In den frühen Morgenstunden schiebt Deutschland 28 Straftäter nach Afghanistan ab. Die erste Abschiebung in das Land seit der Machtübernahme der Taliban 2021 wurde lange vorbereitet. Aber wer sind die Abgeschobenen und welcher Taten haben sie sich schuldig gemacht? Zu den Verbrechen, wegen derer die Männer verurteilt wurden, zählen Vergewaltigung, schwere Körperverletzung, versuchte Tötungsdelikte sowie Drogendelikte. Was bisher bekannt ist:
Aus Hessen waren sechs Straftäter an Bord. "Es ist richtig und notwendig, Straftäter und Gefährder auch nach Afghanistan abzuschieben", sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein dazu.
Baden-Württemberg schob fünf "schwere Straftäter" ab, wie Migrationsstaatssekretär Siegfried Lorek erklärte. Einer habe im Raum Ulm gemeinsam mit drei weiteren Tätern eine damals 14-Jährige über mehrere Stunden vergewaltigt. Unter den anderen Abgeschobenen seien "schwere Gewalttäter, die wegen versuchter Tötungsdelikte zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren", sowie ein verurteilter "Mehrfach- und Intensivtäter, der über 160 Mal strafrechtlich in Erscheinung getreten war".
Niedersachsen schob ebenfalls fünf Männer ab. Sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und wurden teils direkt aus der Strafhaft, teils aus Freiheit abgeschoben, sagte Innenministerin Daniela Behrens. Zu den von ihnen begangenen Taten zählten Totschlag, Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen, Betrug und Diebstahl.
Bayern schob drei Männer ab. Bei ihnen handelt es sich um zwei Sexualstraftäter, wie Innenminister Joachim Herrmann miteilte. Ein dritter Straftäter hatte gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen. Die drei waren zu Freiheitsstrafen verurteilt worden und sind 27, 29 und 30 Jahre alt.
Aus Sachsen-Anhalt saßen zwei Sexualstraftäter im Flieger nach Kabul, wie die Landesregierung auf RTL/ntv-Anfrage mitteilte. Einer der Männer sei wegen zweifacher Vergewaltigung zu einer mehrjährigen Jugendstrafe verurteilt worden. "Die zweite Person ist wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt; aktuell wurden gegen ihn staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung und Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige geführt."
Die Bundeshauptstadt Berlin setzte ebenfalls zwei Straftäter in den Abschiebeflieger. Bei den beiden Männern handele es sich um schwere Straftäter, einer sei wegen mehrfacher gefährlicher Körperverletzung, der andere wegen Vergewaltigung verurteilt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger mit.
Thüringen schob einen 25-Jähriger ab, der im November 2015 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland eingereist war, wie die Landesregierung mitteilte. 2018 wurde er wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung zu einer Jugendstrafe in Höhe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. 2021 folgte eine Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl mit Waffen sowie wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit Beleidigungen. Von Februar 2021 bis März 2024 saß er demnach in Haft - nach seiner Entlassung sei er wieder strafrechtlich in Erscheinung getreten.
Auch Rheinland-Pfalz schob einen Mann nach Afghanistan ab. Bei ihm handelt es sich nach Angaben des Integrationsministeriums um einen männlichen Sexualstraftäter. Dieser sei zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und durch die Ausländerbehörde bereits rechtskräftig ausgewiesen worden.