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Albrecht Weinberg: Abstimmung von Union und AfD: KZ-Überlebender gibt Verdienstkreuz zurück



Er sei "geschockt" von den Vorgängen im Bundestag. Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg gibt seine Auszeichnung durch die Bundesrepublik Deutschland zurück – nicht als einziger.

Die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Deutschen Bundestag sorgt für weitere Verwerfungen. Als Reaktion auf den auch als "Tabubruch" bezeichneten Vorgang gibt der Auschwitz-Überlebende Albrecht Weinberg sein Bundesverdienstkreuz zurück.

Das sagte der 99-Jährige im Gespräch mit dem stern. "Ich bin im Moment sehr enttäuscht. Ich will von nichts wissen. Ich sehe wieder meine Jugendzeit vor mir. Es ist kaum zu glauben", so Weinberg, der als Jugendlicher nach Auschwitz deportiert wurde. "Ich verstehe nicht, wie sowas überhaupt passieren kann nach dem, was war." Er sei "geschockt".

Dem Schritt schließt sich auch der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano an, wie er auf stern-Anfrage bestätigte. Die beiden hatten sich am Mittwochabend miteinander besprochen. Zuvor berichteten die Zeitung "Rheiderland" aus der Heimatregion Weinbergs sowie der Südwestrundfunk über die Entscheidung.

KZ-Überlebender Albrecht Weinberg gibt Bundesverdienstkreuz zurück

Albrecht Weinberg wurde 1925 in Rhauderfehn (Niedersachsen) geboren und 1943 nach Auschwitz verschleppt. Er überlebte das Vernichtungslager und mehrere sogenannte Todesmärsche. 2017 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande für seinen unermüdlichen versöhnenden Einsatz.

Luigi Toscani wurde 2021 die Verdienstmedaille verliehen. Er hatte für das Erinnerungsprojekt "Gegen das Vergessen" Holocaust-Überlebende porträtiert und damit vor allem junge Menschen erreicht.

Wie genau die Rückgabe der Auszeichnungen ablaufen wird, ist noch unklar.

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Der Deutsche Bundestag hatte am Mittwoch mit knapper Mehrheit für einen (die Bundesregierung nicht bindenden) Entschließungsantrag von CDU und CSU für eine härtere Migrationspolitik gestimmt – ohne die Stimmen der AfD wäre er gescheitert. Mitglieder der Regierungskoalition von SPD und Grünen hatten diesen Vorgang als Zäsur bewertet. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik seien parlamentarische Mehrheiten außerhalb der demokratischen Mitte gesucht und gefunden worden. Die AfD ist in großen Teilen rechtsextrem. Am Donnerstag war auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen des Abstimmungsverhaltens der Union auf Konfrontationskurs mit CDU-Chef Friedrich Merz gegangen.

Quellen: Südwestrundfunk, "Rheiderland", Bundespräsident (1), Bundespräsident (2)

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