Dass VW kräftig sparen muss, ist klar. Werksschließungen und Entlassungen sind im Gespräch. Laut Konzernchef Blume ist der Weg zu den gesteckten Einsparzielen aber "flexibel gestaltbar".
VW-Konzernchef Oliver Blume sieht keine Alternative zu harten Sparmaßnahmen bei Volkswagen. "Das Ziel für Kosten- und Kapazitätsanpassung steht", sagte er der "Bild am Sonntag". Nur der Weg dorthin sei "flexibel gestaltbar". Die Kosten in Deutschland müssten massiv runter", sagte Blume. VW sei in der Heimat zu teuer. "Unser Arbeitskostenniveau ist beispielsweise hier oftmals mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt unserer europäischen Standorte."
In den laufenden Tarifverhandlungen will der Autobauer unter anderem die Tariflöhne um zehn Prozent senken. Eine angestrebte Maßnahme: Jubiläumsgratifikationen für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen wegfallen. Nach Angaben des Betriebsrats stehen in den kommenden Jahren mehr als 10.000 Beschäftigten kurz vor den Jubiläums-Prämien.
Keine Angaben zu Werksschließungen
Volkswagen hatte kürzlich nach mehr als 30 Jahren die Beschäftigungssicherung gekündigt; von Mitte kommenden Jahres an wären betriebsbedingte Kündigungen möglich. Laut Betriebsrat könnten auch mindestens drei Werke in Deutschland geschlossen werden. VW macht bislang keine Angaben dazu. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter.
Das Management sieht die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers gefährdet. Handlungsbedarf gibt es laut Blume auch bei den Entwicklungs- und Vertriebskosten sowie in weiteren Kostenbereichen. Dabei stehe VW eigentlich gut da, sagte der Vorstandschef. Der Konzernumsatz liege derzeit leicht über dem Vorjahr. Das operative Ergebnis stehe aber nach neun Monaten enorm unter Druck und sei um mehr als 20 Prozent gesunken.
Landkreise fürchten VW-Einschnitte
Die möglichen Einschnitte könnten aus Sicht des Landkreistags zu Problemen auf dem Land führen. "Die aktuellen Entwicklungen bei VW sind nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt, sondern gerade auch für die Kfz-Zuliefererbetriebe, die größtenteils im ländlichen Raum ansässig sind, ein echter Schock", sagte Verbandspräsident Achim Brötel (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Staatliche Eingriffe gegen Werksschließungen lehnten in einer Civey-Umfrage für das Nachrichtenportal "web.de" indes 61 Prozent der Befragten ab. 25 Prozent waren dafür. Führende FDP-Politiker forderten in "Welt" einen Rückzug der Regierungsvertreter aus dem VW-Aufsichtsrat. Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Kontrollgremium. Bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.