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B-52 J : US-Bomber aus den 50ern soll 100 Jahre kämpfen



Die B-52 hat schon Bombenteppiche über Vietnam abgeworfen. Nun kommt ein Upgrade zur Version J – die Maschinen sollen noch lange im Einsatz bleiben.

Groß, hässlich, fett – der Bomber B-52 ist eine brachiale Kriegsmaschine aus der Zeit des Kalten Krieges. Ihr Spitzname lautet "The Buff" – "Big Ugly Fat Fellow". Boeing entwickelte die B-52 Stratofortress Ende der 1940er-Jahre als Nuklearwaffenträger. Der Erstflug fand am 15. April 1952 statt. Die Indienststellung in der Luftwaffe erfolgte 1955. Noch heute sind exakt 76 der achtstrahligen Maschinen im Dienst. Weitere ruhen auf dem Luftwaffen-Friedhof neben der Davis-Monthan Air Force Base in Tucson, Arizona.

Mit der Version "J" soll das Leben des Veteranen bis ins Jahr 2050 verlängert werden. Es ist wahrscheinlich, dass der Flugzeugtyp damit den 100. Geburtstag seiner Indienststellung erlebt. 

B-52 Wise Guy 1130

B-52 war das Rückgrat der nuklearen Abschreckung

In den 1960ern lösten sie die B-36 Peacemaker und die B-47 Stratojet als strategische Bomber ab. Sie waren als Rückgrat der nuklearen Abschreckung gedacht. Ins kollektive Gedächtnis der Welt sind sie mit einer anderen Rolle gelangt. Die schweren Bomber legten die Bombenteppiche im Vietnamkrieg – ein umstrittener Einsatz in einem umstrittenen Krieg. 

Mit den Flächenbombardements aus mittlerer und großer Höhe nahm die B-52 die Rolle ein, die bereits die B-17 Flying Fortress und die B-24 Liberator im Zweiten Weltkrieg ausgeübt hatten. Später, etwa im Irakkrieg, wurde der Bomber als Startplattform für Fernwaffen genutzt – eine Rolle, die die B-52 auch heute noch ausübt. Erst vor wenigen Tagen flogen zwei Maschinen des Typs einen Einsatz über Polen.

Die derzeitige H-Variante soll 2028 ein umfassendes Upgrade erhalten. Eine Vielzahl an Aufwertungen bis zum H erfolgte in den 1950ern. Die erste H-Version flog schon 1960. Das heißt, seit über 60 Jahren ist die B-52 H im Einsatz – seit den Tagen des Vietnamkrieges gab es keine umfassende Erneuerung.

Umfassende Modernisierung

Der Buchstabe I wird ausgelassen, nach H folgt das J. In all der Zeit hat sich das Grunddesign des Flugzeugs nicht geändert. Die Überholung der Bomberflotte soll 48,6 Milliarden US-Dollar kosten, das ist der Stand jetzt. Größte Änderung an der Flugzeugtechnik ist der Austausch der Triebwerke. Die bisherigen Pratt & Whitney TF33-Triebwerke werden durch die neuen Rolls-Royce-F130-Triebwerke ersetzt. Die F130 ist die militärische Variante eines Triebwerks, welches erstmals 2010 zugelassen wurde. 

Die modernere Maschine verbraucht deutlich weniger Sprit, so erhöht sich die Reichweite des Bombers. Sie ist dazu unauffälliger, weil sie weniger Lärm und Rauch abgibt. Auf der Kostenseite macht sich das sehr lange Wartungsintervall von 10.000 Stunden bemerkbar.

Das bisherige sperrige Radar muss mechanisch geschwenkt werden, es wird durch eine Variante des Radartyps ersetzt, das im Kampfflugzeug F/A-18EF Super Hornet benutzt wird (APG-79 AESA-Radar). Das neue Gerät hat eine größere Reichweite, liefert bessere Daten und benötigt weniger Raum an Bord. Weitere Verbesserungen betreffen die Integration moderner Cockpit-Displays und digitaler Avionik, um die alten analogen Systeme zu ersetzen.

WISSEN Berlin Raid

Kraftprotz und Arbeitselefant

Die B-52 ist ein Arbeitselefant der Lüfte. Sie kann derzeit 32 Tonnen an Waffen über 12.000 Kilometer transportieren. Mit dem F130 erhält die B-52 mehr Schub, sie wird noch größere Lasten über größere Entfernungen transportieren können. Die Bomberflotte der USA wird aus zwei Typen bestehen. 100 Exemplare der B-21 Raider ersetzen die Tarnkappenbomber B-1 Lancer und B-2 Spirit. Der Stealthbomber B-21 kann in Zonen starker Luftverteidigung operieren. Das kann die einfach zu ortende B-52 J nicht. Sie soll außerhalb solcher Zonen fliegen und mithilfe der verbesserten Elektronik Präzisionsschläge aus weiter Entfernung koordinieren und durchführen. 

Neben dem Einsatz von Cruise-Missiles wird die B-52 J die zukünftigen Hyperschallwaffen der Air Force tragen. Auch wird darüber nachgedacht, die B-52 als fliegenden Drohnenträger einzusetzen. 

Das umfassende Upgrade wird auch eine Rundum-Sanierung der alternden Bomber umfassen. Und das ist auch nötig, die Einsatzbereitschaft der Veteranen sinkt.

Die Maschinen sind nicht nur alt, wegen ihrer Spannweite stehen die Oldtimer nicht in Hangars und sind so Hitze, Sonne und Frost ausgesetzt. 60 Jahre, nachdem der Bau der Reihe eingestellt wurde, wird auch die Ersatzteilversorgung immer anspruchsvoller.

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