Hersh Goldberg-Polin ist eines der bekanntesten Gesichter unter den Geiseln der Hamas. Seine Eltern setzen sich unermüdlich für die Freilassung ihres einzigen Sohnes ein. Nun bergen israelische Soldaten im Gazastreifen die Leiche des 23-Jährigen. Auch Bundesligist Werder Bremen trauert.
Am frühen Morgen haben israelische Soldaten in einem Tunnel unter der Stadt Rafah im Gazastreifen sechs Leichen von Geiseln entdeckt. Diese waren nach Militärangaben nur kurz zuvor von Hamas-Terroristen ermordet worden. Unter den Toten ist auch der US-israelische Doppelstaatler Hersh Goldberg-Polin. Er war eines der bekanntesten Gesichter unter den noch mehr als 100 Verschleppten. Die Eltern des 23-Jährigen hatten auf Großkundgebungen und vor den Vereinten Nationen in Genf unermüdlich für seine Freilassung gekämpft. Erst kürzlich sprachen sie auf dem Parteitag der US-Demokraten in Chicago.
"Unter den Geiseln sind acht amerikanische Staatsbürger und einer von ihnen ist unser einziger Sohn", sagte Rachel Goldberg in ihrer Rede unter Tränen. "Hersh, wenn Du uns hören kannst, wir lieben Dich, bleibe stark, überlebe." Ihr Sohn sei ein junger Mann mit viel Humor. "Er liebt Fußball, er ist verrückt nach Musik und Musikfestivals und er hat eine Leidenschaft für Geographie." Vater Jon Polin rief eindringlich zu einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas auf - und ging auch auf die katastrophale Lage im Gazastreifen ein. "In Wettstreit der Schmerzen gibt es keine Gewinner."
"Hersh, Hersh, hier ist Mama"
Noch am Donnerstag versammelte sich das Paar mit anderen Geisel-Angehörigen an der Grenze zum Gazastreifen. Die Angehörigen versuchten, die Geiseln im Gazastreifen mit lauten Lautsprecher-Durchsagen direkt zu erreichen. "Hersh, Hersh, hier ist Mama", wandte sich Goldberg an ihren Sohn. "Ich bete zu Gott, dass er dich zurückbringt. Jetzt sofort. Ich liebe dich, bleib stark." Weiter fügte sie an: "Wir arbeiten Tag und Nacht und wir werden nie aufhören".


(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
Hersh Goldberg-Polin wurde in Kalifornien geboren und hat zwei jüngere Schwestern. Im Alter von sieben Jahren immigrierte er mit seinen Eltern nach Israel. Als Teil einer Initiative engagierte er sich in einem Projekt, das israelische und palästinensische Kinder durch Fußball zusammenbringt. Am 7. Oktober 2023 wurde er bei dem Massaker auf dem Nova-Musikfestival von der Hamas entführt. Während des Überfalls rettete er Augenzeugen zufolge mehreren Menschen das Leben.
Als eine Granate in den Bunker flog, in der sich Goldberg-Poli mit weiteren Besuchern versteckt hatte, warf der 23-Jährige den Berichten zufolge den Sprengkörper zurück, wobei er schwere Verletzungen am linken Unterarm erlitt. Später wurde er mit amputiertem Arm in einem Propaganda-Video der Hamas vorgeführt. In dem Clip bittet er seine Familie, für ihn stark zu bleiben.
Auch Werder Bremen trauert
Am Morgen wandte sich Goldberg-Polins Familie mit einem Statement an die Öffentlichkeit. "Mit gebrochenem Herzen müssen wir den Tod unseres geliebten Sohnes und Bruders Hersh bekannt geben", heißt es in der Mitteilung. Man bedanke sich für die Liebe und Unterstützung und bitte nun um Privatsphäre.


Immer wieder erinnern die Fans von Werder Bremen an Goldberg-Polin und die anderen Geiseln.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Auch Fußball-Bundesligist Werder Bremen meldete sich zu Wort. "Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl sind in diesen schweren Stunden bei der Familie Goldberg-Polin, den Angehörigen und Hershs Freund*innen. Bis zuletzt haben wir alle auf eine Befreiung von Hersh gehofft. Seine Fahne hängt vor dem Weserstadion", heißt es in einem Nachruf des Vereins.
Goldberg-Polin war Fan der Bremer und besuchte nach Klubangaben zuletzt Anfang 2023 ein Spiel. Die Werder-Anhänger hatten in den vergangenen Monaten immer wieder an den 23-Jährigen und die anderen entführten Geiseln erinnert. Auch am Samstag beim Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund (0:0) hing wieder ein Plakat mit der Aufschrift "Stay strong - Survive" (Bleib stark. Überlebe.) im Fanblock.