sonderregelungen, etwa für Berufssoldaten, eher in Rente gehen. 18 Prozent wurden wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt. Die übrigen frühen Renteneintritte entfielen auf Vorruhestandsregelungen oder sonstige Gründe.

Was den geringen Anteil teilweise erklärt: Bestimmte Beamtengruppen genießen Sonderregelungen. Wer zum Beispiel bei der Polizei, der Feuerwehr oder im Justizvollzugsdienst gearbeitet hat, kann schon mit 62 oder 63 abschlagsfrei in Rente gehen.

Außerdem: Die bei Beamten als Ruhegehalt bezeichnete Rentenzahlung fällt in der Regel deutlich höher aus als die Rente für "normale" Arbeitnehmer. So lag das durchschnittliche Ruhegehalt 2023 bei 3240 Euro brutto, die Altersrente lag nach mindestens 45 Versicherungsjahren im Durchschnitt bei 1543 Euro im Monat.

Ein Grund für den großen Unterschied ist, dass das Ruhegehalt anhand der letzten – und damit höchsten – Bezüge berechnet wird. Wer eine hohe Rente erwarten kann, geht potenziell früher in den Ruhestand.

Zudem wurden 18 Prozent der neu pensionierten Beamten im Jahr 2023 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt. Dies ermöglicht eine Rente ohne Abzüge – und den Eintritt weit vor der gesetzlichen Altersgrenze.

Wann geht der Rest der Bevölkerung in Rente?

Der Unterschied zwischen Beamten und "normalen" Arbeitnehmern ist zwar groß, aber auch der Anteil an Frührentnern bei Nicht-Beamten überrascht: Laut einer Analyse der "Tagesschau" beantragte in den vergangenen Jahren rund die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter die gesetzliche Rente. Das gehe aus Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) hervor.

Nach Angaben der "Tagesschau" lag das tatsächliche Renteneintrittsalter zuletzt bei durchschnittlich rund 64 Jahren – und damit etwa zwei Jahre unter der aktuellen Regelaltersgrenze, ab der die künftigen Ruheständler eigentlich ihre gesetzliche Rente beantragen können. Die Regelaltersgrenze steigt ab dem Jahrgang 1964 auf 67 Jahre.