Ein weiterer Schlag für die deutsche Autoindustrie: Um Kosten zu senken, sollen beim Autohersteller Ford viele Stellen wegfallen – die meisten davon in Köln.
Der US-Autobauer Ford will bis Ende 2027 in Deutschland 2900 Stellen abbauen und so die Kosten senken. Die meisten Arbeitsplätze sollen im Kölner Werk abgebaut werden, wie das Unternehmen mitteilte. Insgesamt peilt Ford in Europa den Abbau von 4000 Stellen an, 800 davon in Großbritannien und 300 in anderen EU-Staaten. Am Donnerstag will die Geschäftsführung laut Betriebsrat die Details verkünden.
In Köln sind die Europazentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt. Nach Betriebsratsangaben hat Ford in der Domstadt derzeit rund 11.500 Stellen – das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte. Die Arbeitnehmervertreter kündigten Widerstand an.
Betriebsrat wehrt sich
"Das ist ein schwarzer Tag", sagte der Chef des Gesamtbetriebsrats, Benjamin Gruschka, auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Köln. "Wir sind bereit zu kämpfen." Zu Details wollte er sich nicht äußern. "Wir haben ganz viele Ansatzpunkte." Die Arbeitnehmervertreter lehnten die Pläne ab. Ford habe bereits von 2018 bis 2020 über 5400 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen.
Faktencheck Deutsche E-Autos 13.30
Ford kämpft, wie auch Volkswagen und andere Konkurrenten, mit einer schwachen Nachfrage. In Köln sind laut Betriebsrat bereits rund 2000 Beschäftigte seit Montag in Kurzarbeit. Ford erklärte, die Produktion des neuen "Explorer" und "Capri" zurückfahren zu wollen, was im ersten Quartal voraussichtlich zu weiterer Kurzarbeit im Kölner Werk führen werde. Trotz hoher Investitionen in Europa in den vergangenen Jahren habe der Autobauer erhebliche Verluste angehäuft.
Im Pkw-Segment habe Ford in den vergangenen Jahren hohe Verluste gemacht, hieß es von dem Unternehmen. In diesem Segment seien die Kosten der Umstellung auf Elektroautos hoch. Außerdem verwies das Unternehmen auf Stromer-Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele. Solche Vorgaben sind aus Sicht von Ford ein Hemmschuh für das separate Geschäft mit Verbrennungsmotoren.
STERN C FS VW-Werke in D. 10.21
Die Nachfrage ist eingebrochen
Letztlich sind derzeit alle deutschen Autobauer stark unter Druck. Nach dem Wegfall einer staatlichen Elektroauto-Förderung ist die Nachfrage eingebrochen, und auch die lahmende Konjunktur und Jobängste führen zu einer Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Ford-Manager Marcus Wassenberg sagte, dass man auch für zukünftige Generationen ein starkes Geschäft in Europa betreiben wolle. "Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen."
Das Management untermauerte seinen Appell an die Bundespolitik, die Marktbedingungen zu verbessern. In Deutschland und Europa fehlten "eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität", moniert die Ford-Chefetage.
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2018 hatte Ford noch knapp 20.000 Beschäftigte in Köln
Ford hat in den Jahren 2023 und 2024 knapp zwei Milliarden Euro in seinen Kölner Standort investiert, um Elektroautos produzieren zu können. Die Herstellung des Kleinwagen-Verbrennermodells Fiesta wurde eingestellt. Die zwei E-Automodelle von Ford aus Köln sind die ersten elektrischen Pkw-Serienmodelle aus Europa.
Doch die hohen Erwartungen konnten bislang nicht ansatzweise erfüllt werden. Das Management musste sich neu aufstellen, als Deutschlandchef Martin Sander in diesem Sommer überraschend zu VW wechselte. Andere führende Manager kehrten Ford ebenfalls den Rücken.
Um die Probleme zu lösen, setzt Ford nun weiter auf einen Schrumpfkurs. 2018 hatte der Autobauer noch knapp 20.000 Beschäftigte in der Domstadt, Ende 2027 dürften es weniger als die Hälfte davon sein.