Der Volkswagen-Vorstand droht laut Betriebsrat, Werke zu schließen. Klingt hart, ist aber unumgänglich. Lange lebten VW-Mitarbeiter wie die Maden im Speck. Zu lange.
"Legt euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an!" Daniela Cavallo, Betriebsratschefin bei Volkswagen, warnt nicht mehr, sie droht. "Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!", grollte sie am Montag bei einer Rede in Wolfsburg Richtung VW-Vorstand. Die anwesenden Mitarbeiter reagierten mit frenetischem Beifall.
Grund für Cavallos martialischen Ton: Die VW-Führung hat laut Betriebsrat angekündigt, deutsche Werke schließen zu müssen. Die Personalkosten seien zu hoch, außerdem habe man Überkapazitäten. VW habe zu viele Mitarbeiter und Maschinen, könne in Europa 500.000 Fahrzeuge mehr produzieren als nachgefragt werden.
VW Sozialismus im Kapitalismus 8:55
Dass sich die Belegschaft nun sorgt und wohl bald auf die Barrikaden gehen wird, ist verständlich – gleichzeitig muss man feststellen: Die Streikkultur bei Volkswagen hat zu teils absurden Vereinbarungen geführt, die unternehmerisch nicht mehr haltbar sind. Und so könnten die Streiks den bleibenden Mitarbeitern am Ende mehr schaden als nützen.
Tabubruch zum Selbsterhalt
Der vielleicht größte Sieg des VW-Arbeitskampfes: die Jobgarantie. Seit 1994 wurde kein Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt, egal wie schlecht es dem Konzern auch ging. Diese Regelung will der Vorstand nun kippen.
Das wird auch allerhöchste Zeit, könnte man meinen. Steckt Deutschlands wahrscheinlich wichtigstes Unternehmen doch so tief in der Krise wie bisher noch nie. Will Volkswagen überleben, kann es so nicht weitergehen.
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Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft sehen jedoch gerade im Ende der Jobgarantie einen Tabubruch, der sie fast zum Äußersten ermächtigt. Das Problem: Wer bei Volkswagen arbeitet, hat über Jahrzehnte wie die Made im Speck gelebt.
VW muss aufgestochen werden
Überdurchschnittliche Gehälter, Aussicht auf dicke Zusatzzahlungen, der Status quasi unkündbar zu sein. Ein VW-Vertrag ist wie ein Lottoschein mit sechs Richtigen. Kein Wunder, dass niemand so etwas kampflos aufgeben will.
Sich jetzt mit Zähnen und Klauen gegen jede Veränderung zu wehren, mag wie ein Akt des Selbsterhalts wirken. Tatsächlich zögert es aber nur hinaus, was längst hätte passieren sollen: Die aufgeblähten Personalstrukturen des Autobauers müssen aufgestochen werden. Dass er dabei knallen wird, scheint nicht mehr vermeidbar zu sein.