Am frühen Abend warnen die israelischen Behörden vor einem drohenden Angriff des Iran. Wenig später feuert Teheran tatsächlich Raketen ab. In Israel sind starke Explosionen zu hören.
Der Iran hat laut dem israelischen Militär mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Im ganzen Land sei Raketenalarm ausgelöst worden, teilte die Armee mit. Dem israelischen Militärradio zufolge sind fast 200 Raketen abgefeuert worden. Wie zudem die israelische Flughafenbehörde mitteilte, sind auf allen Flughäfen in Israel Starts und Landungen ausgesetzt. US-Präsident Joe Biden befahl den US-Streitkräften in der Region, Israel bei der Verteidigung zu unterstützen und die Raketen abzuschießen, teilte das Weiße Haus mit.
Eine dpa-Korrespondentin berichtete, in Tel Aviv seien starke Explosionen zu hören. Auch in Jerusalem und im Jordantal wurde von Explosionen berichtet. "Die Explosionen, die Sie hören, stammen von abgefangenen oder heruntergefallenen Projektilen", schrieb das Militär auf X. Das Luftabwehrsystem identifiziere und fange Raketen ab. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, zwei Menschen seien durch Granatsplitter leicht verletzt worden. Laut einem Zeugen der Nachrichtenagentur Reuters sind iranische, in Richtung Jerusalem abgefeuerte Raketen über jordanischem Luftraum abgefangen worden.
Nach den Worten eines hochrangigen Vertreters des Iran hat das Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, den Befehl für den Raketenbeschuss auf Israel gegeben. Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und den General der Revolutionsgarden, Abbas Nilforuschan, die beide vergangene Woche bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getötet worden sind. Erwähnt wurde auch Hamas-Chef Ismail Hanija, der im Juli in Teheran bei einem mutmaßlichen israelischen Anschlag ermordet wurde. Eine Erklärung warnte, der Angriff sei nur eine "erste Welle", ohne näher darauf einzugehen.
Kurz vor der Attacke hatte die Armee die Menschen in Israel aufgerufen, sich auf einen "groß angelegten" iranischen Angriff vorzubereiten und sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Auch die US-Botschaft in Israel rief ihre Mitarbeiter und deren Angehörige an, sich in Sicherheit zu bringen.
Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.