135 Milliarden Dollar Kosten: Rechenfehler: Elon Musks Sparmaßnahmen kosten fast so viel, wie sie einsparen

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Eigentlich wollte Elon Musk mit Doge Billionen einsparen – dann wurde es deutlich weniger. Durch vergessene Kosten könnten die Sparmaßnahmen nun sogar teurer werden.

Es waren vollmundige Versprechen – ganz wie man sie von Elon Musk gewohnt ist: Zwei Billionen Dollar jährlich wollte er mit der eigens geschaffenen Spar-Behörde Doge aus dem US-Haushalt streichen. Als er dann Anfang des Jahres mit der "Kettensäge für die Bürokratie" auf der Bühne stand, war sein Versprechen schon auf die Hälfte eingedampft. Letzte Woche gestand er dann: Es werden wohl nur 150 Milliarden Dollar. Jetzt deutet sich an: Durch vergessene Kosten dürften selbst diese Einsparungen fast vollständig verpuffen.

Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Experten. "Mister Musk hat nicht nur großspurig die Einsparungen schöngerechnet, er hat auch völlig ignoriert, dass er damit exponentiell steigende Kosten verursacht hat", zitiert die Zeitung Max Stier. Dabei sollte der Finanzexperte eigentlich voll hinter Musks Bemühungen stehen: Er leitet die "Partnership for Public Service", eine Organisation, die mehr Effizienz im öffentlichen Sektor erreichen will. "Diese Kosten werden die amerikanische Öffentlichkeit über Jahre belasten", glaubt Stier.

Hohe Kosten durch Elon Musks Vorgehen

Schuld ist vor allem Musks Kettensägen-Ansatz. Statt einer vorsichtigen Suche nach potenzieller Verschwendung hatte Musk bei Doge denselben radikalen Ansatz gewählt, wie bei der Übernahme seines Unternehmens Twitter, heute X: Er ließ massenhaft Mitarbeiter hinauswerfen – um dann im Nachhinein zu schauen, welche man vielleicht doch gebraucht hätte. Das Vorgehen hatte teils absurde Folgen. So hatte Doge erst im Nachhinein bemerkt, dass man die Verantwortlichen für die Sicherheitsüberwachung der Nuklearwaffen entlassen hatte. Und sah sich gezwungen, sie doch wieder einzustellen.

Das Vorgehen sorgte nicht nur für viel Unsicherheit – sondern verursachte auch für jede Menge vermeidbare Kosten. Zum einen sind da die direkten Folgen der Entlassungen: Musk hatte ein Paket an finanziellen Vergütungen schnüren lassen, um den Abgang attraktiv zu machen, versprach eine Bezahlung des Gehaltes bis September. Weil aber viele der Positionen doch gebraucht werden, müssen die Behörden nun einen Teil der Gehälter doppelt zahlen – an Neueinstellungen und die zu Hause sitzenden ehemaligen Angestellten.

Hinzu kommen erst durch die Entlassungen entstandene Kosten. Nach Klagen vieler entlassener Beamter beschäftigen sich gleich mehrere Gerichte mit dem Vorgehen. Weil die Richter häufig gegen Doge entscheiden, muss in der Regel der Staat die Kosten der Verfahren tragen. "Sie können all diese Dinge tun, die sie aktuell tun", erklärt Jeri Buchholz, die jahrzehntelang für mehrere Behörden als Personalchefin arbeitete. "Aber nicht auf diese Weise. Sie müssten entweder von vorne anfangen und korrekt vorgehen oder sie werden jahrelang vor Gericht festhängen", gibt sich die Expertin gegenüber der "NYT" überzeugt. "Das Gesetz ist da sehr eindeutig."

Die teuerste Folge steht noch aus

Die Kosten der chaotischen Kündigungen könnten so hoch ausfallen, dass sie die Ersparnisse fast komplett auffressen, fürchtet Partnership for Public Services deshalb. Nach Berechnungen der Experten dürften durch die Kosten der Gerichtsverfahren, Neu- und Wiedereinstellungen sowie durch Ausfälle in der Produktivität der Behörden alleine dieses Jahr fast 135 Milliarden Dollar an Kosten entstehen. Also 90 Prozent der von Musk verkündeten Einsparungen.

Nach schwerer könnten auf Dauer aber die indirekten Ausfälle wiegen: Weil Musk auch die Steuerbehörde IRS einstreichen ließ, werden von Experten bis zu 350 Milliarden Dollar weniger Steuereinnahmen auf die nächsten zehn Jahre erwartet. Sollte durch eine Unterbesetzung der Behörde eine Zunahme der Steuerhinterziehungen verursacht werden, könnte diese Summe auf 2,4 Billionen Dollar ansteigen, berechnete "The Budget Lab".

Quellen: New York Times, The Budget Lab