Nach der Beschädigung mehrerer Ostsee-Kabel ist das chinesische Schiff "Yi Peng 3" in Verdacht geraten, damit etwas zu tun zu haben. Die Dänen gehen von Sabotage aus.
Nach der Beschädigung von zwei Unterwasserkabeln in der Ostsee beschattet die dänische Marine eigenen Angaben zufolge ein chinesisches Schiff, das sich in der Nähe eines der Kabel aufgehalten hatte. Der Kreml wies derweil Vorwürfe einer russischen Beteiligung an den Vorfällen scharf zurück. China betonte, dass sich seine Schiffe an die Regeln hielten.
Zuvor waren binnen 48 Stunden Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem Ostsee-Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden. Die 2001 gebaute "Yi Peng 3" im Besitz der chinesischen Firma Ningbo Yipeng Shipping hatte sich laut der Schiff-Ortungsseite Marinetraffic am Montag in der Nähe des beschädigten Kabels "Cinia C-Lion1" aufgehalten, das zwischen Rostock und Helsinki verläuft.
Die Schäden an den Ostsee-Kabeln waren am Sonntag entdeckt worden
Der Defekt an dem Kabel wurde dem finnischen Technologiekonzerns Cinia zufolge am Sonntagabend in schwedischen Gewässern südlich der Insel Ölland festgestellt. Bereits am Sonntagmorgen waren zudem Schäden an dem Unterwasserkabel Arelion zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen bemerkt worden, wie der schwedische Telekommunikationskonzern Telia in Litauen mitteilte.
In der Nacht zum Mittwoch befand sich das verdächtige chinesische Schiff im Kattegat zwischen Dänemark und Südwestschweden. Auch die schwedische Polizei erklärte am Mittwoch, sie interessiere sich für ein Schiff, das in der Nähe der Kabel gesichtet worden war. Sie machte keine genaueren Angaben zu dem Schiff.
Zuvor hatten bereits finnische und schwedische Medien berichtet, die "Yi Peng 3" könne eine Rolle bei den Vorfällen gespielt haben. Das Schiff sei am frühen Dienstagmorgen aus der Ostsee ausgelaufen und habe zuvor einen russischen Hafen passiert, hieß es in Berichten.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, erklärte seinerseits, dass ihm die Situation nicht bekannt sei. China erfülle jedoch "seine Verpflichtungen als Flaggenstaat in vollem Umfang" und verlange von chinesischen Schiffen, sich streng an die Gesetze und Vorschriften zu halten.
Westliche Politiker gehen von Sabotage an den Ostsee-Kabeln aus
Mehrere europäische Politiker hatten nach dem Vorfall Vorwürfe in Richtung Moskau erhoben und von einem "hybriden Krieg" gesprochen. Nachdem am Montag bereits Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärt hatte, dass von "Sabotage" ausgegangen werden müsse, schlossen sich die Regierungschefs Dänemarks und Schwedens am Mittwoch an.
"Wir verfolgen genau, was die zuständigen Behörden sagen, und es würde mich nicht wundern, wenn ein externer Akteur die Sabotage durchgeführt hat", erklärte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Aufgrund der Spannungen rund um die Ostsee gebe es ein Risiko hybrider Angriffe, von Cyberattacken und Angriffen auf kritische Infrastruktur. "Wir sehen mehr und mehr Unruhen an mehreren Fronten", ergänzte Frederiksen. Ihr schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, es könne sich "sehr wohl um vorsätzliche Sabotage" handeln. "Wir haben schon einmal Sabotage erlebt."
In Finnland und in Schweden wurden offizielle Ermittlungen wegen mutmaßlicher Sabotage eingeleitet, die aus Deutschland von der Bundespolizei unterstützt werden. Dazu solle auch ein Küstenwachen-Schiff der Bundespolizei eingesetzt werden, das in Kürze ausläuft, berichtete die "Bild"-Zeitung.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte mit Blick auf Vorwürfe in Richtung Moskau, es sei "absurd, Russland weiterhin ohne jegliche Grundlage für alles zu beschuldigen". Er bezeichnete die Vorwürfe als "lächerlich". Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte es in der Ostsee wiederholt Fälle gegeben, die auf mögliche Sabotage schließen ließen.