Angeklagter Musikmogul: Sexhandel, Zwangsarbeit, Entführung: Diddy beteuert seine Unschuld

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Sean "Diddy" Combs plädiert auf nicht schuldig. Das FBI ermittelt vielfach gegen den Musikproduzenten, auch wegen Missbrauch und Menschenhandel. Die Vorwürfe wiegen schwer.

Der wegen Sexhandels und weiterer schwerer Straftaten angeklagte US-Rapper Sean "Diddy" Combs hat die jüngsten beiden Anklagepunkte zurückgewiesen. Der 55-Jährige plädierte am Montag bei einer Anhörung vor dem zuständigen Bundesgericht in New York auf nicht schuldig. Der Prozess soll voraussichtlich im Mai beginnen, im Falle einer Verurteilung könnten die neuen Anklagepunkte eine längere Haftstrafe für Combs bedeuten.

US-Ermittler hatten die Anklageschrift Anfang April um zwei weitere Punkte erweitert. Demnach geht es um einen weiteren Fall von Sexhandel sowie einen weiteren Fall, in dem eine Frau zum Zwecke der Prostitution mit einem Fahrzeug befördert worden sein soll. In den neuen Unterlagen heißt es, Combs habe über zwei Jahrzehnte hinweg "Frauen und andere Personen in seinem Umfeld missbraucht, bedroht und genötigt, um seine sexuellen Wünsche zu erfüllen, seinen Ruf zu schützen und sein Verhalten zu verschleiern". Die Vorwürfe stammen von mehreren Klägerinnen und reichen laut Gerichtsunterlagen teils bis in die 1990er-Jahre zurück.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen vor, mehrere Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys genötigt zu haben. Mit den Mitarbeitern und Ressourcen seines Geschäftsimperiums soll er zudem ein kriminelles Unternehmen geschaffen haben, das Verbrechen wie Sexhandel, Zwangsarbeit, Entführung, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz begangen habe. Combs weist alle Vorwürfe zurück.

Mehrere Hausdurchsuchungen bei Diddy

Combs bestreitet sämtliche Anschuldigungen. "Herr Combs wird sich energisch gegen die erhobenen Vorwürfe verteidigen", teilte sein Anwaltsteam mit. Man gehe davon aus, dass sich die Vorwürfe als unbegründet herausstellen würden. Wie das "People"-Magazin weiter berichtet, wurde Combs in einem der Fälle unter Eid zu angeblichen Übergriffenc und Gewaltverhalten befragt. Die Aussagen betreffen demnach sowohl private als auch geschäftliche Beziehungen zu mehreren Frauen.

In den vergangenen Wochen war es zu mehreren Hausdurchsuchungen in Combs' Anwesen in Los Angeles und Miami gekommen. Die US-Bundespolizei FBI beschlagnahmte im Rahmen der Ermittlungen elektronische Geräte und Unterlagen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur "Reuters" stehen diese Durchsuchungen auch im Zusammenhang mit einer weitreichenden Untersuchung wegen mutmaßlichem Menschenhandel und schwerem sexuellem Missbrauch. Die Untersuchungen werden demnach von einer Bundesjury begleitet.

Die öffentliche Aufmerksamkeit rund um den Fall ist enorm. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten äußerten sich bislang zurückhaltend, während in sozialen Netzwerken Spekulationen und Mutmaßungen kursieren (mehr dazu lesen Sie hier). Einige Geschäftspartner sollen laut US-Medienberichten bereits die Zusammenarbeit mit Combs auf Eis gelegt haben.

Milliardenschweres Imperium

Sean Combs gilt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der US-Unterhaltungsindustrie. Mit seinem Label Bad Boy Records prägte er in den 1990er-Jahren Hip-Hop maßgeblich mit, seine Plattenfirma brachte Stars wie Mary J. Blige oder Notorious B.I.G. hervor. Das Unternehmen baute er zu einem milliardenschweren Imperium aus – mit Beteiligungen in Mode, Alkoholika, Medien und Technologie.

Ein Termin für einen möglichen Prozessbeginn steht derzeit noch nicht fest. Die Ermittlungen dauern an. Erste Vorwürfe gegen Combs waren aufgekommen, nachdem seine Ex-Freundin, die Sängerin Casandra "Cassie" Ventura, den Musiker 2023 wegen jahrelanger Misshandlungen und Vergewaltigung verklagt hatte. Beide einigten sich kurz darauf auf einen Vergleich. Seither reichten zahlreiche weitere Frauen und auch Männer Klagen gegen den Rapper wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe bis hin zur Vergewaltigung ein.