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Was "Frugalisten" finanziell unabhängig macht



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Stand: 28.08.2024 06:37 Uhr

Viele Menschen träumen von finanzieller Unabhängigkeit. Sogenannte Frugalisten wollen im Eiltempo Vermögen aufbauen. Dafür sparen und investieren sie jeden Cent. Ist das nur etwas für Besserverdiener?

Constantin Röse

Finanziell unabhängig zu sein, davon träumt auch Florian Wagner. Er gehört zu einer wachsenden Bewegung von Super-Sparern, sogenannten Frugalisten. Der 37-Jährige redet offen über Geld und rechnet vor: Aktuell lege er 4.500 Euro monatlich zur Seite, bei einem Einkommen von 6.000 Euro netto. Der studierte Ingenieur ist mittlerweile selbstständig und kann sich eine so hohe Sparquote leisten.

Schon vor einigen Jahren erfuhr Wagner vom Frugalisten-Trend und hinterfragte seine monatlichen Ausgaben: "Ich bin statt U-Bahn mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, abends habe ich selbst gekocht, einen Wocheneinkauf gemacht und nicht mehr jeden zweiten Tag Döner und Pizza gegessen." Schließlich kündigte Wagner seinen gut bezahlten Job und machte sich selbstständig. "Ich habe meine Lebensqualität so verbessert", sagt der 37-Jährige. Darum gehe es nämlich beim Frugalismus.

Geld fließt in Fonds, Anleihen, Immobilien

Doch Verzicht allein reicht nicht. Frugalisten investieren einen Großteil ihres Einkommens zum Beispiel in Aktienfonds wie etwa ETF. Oft versuchen sie auch, ihr Risiko zu streuen, investieren also zusätzlich in Anleihen oder Immobilien.

Hinter Frugalismus steckt ein Lebenskonzept, das ursprünglich aus den USA kommt. Bekannt gemacht haben es Blogger wie Mr. Money Mustache. Der Kanadier schilderte schon vor Jahren, wie er es geschafft hat, mit 30 Jahren in Rente zu gehen.

Während der Finanzkrise 2008 bekam die "FIRE-Bewegung" ("Financial Independence, Retire Early") immer mehr Anhänger und schwappte auch nach Deutschland über. Wer danach das 25-Fache seiner jährlichen Ausgaben angespart hat, gilt als finanziell unabhängig.

Bis zu 70 Prozent Sparquote

In der Regel liegt die Sparquote von Frugalisten bei 60 bis 70 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sparen Menschen im Schnitt gerade einmal rund elf Prozent ihres Einkommens. Viele können auch gar nicht mehr zur Seite legen.

Die Kritik lautet daher, Frugalismus sei nur etwas für Besserverdiener. "Wenn man gerade mal 1.800 Euro verdient, dann wird man nicht die Hälfte davon sparen können, weil der Großteil davon schon für die Miete draufgehen wird", sagt Thomas Kehl von der Plattform Finanzfluss.

Bis zur Rente mit 40 oder 50 änderten sich außerdem oft die Lebensumstände, so Kehl. Wie realistisch das Ziel sei, müsse jeder für sich selbst durchrechnen. "Bei den meisten Menschen ist es so, dass die Kosten zwangsläufig steigen", sagt der Finanzinfluencer. Kinder, ein Eigenheim oder eine längere Krankheit: Die Sparrate kann sich schnell ändern.

Verzichten auch auf den Urlaub?

Finanzprofis verweisen zudem auf die Gefahr bei der Entnahme des Vermögens. Wenn Aktienkurse ausgerechnet kurz vor dem geplanten Ausstieg fallen, könnte die Frührente in Gefahr geraten. Wichtig sei es deshalb, einen guten Ausstiegsplan zu haben.

Florian Wagner hat eigenen Angaben zufolge mittlerweile ein Vermögen von 480.000 Euro angehäuft. Von seinem Ziel, der Rente mit 40, ist er jedoch etwas abgerückt. Er möchte weiterhin arbeiten, aber nur noch so viel wie er will - und ohne auf einen Urlaub oder einen Restaurantbesuch verzichten zu müssen. "Verzichts- und Einschränkungsentscheidungen mache ich nie. Ich denke mir immer, was wäre, wenn ich morgen durch einen Unfall sterben würde, dann möchte ich eben nichts bereut haben", so Wagner.

Das Konzept des Frugalismus auf Dauer durchzuhalten, ist für viele aus der Szene die größte Herausforderung. Über Nacht jedenfalls werden die wenigsten finanziell unabhängig.

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