Erstmals seit dem 7. Oktober greift die israelische Armee auch den Norden des Libanon an. Laut der radikalislamischen Hamas wird dabei ein palästinensisches Flüchtlingslager getroffen - und ein Kommandeur der Miliz getötet. Auch dessen Frau und zwei Töchter sterben.
Bei einem israelischen Luftangriff im Norden des Libanon ist nach Angaben der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas einer ihrer Kommandeure getötet worden. Bei dem Angriff im palästinensischen Flüchtlingslager Beddawi im Nordlibanon seien am Samstag Said Attallah Ali sowie dessen Frau und zwei Töchter getötet worden, erklärte die Hamas. Es war der erste israelische Angriff in dieser Region seit Beginn des Gaza-Kriegs, der am 7. Oktober durch den beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden war.
Israel hat seit dem Hamas-Großangriff vor einem Jahr wiederholt Hamas-Funktionäre im Libanon ins Visier genommen. Am Montag meldete die islamistische Palästinenserorganisation den Tod ihres wichtigsten Vertreters im Libanon, Fatah Scharif Abu al-Amin. Der Hamas-Anführer im Libanon, der der Hamas-Führung im Ausland angehörte, wurde demnach bei einem Angriff auf sein "Zuhause im Lager Al-Bass" im Süden des Libanon getötet.
Bereits im Januar war der stellvertretende Hamas-Chef Saleh al-Aruri zusammen mit sechs weiteren Hamas-Kämpfern bei einem Angriff im Süden Beiruts getötet worden. Im August wurde der Hamas-Kommandant Samer al-Hadschdsch bei einem israelischen Angriff in der südlibanesischen Stadt Sidon getötet.
Rund 250.000 palästinensische Flüchtlinge im Libanon
Die libanesische Armee hält sich aus den seit Jahrzehnten bestehenden palästinensischen Flüchtlingssiedlungen im Libanon heraus und überlässt es palästinensischen Gruppen, dort für Sicherheit zu sorgen. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen leben noch immer rund 250.000 palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachkommen im Libanon. Aufgrund des vererbbaren Anspruchs auf einen Flüchtlingsstatus gelten auch die Nachkommen derjenigen als Flüchtlinge, die im Zuge der Staatsgründung Israels 1948 und des darauffolgenden ersten arabisch-israelischen Krieges vertrieben wurden oder geflohen sind.
Die Hamas ist ebenso Teil der vom Iran angeführten "Achse des Widerstands" gegen Israel wie die libanesische Hisbollah-Miliz. Bereits einen Tag nach dem Hamas-Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober eröffnete die mit ihr verbündete Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israels Norden. Zehntausende Zivilisten mussten infolgedessen ihr Zuhause verlassen.
Israels Armee meldet Angriff auf Moschee im Libanon
Jüngst erklärte die israelische Armee, Hisbollah-Kämpfer in einer Moschee im Südlibanon angegriffen zu haben. Wie die Armee mitteilte, beschoss die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Samstag mithilfe von Informationen des Militärgeheimdienstes ein Hisbollah-Kommandozentrum innerhalb einer Moschee, die an das Salah Ghandour Hospital im Süden des Libanon grenzt. Es war das erste Mal, dass die israelische Armee eine Moschee im Libanon angriff, seit die Hisbollah zur Unterstützung der Hamas im Gaza-Krieg ihre Angriffe auf Israel ausgeweitet hatte.
In den vergangenen Wochen verschärfte sich der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah deutlich. Nach massiven Luftangriffen auf Hisbollah-Ziele hatte das israelische Militär in der Nacht zu Dienstag den Beginn eines "begrenzten Bodeneinsatzes" im Süden des Libanon verkündet. Der Iran verübte am Dienstagabend einen großangelegten Raketenangriff auf Israel und begründete dies unter anderem mit der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch einen israelischen Luftangriff in einem südlichen Vorort von Beirut.