Laut einem Medienbericht gibt es erste Gespräche zwischen Moskau und Kiew zur Wiederaufnahme von Verhandlungen über einen Stopp von Angriffen auf Energieinfrastruktur. In der Vergangenheit soll es fast eine Einigung gegeben haben. Eine Vereinbarung von Geheimdiensten existiere bereits, heißt es.
Laut einem Bericht der "Financial Times" gibt es Kontakt zwischen Russland und der Ukraine wegen eines möglichen Stopps der Attacken auf Energieanlagen. Demnach berichteten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, über erste Gespräche zwischen den beiden Seiten. Moskau hat in den vergangenen Jahren große Teile der ukrainischen Wärmeinfrastruktur zerstört, Kiews Truppen haben ihrerseits viele Ölanlagen in Russland und in russisch besetztem Gebiet beschädigt.
Die Ukraine wolle die von Katar vermittelten Verhandlungen wieder aufnehmen, heißt es in dem Bericht. Im August sollen die Gespräche beinahe zu einer Einigung geführt haben, dann habe die russische Seite die Runde aufgrund des ukrainischen Vormarsches in Kursk jedoch verlassen.
Moskau und Kiew hätten in den letzten Wochen bereits als Teil einer Vereinbarung ihrer Geheimdienste die Häufigkeit der Angriffe auf die Energieinfrastruktur des jeweils anderen reduziert, heißt es unter Berufung auf Angaben eines hochrangigen ukrainischen Beamten. In der Tat hatte es eher wenige Berichte über ukrainische Angriffe auf die Öl-Infrastruktur gegeben, auch größer angelegte russische Attacken auf die Wärmeinfrastruktur blieben aus. Mehrere kleinere Attacken gab es aber dennoch.
Dass Russland letztlich einer Vereinbarung zu einem kompletten Stopp zustimmt, soll wegen der ukrainischen Kursk-Offensive eher unwahrscheinlich sein. "Solange die Ukrainer im Kursker Gebiet das Land zertrampeln, wird Putin Selenskyjs Energieinfrastruktur treffen", wird eine Kreml-Quelle zitiert.
Laut "Financial Times" gab es im Herbst 2023 bereits eine stillschweigende Vereinbarung darüber, die Energieanlagen des jeweils anderen nicht anzugreifen. Daraufhin habe Russland im Winter auf größer angelegte Angriffe verzichtet. Diese Vereinbarung sei dazu gedacht gewesen, den Weg zu einer formellen Einigung zu ebnen, heißt es. Dann habe Kiew jedoch Anfang 2024 mit Drohnenangriffen auf russische Ölraffinerien begonnen, um den Druck auf Moskau zu erhöhen.
Kontakt zwischen Moskau und Kiew besteht immer wieder
Laut Sergey Vakulenko vom Carnegie Russia Eurasia Center waren von den ukrainischen Angriffen auf dem Höhepunkt im Mai dieses Jahres 17 Prozent der russischen Raffineriekapazität betroffen. Russland soll seinerseits über 80 Prozent der Wärmeinfrastruktur der Ukraine zerstört haben. Viele Menschen erwarten dieses Jahr einen besonders harten und kalten Winter.
Eine erfolgreiche Einigung über einen kompletten Stopp der Attacken auf die jeweilige Energieinfrastruktur wäre ein bemerkenswerter Schritt zwischen den beiden Ländern - und könnte möglicherweise den Weg ebnen für erweiterte Gespräche über Frieden.
Die Gesprächskanäle zwischen Moskau und Kiew sind trotz der andauernden russischen Invasion in der Ukraine auch in den letzten Monaten nicht komplett zum Erliegen gekommen. So hatten beide Seiten mehrfach den Austausch von Gefangenen vereinbart und letztlich auch durchgeführt. Nicht zuletzt war dies möglich gewesen, weil die Ukraine bei ihrem Vorstoß nach Kursk viele russische Gefangene genommen hatte.
Die Ukraine plant eine zweite Friedenskonferenz und hatte mehrfach betont, dass Russland dort mit am Tisch sitzen solle. Moskau hatte dies jedoch mehrfach abgelehnt.