1 month ago

Shahed 136: Ukraine will russische Drohne mit Starlink-Antenne gefunden haben



Kurz nach der russischen Invasion wurde Starlink zum wichtigen Baustein der ukrainischen Landesverteidigung. Doch inzwischen scheint auch Russland darauf zuzugreifen.

Bei einem Luftangriff Russlands auf die Ukraine vor einigen Tagen sollen 28 von 32 Shahed-Drohnen abgeschossen worden sein. Soweit leider Alltag im kriegsgebeutelten Land. Drohnen haben sich längst zum Mittel der Wahl für dauerhaften Beschuss entwickelt, denn deren Produktion ist billig und effektive Abwehrmaßnahmen teuer. Doch diesmal machten die Streitkräfte der Ukraine eine besorgniserregende Entdeckung, wie es in einem Bericht des ukrainischen Magazins "Defence Express" heißt.

Demnach sei bei Untersuchungen einer abgeschossenen Drohne eine Starlink-Antenne gefunden worden. Auf Bildern der Trümmer sieht man das Logo des Satelliten-Internetanbieters auf einem der Bauteile. Sollte es Russland gelungen sein, die Drohnen mit Starlink-Antennen auszustatten, wäre mit der Satelliten-Verbindung ein Fernzugriff sowie eine Fernsteuerung der Fluggeräte denkbar. Das wäre ein echter Gamechanger, denn eigentlich orientieren sich die primitiven Drohnen lediglich per GPS beziehungsweise GLONASS und sind nach Einstellen eines vordefinierten Ziels und dem Start auf sich allein gestellt.

Eine stabile Internetverbindung würde aber nicht nur die Änderung der Flugbahn ermöglichen, sondern auch die Echtzeit-Übertragung von Videoaufnahmen an eine Bodenstation. Das würde die ohnehin recht gefährlichen Waffen noch attraktiver für Angriffe machen. 

Shahel Drohne    15.00

Eine Shahed 136 kann einen Gefechtskopf von 40 bis 60 Kilogramm transportieren und fliegt bis zu 185 Kilometer pro Stunde schnell. Die Reichweite gibt der Iran, Ursprungsland des Modells, mit über 2000 Kilometern an. Das wird von westlichen Experten bezweifelt, mehr als 1000 Kilometer scheinen die Drohnen in früheren Einsätzen aber bereits geschafft zu haben. Eine solche Distanz wird durch eine Fernsteuerungsmöglichkeit wesentlich gefährlicher als sie ohnehin schon ist.

Woher kommen die Starlink-Bauteile?

Die Frage lautet nun also: Wie kommt das Bauteil des US-amerikanischen Unternehmens in der Hand von Elon Musk in eine Drohne der Russen? 

Offiziell, also durch einen direkten Einkauf bei SpaceX, kann Russland aufgrund der Sanktionen gegen das Land keinerlei Ware besorgen. Es muss also über Umwege in die Hände der Russen gelangt sein – vergleichbar mit den Tesla Cybertrucks, die der tschetschenische Machthabers Ramsan Kadyrow zuletzt immer wieder den Kameras präsentierte. 

CT 11.43

Wie viel Russland mit den Antennen überhaupt anfangen kann, steht aber auf einem völlig anderen Blatt. Zumindest auf dem eigenen Territorium eigentlich nicht viel. Denn laut der offiziellen Karte von Starlink sind Russland und Belarus vom Empfangsbereich der Satelliten explizit ausgeschlossen. Die Ukraine aber nicht – immerhin ist die Verteidigung des Landes zum Teil von dem Dienst abhängig. Dort garantiert Starlink seit Jahren eine vergleichsweise stabile Verbindung, während die meisten terrestrischen Leitungen tot sind oder unter der Kontrolle Russlands stehen.

Der aktuelle Fund dürfte nun die Diskussion um ältere Berichte neu entfachen. Bereits Anfang des Jahres hieß es, so schrieb etwa die "Tagesschau", dass russische Truppen Starlink im besetzten Teil der Ukraine gegen das Land einsetzen. Damals war die Rede von einer Beschaffung über Dubai, belegt werden konnte das bisher nicht.

SpaceX dementiert Zusammenarbeit mit Russland

SpaceX erklärte daraufhin: "SpaceX hat Starlink in Russland nie verkauft oder vermarktet und hat auch keine Ausrüstung an Standorte in Russland geliefert". Überdies versicherte das Unternehmen von Elon Musk, Terminals, die ohne Erlaubnis genutzt würden, per Fernzugriff abschalten zu wollen. Auch hier finden sich Parallelen zu Kadyrows Cybertrucks, bei denen er in mindestens einem Fall über eine angebliche Stilllegung durch Tesla klagte.

Das Problem: SpaceX kann nur Terminals abschalten, die sich eindeutig in einem unzulässigen Gebiet befinden. Gelingt es aber, die Empfangsstationen in einem Gebiet zu positionieren, in dem Starlink offiziell sendet, lässt sich kaum feststellen, für welchen Zweck die Datenverbindung genutzt wird. 

Eine Signalstörung kann ebenfalls nicht im Interesse der Ukraine sein, da man, wie erwähnt, selbst darauf angewiesen ist. Sollte es Russland gelungen sein, Starlink für sich zu nutzen, hätten die Invasoren völlig neue Kommunikationswege zu Mensch und Material innerhalb der Ukraine.

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