„Blood & Sinners“-Kritik: Vampir-Horror mit viel Blut, Blei und Blues, der im Kino sein volles Potenzial entfaltet

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Ryan Cooglers „Blood & Sinners“ ist ganz anders, als ich erwartet habe, aber vor allem unerwartet gut! Warum mich der Film so überzeugt hat, erfahrt ihr in dieser spoilerfreien Kritik.

Ein Film mit einem satten Kritiker*innen-Score von 98%? Das klingt vielversprechend, vielleicht auch zu vielversprechend? In so einem Fall macht man sich bekanntermaßen ja am besten selbst ein Bild.

Gesagt, getan. Knappe 140 Minuten im Kinosessel später weiß ich, warum „Blood & Sinners“ derzeit so gefeiert wird. Auch ich kann mich der Lobeshymnen kaum noch verwehren. Was den Film so besonders macht, erfahrt ihr – zumindest im Ansatz – schon im Trailer. Oder aber in der folgenden Kritik.

Darum geht’s: Ein Fest der Freiheit

Wir befinden uns im Mississippi der 1930er Jahre. Die Brüder Stack und Smoke (beide dargestellt von Michael B. Jordan) kehren nach einigen Jahren in Chicagos Unterwelt zurück in ihre Heimatstadt.

Sie kaufen eine alte Sägemühle und frischen alte Verbindungen auf, um noch am selben Abend die große Eröffnung ihres „Juke Joint“ feiern zu können. Einer der Stars des Abends: Ihr Cousin Sammie, besser bekannt als „Preacherboy“ (Miles Caton), der nicht nur Gitarre spielen, sondern auch unfassbar gut singen kann. Ein paar ungebetene Gäste verleihen der Party allerdings einen blutigen Anstrich.

Facettenreicher Blockbuster, der mit Erwartungen spielt

Zugegeben, auch wenn es sowohl Trailer als auch Titel nur zart andeuten, ich bin mit der Erwartung in den Film gegangen, einen „klassischen“ Vampirfilm zu sehen.

Das habe ich in der ersten Hälfte des Films aber völlig vergessen, denn ich bin einfach komplett in dem Südstaaten-Setting von Clarksdale versunken. Während der Blick über endlose Baumwollfelder schweift und man den hypnotisierenden Blues-Klängen lauscht, scheint sich rund um Stack und Smoke eine Art Krimi-Thriller zu entfalten, der aber auch durch romantische und komödiantische Elemente geprägt ist.

Mithilfe verschiedener Brotkrumen, die Coogler geschickt verteilt, wird dann aber doch langsam klar, dass hier schon bald nicht mehr nur irdische Kräfte am Werk sein werden. Letztendlich gelingt es dem Film dann auch schlüssig, die Vampire mit der bisherigen Handlung zu verweben.

Ein überragender Cast und viel Liebe zum Detail

Mit „Blood & Sinners“ fügt Regisseur Ryan Coogler seiner ohnehin schon überzeugenden Vita einen spannenden neuen Eintrag hinzu. An einem derartigen Genre-Mix haben sich schon so manche Filmschaffende die Zähne ausgebissen. Coogler findet hier eine angenehme Balance, die nur kurzzeitig von einigen wenigen Momenten durchbrochen wird, was mich aber nie wirklich gestört hat.

Auch sonst gelingt „Blood & Sinners“ ein harmonisches und zum Teil wirklich beeindruckendes Zusammenspiel von Bild, Ton und Musikauswahl, das den Kinobesuch wirklich wert ist. Hier steckt nicht nur Liebe im Detail, wenn ein Monolog mit dem Sound des Erzählten untermalt wird, sondern auch in einer besonderen Choreographie, die sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft zum Leben erweckt und mit der Gegenwart zu einem großen, rhythmischen Ganzen vermengt.

Abgesehen davon weiß natürlich auch der hochkarätige Cast zu überzeugen. Michal B. Jordan liefert in der Doppelrolle der Zwillinge Stack und Smoke eine absolute Glanzleistung, aber auch Newcomer Miles Caton stellt sein Talent unter Beweis. Am meisten überzeugt hat mich aber Wumni Mosaku, die ich bisher nur aus der Marvel-Serie „Loki“ kannte, nun aber unbedingt mehr von ihr sehen möchte.

Letztendlich habe ich mich über die knapp 140 Minuten hinweg wirklich gut unterhalten gefühlt, und zwar so, wie man es von den jeweiligen Genres erwarten würde. Der unkonventionelle Blockbuster hat mich erschrocken, zum Lachen gebracht, mich nachempfinden lassen und am Ende mit einem unerwartet wohligen Gefühl entlassen. Das lag einerseits am actionlastigen Finale, andererseits an der Mid-Credit-Szene, für die man unbedingt noch im Saal bleiben sollte.

„Blood & Sinners“ seht ihr seit 17. April 2025 bundesweit in den Kinos. Spielzeiten in eurer Nähe entnehmt ihr dem Link. Der Film hat eine Freigabe ab 16 Jahren.